DÄB beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie:
Ärztinnen für das chirurgische Fach - aber
Die Rahmenbedingungen müssen stimmen!

Pressemitteilung
24.10.2007
„Zukunft der Orthopädie-Chirurgie: work-life-balance UND Karriere?“ lautete das Thema einer Sitzung beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC, die von Ärztinnen, die im Deutschen Ärztinnenbund e. V. aktiv sind, organisiert worden ist.
Die chirurgischen Fächer haben seit einiger Zeit spürbare Nachwuchsprobleme. Dabei werde deutlich, so hob Dr. Astrid Bühren, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, her, dass auch Ärztinnen zunehmend für dieses Fach gewonnen werden sollten. Dies könne nur gelingen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: gleiche Karrierechancen für Ärztinnen und die Vereinbarkeit von Familie und Chirurgenberuf.

Dr. Bühren verwies in Berlin auf ihre Meinungs-Umfrage zum Fachgebiet Chirurgie, bei der sich ergab: Eine Reihe Studentinnen verfolgt bereits dezidiert den Berufswunsch Chirurgin, nutzt die vorhandenen Möglichkeiten konsequent und lässt sich durch nichts abschrecken. Weiter stellte sich heraus, dass die Erfahrungen der angehenden ÄrztInnen im Praktischen Jahr in Bezug auf das Fach Chirurgie sehr unterschiedlich sind. Hier bedürfe es dringend einer bundesweit durchzusetzenden Strukturierung und qualitätsgesicherter Ausbildungsbedingungen.
Der häufig in der Chirurgie noch geltende Grundsatz für Studierende im Praktischen Jahr – „Mund halten, Haken halten, durchhalten“ sei nicht dazu angetan, junge Ärztinnen und Ärzte, die sich noch nicht endgültig für ein anderes Fach entschieden haben, für den anstrengenden Beruf am Operationstisch zu motivieren. Weibliche Studierende, mahnte Dr. Bühren an, vermissten sehr häufig Frauen als Vorbilder in der Chirurgie. Das sei kein Wunder, denn bisher sind nur 14 Prozent aller Chirurgen weiblich, und in den Leitungsebenen sind kaum Frauen zu finden. In der Unfallchirurgie seien dies, so Dr. Bühren, 0.7 Prozent und in der Orthopädie 2,5 Prozent. Als Fazit ihres Vortrags forderte die DÄB-Präsidentin:
  • die Reduzierung der alltäglichen überbordenden Bürokratie in Klinik und Praxis,
  • die Einhaltung familienorientierter Arbeitszeiten,
  • wohnort- und arbeitsplatznahe sowie arbeitszeitkompatible Betreuungsangebote für die Kinder der Ärztinnen und Ärzte.
  • eine strukturierte Weiterbildung in Teilzeit,
  • gleichberechtigte Einteilung von Ärztinnen zu den Operationen,
  • keine verbale Diskriminierung von Studentinnen und Ärztinnen,
  • eine positive Einstellung der Vorgesetzten zur Elternzeit auch für Väter,
  • Konzepte zur Wiedereingliederung in die Weiterbildung nach der Elternzeit,
  • attraktive Angebote für die Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin.
Nur so werde es besser möglich, dem drohenden Ärztemangel zu begegnen und die chirurgische Versorgung der Bevölkerung in guter Qualität aufrechtzuerhalten.

Weitere ReferentInnen waren:
Prof. Dr. Anke Eckardt, Rheinfelden, die sich aus Sicht einer orthopädischen Chefärztin zum Thema äußerte, die unfallchirurgische Oberärztin PD Dr. Julia Seifert, Berlin, sowie
Dr. Angelika und PD Dr. Klaus-Dieter Schaser, Berlin, die über ihre Erfahrungen eines orthopädisch-unfallchirurgischen Elternpaares berichteten.
Gemeinsam moderierten Dr. Astrid Bühren und Dr. Almut Tempka, Thoraxchirurgin an der Berliner Charité, die Sitzung.

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