Dr. Astrid Bühren: Kinderbetreuungsangebote sind sinnvoll, um Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten mit Kindern zu begegnen

Angeregt durch DÄB-Umfrage: Weitere Kliniken planen Kitas

Pressemitteilung
23.05.2006
Mit der Bekanntgabe der Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. bei allen deutschen Kliniken und Krankenhäusern zu den Angeboten der Kinderbetreuung wurde ein beachtliches Echo ausgelöst. Mehrere Kliniken prüfen inzwischen die Möglichkeiten für die Einrichtung von Kitas sowie weitere familie-norientierte Angebote.

„Wir haben den Finger auf eine Wunde gelegt,“ so Dr. Astrid Bühren, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, zu Beginn des 109. Deutschen Ärztetages in Magdeburg. „Es ist nicht länger zu akzeptieren, dass uns junge und gut ausgebildete Ärztinnen für die qualifizierte medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten im wahrsten Sinne verloren gehen, weil es noch viel zu viele medizinische Einrichtungen nicht für notwendig erachten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit entsprechenden Angeboten zu gewährleisten. Nur sieben Prozent der Krankenhäuser in Deutschland, das zeigte die DÄB-Umfrage, verfügen über derartige Angebote.“

Für Eltern im Arztberuf sei es besonders schwierig, ihre Kinder während der üblichen Klinikdienstzeiten, die ja in der Regel am frühen Morgen beginnen und oft bis spät abends dauern, gut versorgt zu wissen Dabei zeigen die bisher wenigen positiven Beispiele, dass Kinderbetreuungseinrichtungen an Krankenhäusern auch wirtschaftlich sinnvoll sind: Langfristige MitarbeiterInnenbindung und eine hohe Einsatzbereitschaft der Ärztinnen und Ärzte sind zu verzeichnen. So hat z. B. die Unfallklinik Murnau seit fast 30 Jahren eine Kita, mit der dies unter Beweis gestellt wird. Im Uniklinikum Halle ist erst vor wenigen Wochen eine Kita mit einem anspruchsvollen Betreuungskonzept ins Leben gerufen worden, bei der auf Grund der großen Nachfrage bereits über eine Erweiterung nachgedacht wird.

Interesse für die Ergebnisse der Fragebogenaktion des Deutschen Ärztinnenbundes mit dem Ziel eigener Angebote hat z. B. das Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam, signalisiert. Auch der Katholische Krankenhausverband will die Ergebnisse publizieren, um bei seinen Mitgliedshäusern Überlegungen in Richtung Kinderbetreuung anzustoßen. Die Gründung einer klinikumseigenen Kita ist auch im Universitätsklinikum Jena in der Diskussion.

Der Deutsche Ärztinnenbund hat inzwischen, gemeinsam mit dem Hausärzteverband, eine Bestandsaufnahme der Kinderbetreuungsangebote für ÄrztInnen in der Hausarztpraxis gestartet. Darüber hinaus sind gemeinsame Aktivitäten auch mit den „Lokalen Bündnissen für Familie“ vorgesehen.

Dr. Astrid Bühren sieht in der Initiative des DÄB für mehr und qualifizierte Kinderbetreuung in Kliniken und für niedergelassene ÄrztInnen nicht zuletzt eine Möglichkeit, dem wachsenden Ärztemangel zu begegnen sowie die Abwanderung junger Ärztinnen und Ärzte mit Kindern oder Kinderwunsch in Länder, in denen familienfreundlichere Arbeitsbedingungen geboten werden, zu verhindern.


Informationen und Vermittlung von Interviews mit Dr. Astrid Bühren:
Annegret Hofmann
Pressesprecherin
Deutscher Ärztinnenbund e. V.

Mobil: 0170 546 19 12
Mail: annegret.hofmann@mediencity.de
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