Arzneimittel-Expertin Constanze Schäfer:
Bei Psychopharmaka mehr auf den „kleinen Unterschied“ achten

Pressemitteilung
03.09.2007
Vom 20. bis 23. September 2007 findet der 30. Wissenschaftliche Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. in Regensburg statt. Sein Motto „Lebensqualität – Anspruch und Realität“ wird in einer Reihe von Referaten facettenreich beleuchtet. Wir stellen hier die Referentinnen und ihre Themen vor.
Heute: Constanze Schäfer, Apothekerin, Düsseldorf.

„Die Unterschiedlichkeit der Wirkweise von Psychopharmaka auf Frauen und Männer ist ebenso ungenügend untersucht wie altersbezogene Aspekte der Pharmakotherapie.“ Das stellt Constanze Schäfer von der Apothekerkammer Nordrhein mit Blick auf ihr Thema „Geschlechtsspezifische Aspekte der Pharmakotherapie mit Psychopharmaka“ fest. Sie referiert diese Problematik beim 30. Wissenschaftlichen Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes im September in Regensburg.

Besonders die Anwendung von Benzodiazepinen als Schlaf- und Beruhigungsmittel ist kritisch zu bewerten. Frauen, so Constanze Schäfer, erhalten derartige Medikamente zwei- bis dreimal häufiger als Männer. Das hohe Abhängigkeitspotenzial der Präparate bringt es mit sich, dass 1,1 Millionen Menschen – davon die Mehrzahl Frauen – in Deutschland von diesen Substanzen abhängig sind. Dass zudem im Alter gerade Benzodiazepine wegen gravierender Nebenwirkungen geringer dosiert werden müssen, wird zu wenig beachtet. So kommt es u. a. bei älteren Frauen häufig unter Benzodiazepinen zu Stürzen und Oberschenkelhalsbrüchen.

Aber nicht nur Schlafstörungen, sondern auch in der Diagnose und Therapie von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen müssen geschlechtsspezifische Aspekte stärker berücksichtigt werden. Deshalb drängt die Expertin darauf, nach Alternativen zu Psychopharmaka zu suchen. Darüber hinaus müssten, so Schäfer, gezielte Studien und Forschungsarbeiten intensiviert werden, die sich der geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede bei der Pharmakotherapie annehmen.
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