12. Wissenschaftspreis des DÄB an Dr. med. Marianne Hahn verliehen

Thema: Haben es Frauen schwerer, nach einem Schlaganfall wieder zu arbeiten?

Pressemitteilung
25.10.2024
DÄB-Präsidentin Dr. Christiane Groß, Preisträgerin Dr. med. Marianne Hahn, Laudatorin Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk, frühere langjährige Juryvorsitzende des DÄB-Wissenschaftspreises (v. l.)
Beide Fotos: DÄB/Catharina Tews
Dr. med. Marianne Hahn von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die Preisträgerin des 12. Wissenschaftspreises des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. (DÄB). Die Auszeichnung würdigt ihre Arbeit über mögliche geschlechtsbedingte Unterschiede bei der Reintegration in den Beruf von Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Der mit 4000 Euro dotierte Preis wurde Dr. Marianne Hahn heute in Berlin beim offiziellen Festakt des DÄB anlässlich des 100. Gründungstags der fächerübergreifenden Vertretung von Ärztinnen und Zahnärztinnen in Deutschland überreicht.

Als Clinician Scientist und Ärztin in Weiterbildung interessiert sich Dr. Marianne Hahn in ihrer forscherischen Tätigkeit unter anderem für Themen rund um die Versorgungsrealität von Patientinnen und Patienten in Deutschland. In ihrer nun ausgezeichneten Arbeit war sie der Frage nachgegangen, ob womöglich das Geschlecht von Schlaganfallbetroffenen die Chancen auf eine erfolgreiche Rückkehr ins Arbeitsleben mitbeeinflusst – neben offensichtlicheren Faktoren wie beispielsweise dem Ausmaß der Behinderung, das nach einigen Monaten noch besteht. Laut ihrer Studie ist für Frauen tatsächlich die Wahrscheinlichkeit um 60 Prozent geringer als für Männer, drei Monate nach dem einschneidenden Schlaganfall wieder berufstätig zu sein. Das ist gravierend, denn die Möglichkeit zu Teilhabe trägt sehr zur Lebensqualität der Betroffenen bei. In der Auswertung kommt die Preisträgerin zu dem Schluss, dass Rehabilitationsmaßnahmen und berufliche Wiedereingliederung womöglich stärker als bisher an Aspekten orientiert werden müssen, die für Frauen bisher Hürden darstellen. Welche das sind müsse noch deutlich mehr erforscht werden. Die Arbeit plädiert für eine individuellere Betrachtung und eine größere Aufmerksamkeit, um mögliche systemische Nachteile aufzuspüren und auszugleichen.

In ihrer Laudatio hob Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk, frühere langjährige Juryvorsitzende des DÄB-Wissenschaftspreises, die Bedeutung geschlechtersensibler Forschung hervor. Studien wie diese seien erforderlich, um die aktuelle Versorgungslage besser zu verstehen, Lücken oder einen unterschiedlichen Bedarf bei Patientinnen und Patienten zu erkennen und beheben zu können. Die ausgezeichnete Arbeit ist 2022 in der Fachzeitschrift Stroke erschienen (doi: 10.1161/STROKEAHA.121.037386). Kaczmarczyk betonte die hohe Relevanz der wissenschaftlichen Tätigkeit von Marianne Hahn. Sie gehe gendermedizinische Fragen an, die für Patientinnen und Patienten, das Gesundheitssystem und das Sozialsystem enorm wichtig seien. „Aus Sicht Betroffener ist die Frage, wie es nach einer Erkrankung weitergeht, besonders entscheidend“, betonte sie. Von einer genderspezifischen Betrachtung profitieren alle, Frauen und Männer.

Bei der Preisverleihung präsentierte Marianne Hahn ihre Arbeit in einem Kurzvortrag. Das Beispiel ihrer Arbeit über den Schlaganfall verdeutliche, wie wichtig es sei, genderspezifische Unterschiede im Zuge einer patientenzentrierten Gesundheitsforschung zu erkennen.