Dr. med. Astrid Bühren und Dr. med. Regine Rapp-Engels zum Welt-Aids-Tag 2012

HIV-positive Frauen dürfen weltweit nicht in Vergessenheit geraten - Politik, Wissenschaft und Pharmaindustrie sind gefordert

Pressemitteilung
30.11.2012
Anlässlich des Welt-Aids-Tages 2012 erklärt der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) zur Situation von infizierten Frauen: Während HIV/AIDS in der westlichen Welt eine beherrschbare Erkrankung mit langen Überlebenszeiten geworden ist, ist die Lage für große Teile der Weltbevölkerung dramatisch. Laut UNAIDS, dem AIDS-Programm der Vereinten Nationen, waren Ende 2010 weltweit 34 Millionen Menschen mit HIV infiziert, die meisten leben in Afrika südlich der Sahara. Der Anteil der Frauen mit einer Infektion ist seit Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt heute weltweit bei fünfzig Prozent. Die internationalen Entwicklungsziele der UN (Millennium Goals) sehen vor, die Ausbreitung von HIV/Aids bis zum Jahr 2015 zum Stillstand zu bringen. Davon sind die meisten Staaten jedoch noch weit entfernt.

Dr. med. Astrid Bühren, Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, erklärt dazu: „Das hohe Infektionsrisiko von Frauen vor allem im südlichen Afrika hängt eng mit ihrer ökonomischen Situation, der fehlenden Durchsetzung ihrer sexuellen und reproduktiven Rechte und dem hohen Ausmaß an Gewalt gegen Frauen zusammen. Frauen haben weltweit keinen ausreichenden Zugang zu Prävention, Behandlung und Hilfsangeboten einschließlich HIV-Tests. Diese Problematik wurde kürzlich auch bei einer Regionalkonferenz des Weltärztinnenbundes in Kairo diskutiert. Die globale Antwort auf HIV muss daher darauf ausgerichtet sein, Prävention intensiv zu fördern, den Zugang zu Tests und Therapien zu garantieren und die Übertragung der Infektion auf ein Kind unter der Geburt und durch Stillen zu verhindern. HIV-positive Frauen dürfen weltweit nicht in Vergessenheit geraten“.
In Deutschland ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gegenüber 2011 ein leichter Anstieg der Menschen, die mit HIV/AIDS leben, zu verzeichnen: Ende 2012 waren etwa 15.000 Frauen, 63.000 Männer und 200 Kinder infiziert. Dank wirksamer Therapien sterben in Deutschland weniger Menschen an Aids. als sich neu mit dem HI-Virus anstecken. Dadurch wächst die Gruppe der HIV-Infizierten immer weiter. Etwa jede fünfte HIV-Infektion wird bei einer Frau festgestellt.

Dr. med. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes: „Wie in allen medizinischen Studien sind auch in der HIV-Forschung Frauen weltweit noch immer unterrepräsentiert, hier fehlt das notwendige Wissen, um richtig behandeln zu können. Auch die sozioökonomischen und sozialen Lebenswelten von HIV-positiven Frauen bedürfen einer spezifischen Betrachtung. HIV und AIDS haben in der westlichen Welt zwar ihre Schrecken verloren, doch auch heute noch gibt es Ausgrenzung und Diskriminierung im Alltag, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Der Deutsche Ärztinnenbund bekräftigt daher seine Forderung nach einer nach Geschlecht differenzierenden Forschung und Versorgung, die auch die psychosoziale Ebene mit einbezieht. Dabei sind Politik, Wissenschaft und Pharmaindustrie ebenso gefordert wie die Gesellschaft“.
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