Lonely sweet hearts - vergessene DiabetikerInnen-Herzen

Zur Zeit leben ca. 4 Mio. Menschen mit einer gesicherten Diabetes-Erkrankung in der Bundesrepublik Deutschland. Die Anzahl derjenigen, die eine Schulung zu Ursache und Behandlung ihrer Erkrankung mitgemacht haben, liegt bei ca. 10 - 15%, und die derjenigen, die eine gute Blutzuckereinstellung aufweisen, liegt ebenfalls in dieser Größenordnung. In dem Vortrag wird anhand der Aussagen uns überwiesener Patienten/innen und ca. 60 uns überweisender Ärzte/innen, eine Ursachenanalyse des oben beschriebenen Zustandes der geringen Schulungszahlen und der häufig schlechten Blutzuckereinstellungen versucht. Da die Zahl der behandlungsverweigernden Patienten/innen nach intensiver Aufklärung und Schulung unter 5% liegt, rnüssen Faktoren in der bisherigen ärztlichen Betreuung für diesen Zustand verantwortlich sein. Dabei geht es nicht um diejenigen Kollegen/innen, die die Schwere des Krankheitsbildes und der Folgeerkrankungen nicht einsehen und Blutzuckernüchternwerte bei Patienten/innen von 200 als harmlose Alterserscheinungen abtun. Es gilt Behandlungsstrukturen offen zu legen, die auch bei Ärzten/innen, die sich um ihre Patienten/innen gut kümmern und sich der möglichen Folgen der Erkrankung bewußt sind, zum Nicht-Erreichen der Behandlungsziele führen.
  1. Ausnahmslos haben alle Patienten/innen von ihrem/ihrer Hausarzt/in den Rat erhalten, eine Diät einzuhalten, egal, ob sie dick oder dünn waren. Dies steht im krassen Gegensatz zu den wirklich vorhandenen Kenntnissen und Fähigkeiten auf Seiten der Ärzte/innen. Weder in der Ausbildung, noch in der Weiterbildung werden diesbezüglich tiefgreifendere Kenntnisse vermittelt (von spez. Abteilungen abgesehen).
  2. Von den meisten Ärzten/innen wird den Patienten/innen bei Diagnosestellung eine tiefgreifende Änderung des Lebensstils eingefordert (z.T. steht dies auch schriftlich auf der uns zugehenden Überweisung), tiefgreifende Änderungen des Lebensstils sind aber keine Sache des Wissens - wie wir an rauchenden Medizinern/innen leicht ersehen können -, sondern sind jahrelang eingeübte Mechanismen, die zum Teil das Überleben von Patienten/innen in ihrer jeweiligen Situation sichern.
  3. Gerade bei dicken Patienten/innen führt das Verhaften in alten Verhaltensweisen zu einer ungeheuren Frustration von Ärzten/innen, die diese Menschen doch gerne zu ihrem Besten verschlanken wollen und die dies oft als Voraussetzung für eine effiziente Behandlung ansehen: "Wenn Sie nicht abnehmen, kann ich Ihren Zucker nicht runterbekommen." Der/die Patient/in nimmt denn auch oft diese Schuldzuweisung an, womit dann wirklich jeder effektive Behandlungsversuch unterbleibt.
  4. Auch Ärzte/innen haben Angst vor Spritzen und oft erleben wir gerade von Ärzten/innen die größten Vorbehalte gegen eine intensivierte Insulintherapie (4-6 Injektionen/Tag). Hingegen genießen die meisten Patienten/innen den Vorteil der möglichen Selbststeuerung des Blutzuckers und der Insulintherapie und der damit verbundenen für sie normalen Lebensweise.
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