Befragung des Deutschen Ärztinnenbunds zur
Kinderbetreuung an deutschen Kliniken und Krankenhäusern -Abschlussbericht 1

Berlin, 24. April 2006. Der Deutsche Ärztinnenbund führte 2005 eine Umfrage zu Kinderbetreuung an deutschen Kliniken durch. Im Vordergrund stand die Frage nach familienfreundlichen Angeboten und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Hierbei spielten Öffnungszeiten, die Anzahl der vorhandenen Plätze, das Vorhandensein von Wartelisten, alternative Angebote für Kinder und Jugendliche, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Einrichtungen eine entscheidende Rolle. Bezüglich der familienfreundlichen Angebote wurde nach Hausaufgabenbetreuung, Mittagstisch und dem Umgang mit Arbeitszeitmodellen (Teilzeit) gefragt. Auch zukünftige Betreuungsangebote waren von Interesse. Außerdem wurde nach den finanziellen Belastungen für die Kliniken und Kommentaren gefragt. Ebenfalls erhoben wurde die Anzahl der Betten und (ärztlichen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt wurden 2222 Fragebögen verschickt, wobei die Adressdaten in der Regel von den Krankenhausgesellschaften der jeweiligen Bundesländer zur Verfügung gestellt wurden. Es haben sich Krankenhäuser aller Bundesländer beteiligt - allerdings mit z. T. erheblichen Unterschieden bezüglich des Rücklaufs bei den einzelnen Bundesländern.

- Ba-Wü: 268 Bögen verschickt 88 Bögen zurück (= 32,84%)
- Bayern: 406 Bögen verschickt 148 Bögen zurück (36,45%)
- Berlin: 121 verschickt 26 Bögen zurück (= 21,49%)
- Brandenburg: 47 Bögen verschickt 17 Bögen zurück (= 36,17%)
- Bremen: 15 Bögen verschickt 5 Bögen zurück (= 33,33%)
- Hamburg: 66 Bögen verschickt 14 Bögen zurück (= 21,21%)
- Hessen: 177 Bögen verschickt 69 Bögen zurück (= 38,98%)
- MV: 35 Bögen verschickt 12 Bögen zurück (= 34,29%)
- Nieders: 208 Bögen verschickt 15 Bögen zurück (= 7,21%)
- NRW: 444 Bögen verschickt 147 Bögen zurück (= 33,11%)
- Rh.-Pfalz: 117 Bögen verschickt 37 Bögen zurück (= 31,62%)
- Saarland: 26 Bögen verschickt 14 Bögen zurück (= 53,85%)
- Sachsen: 82 Bögen verschickt 41 Bögen zurück (= 50,00%)
- Sachsen-Anhalt: 52 Bögen versch. 25 Bögen zurück = 48,08%
- Schl.-Holstein: 103 Bögen versch. 44 Bögen verschickt (= 42,72%)
- Thüringen: 55 Bögen verschickt 19 Bögen zurück (= 34,55%)

Die durchschnittliche Beteiligung an dieser bundesweiten Umfrage lag bei einem Drittel. Lediglich in den Bundesländern Saarland (53,85%) und Sachsen (50,00%) beteiligten sich (mehr als) die Hälfte der befragten Krankenhäuser. Niedersachsen weist mit insgesamt 7,21% die mit Abstand geringste Teilnahme an der Umfrage auf. In den Ländern Berlin und Bremen lag die Beteiligung unter einem Drittel.
Insgesamt liegen dem Deutschen Ärztinnenbund 721 Bögen vor, die allerdings nicht zu allen Fragen auswertbar waren. Dies entspricht einer Quote von 32,45%. Im Ost-West-Vergleich war der Rücklauf in etwa ausgewogen: Die Rücklaufquoten lagen bei 31,75% bzw. einem Wert von 581 Bögen für die westdeutschen Länder bzw. bei 35,71% und einem Wert von 392 beteiligten Häusern für Ostdeutschland.

107 Kliniken der insgesamt 721 geben an, über Kinderbetreuungsangebote zu verfügen. Das entspricht einem Anteil von 14,84%. Von diesen Kliniken mit Kinderbetreuung geben 70 Kliniken an, Wartelisten auf die Betreuungsplätze zu haben.

Bezüglich der Altersgruppen der Kinder, für die Betreuung angeboten wird, fällt folgendes auf: Bundesweit gaben insgesamt 97 Kliniken an, 3-6-Jährige zu betreuen, während 84 Häuser Angebote für Kleinkinder im Alter von 0-3 Jahren aufweisen. Lediglich 36 Krankenhäuser stellen Betreuung für Kinder im schulpflichtigen Alter von 6-10 Jahren zur Verfügung. Auffallend ist das Angebot vor allem für 3-6-Jährige. Die Zielgruppen der Kliniken unterscheiden sich in den Alten und Neuen Bundesländern: Während in Ostdeutschland mit 21 Kliniken vor allem Betreuung für 0-3 bzw. 3-6 Jährige angeboten wird, so weisen 77 westdeutsche Kliniken vor allem Angebote für Kinder im Alter von 3-6 Jahren auf. In den Alten Bundesländern bieten zudem 63 Häuser Betreuung für 0-3-Jährige und weitere 33 Kliniken Hausgabenbetreuung an. Lediglich 3 ostdeutsche Kliniken (je eine in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt) ermöglichen Hausaufgabenbetreuung. (Diagramme zeigen die Verteilung der Angebote nach Altersgruppen und Bundesländern)

Betrachtet man die Häusergrößen (Kliniken nach Anzahl der Betten) so wird deutlich, dass mit 40 Einrichtungen vor allem die großen Häuser mit mehr als 600 Betten Kinderbetreuung anbieten, gefolgt von der Gruppe von 32 der kleinen Krankenhäuser, d.h. denen mit weniger als 300 Betten. Insgesamt 28 Einrichtungen mittlerer Größe, d.h. mit einer Bettenzahl zwischen 300 und 600, gewährleisten ebenfalls Kinderbetreuung. Während in den Alten Bundesländern die Verteilung auf die drei Gruppen relativ ausgewogen war (23 bei <300 Betten, 25 bei 300 bis < 600 Betten und 29 bei >/= 600 Betten), so zeigte sich für die Neuen Bundesländer ein anderes Bild: Die größeren und kleineren Krankenhäuser weisen in 11 bzw. 9 Fällen Kinderbetreuung auf, wobei lediglich 3 Krankenhäuser mit 300 bis 600 Betten Angebote für Kinder anbieten.

Bei den sonstigen familienfreundlichen Angeboten fällt auf, dass die kleinsten Häuser seltener familienfreundliche Angebote wie Mittagstische, Teilzeitmodelle oder Hausaufgabenbetreuung anbieten als die mittleren und großen Häuser. Dies wird in den Kommentaren häufig damit begründet, dass sich dies finanziell nicht lohnen würde, weil die Nachfrage an diese Dienstleistungen zu gering sei, bzw. weil es finanziell für diese Häuser nicht machbar sei. Im Ost-West-Vergleich zeigt sich, dass in den Alten Bundesländern etwas häufiger diese Angebote zu finden sind (vgl. Diagramme).

Auswertung:
Dr. Susanne Dettmer
Charité Campus Virchow Klinikum
BMBF-Projekt „Karriereplanung für Ärztinnen“
Tel. 030/450 55 10 75
susanne.dettmer@charite.de