Ärztinnen im Social Web: Chancen erkennen und nutzen

Aus dem Vortrag von Sylvie Bouge

Sylvie Bouge, M.A. ist PR-Redakteurin in Düsseldorf. E-Mail
Soziale Netzwerke sind zu einem wichtigen Kommunikationsmittel geworden. Kein Wunder, denn auf Facebook und Co. kann man sich nicht nur mit Freunden und Kollegen vernetzen, sondern auch schnell und einfach vielfältige Informationen finden. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Hobbys und Interessen, immer mehr Menschen suchen in sozialen Medien nach Empfehlungen, wenn es etwa um die Jobsuche oder einen guten Arzt geht. Gerade in gesundheitlichen Fragen ist das Internet oft die erste Anlaufstelle, in den Gesundheitsforen diskutieren Nutzer über Symptome, Krankheiten und Therapien. Grund genug also für Ärztinnen, selbst im Social Web aktiv zu werden: Der Bedarf nach medizinischem Fachwissen ist groß, und nachdem heute die meisten Praxen und Kliniken eigene Webseiten haben, ist der nächste logische Schritt, auch in sozialen Netzwerken präsent zu sein.

Ganz klar: Im Social Web einen Dialog mit Patienten zu führen, zählt nicht zu den dringlichen Anliegen einer Ärztin. Der Arbeitstag in Praxis oder Klinik ist lang, anstrengend und angefüllt mit ernsten Problemen. Außerdem setzen Schweigepflicht, Datenschutz und Fernbehandlungsverbot der Kommunikation über medizinische Themen im Netz enge Grenzen. Daher fragen sich viele Ärztinnen: Worüber kann und darf ich in sozialen Medien mit Patienten überhaupt sprechen? Wann soll ich dafür die Zeit finden? Muss ich das wirklich tun?

Soziale Medien gezielt einsetzen
Sie müssen nicht! Aber Sie können – und ein Blick auf die Vorteile von Social-Media-Aktivitäten lohnt sich allemal. Soziale Medien sind günstige und moderne Marketinginstrumente mit hoher Reichweite. Ihre Beiträge erreichen Patienten und Interessierte dort, wo sie ohnehin schon (virtuell) unterwegs und offen für interessante, nützliche Informationen sind. Ist eine Patientin oder ein Patient zum Beispiel Fan Ihrer Praxis auf Facebook, sieht sie oder er auf der Facebook-Startseite Ihre Beiträge. Ob geänderte Sprechstundenzeiten oder neue Leistungen, die Patienten erfahren davon, ohne danach gesucht zu haben. Sie freuen sich über den Service und die Patientenbindung wird gestärkt.

Zudem verbessern Sie mit einem Social-Media-Auftritt Ihrer Praxis oder Klinik und regelmäßigen, mehrwertigen Beiträgen (inklusive Link zu Ihrer Website) Ihr Suchmaschinen-Ranking und damit Ihre Auffindbarkeit im Internet. In Zeiten, in denen Menschen immer öfter im Netz nach Ärztinnen und Ärzten suchen oder zumindest die Empfehlungen von Freunden überprüfen möchten, ein wichtiger Faktor.

Berufliches Netzwerk mit XING pflegen
Aber welche sozialen Netzwerke eignen sich für den Dialog mit Kollegen und Patienten? Möchten Sie sich mit Kollegen und Fachleuten anderer Branchen (Rechtsanwälten, Finanzberatern, Marketingspezialisten etc.) vernetzen, ist ein persönliches Profil auf XING, dem größten Berufsnetzwerk im deutschsprachigen Raum, empfehlenswert. Neben früheren und aktuellen Kollegen können Sie hier Jobs oder Dienstleister finden, in Fachgruppen diskutieren und Ihr Netzwerk mit wenig Zeitaufwand pflegen und erweitern.

Mit Patienten via Facebook und Twitter kommunizieren
Wenn Sie sich an Ihre Patienten und gesundheitsinteressierte Nutzer wenden möchten, ist Facebook oder Twitter eine gute Wahl. Hier können Sie ein Unternehmensprofil für Ihre Praxis oder Klinik anlegen und treten dabei nur in Ihrer Rolle als Ärztin auf. So können Sie Privates von Beruflichem trennen, denn selbst wenn Sie über ein privates Profil in einem der Netzwerke verfügen, können und sollten Sie Patienten stets auf das Unternehmensprofil Ihrer Praxis oder Klinik verweisen.

Inhaltlich ist für Ärztinnen auf Facebook und Twitter vieles möglich: Sie können über Grundlegendes wie Sprechstundenzeiten und Leistungen informieren, das Team vorstellen, interessante Artikel aus dem Netz weiterempfehlen oder Anekdoten aus dem Praxisalltag erzählen. Dies sind nur einige Anregungen, wichtig ist, dass Sie auf eine Weise kommunizieren, die zu Ihnen und Ihren Patienten passt – oder den Patienten, die Sie neu für sich gewinnen möchten.

Ratsam ist ebenfalls, sich für den Einstieg Unterstützung zu sichern: Eine Agentur oder ein Freiberufler mit Expertise im Social-Media-Marketing und idealerweise auch Erfahrung im Gesundheitswesen. Ihr Dienstleister kann nicht nur das Profil für Sie anlegen und für einen professionellen Auftritt sorgen, er oder sie prüft zudem die rechtlichen Rahmenbedingungen und hilft Ihnen bei Ihren ersten Schritten im Social Web. Kleiner Tipp: Sprechen Sie den Dienstleister an, der Ihre Website entwickelt hat.
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