DÄB-Umfrage zeigt: Doppelspitze in der Medizin hat Zukunft

Pressemitteilung
29.11.2018
Die Wortneuschöpfung „Topsharing“ bezeichnet auch in der Medizin ein Arbeitszeitmodell, bei dem zwei Führungskräfte die gemeinsame Verantwortung zum Wohle der Patientinnen und Patienten übernehmen. Topsharing ist damit insbesondere für Ärztinnen ein wesentlicher Schritt zu mehr Familienfreundlichkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Privatleben.

Unter Leitung von Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk hat der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) 2018 eine erste orientierende Meinungsumfrage unter Internistinnen zum Thema Doppelspitze gestartet.

Die Umfrage, die von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank gefördert wurde und eine sehr hohe Rücklaufquote hatte, ergab, dass auch in Universitätskliniken ein großes Interesse an der viel zitierten Work-Life-Balance besteht: 76 Prozent der Befragten würden sich allein auf eine geteilte Spitzenposition bewerben, 71 Prozent konnten sich eine gemeinsame Bewerbung vorstellen.92 Prozent der Befragten fanden, dass sich unterschiedliche Arbeitsrhythmen im gegenseitigen Einvernehmen und nach den Möglichkeiten des Faches regeln ließen.

Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarzcyk, Vizepräsidentin des DÄB ist optimistisch:

„Doppelspitzen liegen als Variante der Führung in der Arbeitswelt im Trend. Bei der Hochschulmedizin ist eine geteilte Führung jedoch derzeit noch eine Rarität. Die meisten Führungskräfte fürchten nach wie vor einen Karriereknick, wenn sie in Elternzeit gehen. Die häufig zitierte Work Life Balance kann nur individuell definiert werden, denn es geht dabei um die innere, persönliche Balance bei einer Doppelspitze, die Vertrauen und Verlässlichkeit schafft. Erste Beispiele und die Ergebnisse der DÄB-Umfrage stimmen optimistisch, sich als Doppelspitze mit einem Konzept zur Gestaltung des Faches zu bewerben. Meiner Ansicht nach ist in fast allen Fächern der klinischen Medizin, eine Doppelspitze möglich. Überall gibt es Teilzeitstellen, warum nicht hier?“

Im Januar dieses Jahres wurde zum Beispiel der bisherige Lehrbereich für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg durch einen Lehrstuhl ersetzt, an dessen Spitze zwei Professorinnen stehen, die sich die vielfältigen Aufgaben in Forschung und Lehre teilen und Verantwortung nicht länger einsam tragen und Erfolge gemeinsam feiern können.
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