Die mangelnde Berücksichtigung von Frauen in der medizinischen Forschung- Ausmaß und Auswirkungen am Beispiel der Koronaren Herzkrankheit

Die lange übliche Praxis, medizinische Studien zum großen Teil ausschließlich an männlichen Probanden durchzuführen, wird seit Beginn der 80er Jahre zunehmend kritisch diskutiert. Es bestehen jedoch kaum systematische Untersuchungen zum Ausmaß der Unterrepräsentation von Frauen in der medizinischen Forschung und ihren möglichen Auswirkungen.

Um die Berücksichtigung von Frauen in Studien zur Epidemiologie der Koronaren Herzerkrankung (KHK) zu erfassen, wurden mit Hilfe von MED-LINE von 1/1980 bis 3/1993 605 Studien erfaßt und die dazugehörigen Abstracts ausgewertet.

In 364 (60,2%) der Abstracts wurde das Geschlecht der Studienteilnehmer angegeben. An 56% dieser Studien waren weibliche Probanden beteiligt, wobei der Anteil von Studien mit Frauenbeteiligung zwischen 1980 und 1993 von 36% auf 70% anstieg. Insbesondere ältere Frauen wurden selten untersucht. Nur 3,1% aller weiblichen Studienteilnehmer nahmen an Studien teil, deren obere Altersgrenze über 70 Jahren lag. Bei den Männern waren es dagegen 15,1%.

Die verschiedenen Formen der KHK wurden bei Frauen und Männern unterschiedlich häufig untersucht: Studien zum Herzinfarkt wurden in fast 50% an reinen Männerkollektiven durchgeführt, bei der Angina Pectoris waren es 33%.

In den 605 Arbeiten wurden insgesamt 165 verschiedene Risikofaktoren der KHK untersucht. Der Frauenanteil lag für Studien zu den verschiedenen Risikofaktoren zwischen 76% (Diabetes) und 7,5% (Beruf). Risikofaktoren (z. B. Rauchen) haben auf Frauen und Männer einen unterschiedlichen Effekt.

Unsere Studie zeigt, daß Frauen in der Forschung zur Epidemiologie der KHK ungenügend berücksichtigt wurden und die bei Männern beobachteten Ergebnisse nur bedingt auf Frauen übertragbar sind.
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