Foto: privat

150. Geburtstag von Hermine Heusler-Edenhuizen: Gründungsvorsitzende des Bundes Deutscher Ärztinnen

Hermine Edenhuizen kam am 16. März 1872 in Pewsum bei Emden zur Welt. Der Vater war Landarzt, ihre Mutter starb, als Hermine neun Jahre alt war. Nachdem sie in Berlin die von der Pädagogin und Frauenrechtlerin Helene Lange angebotenen Gymnasialkurse für Mädchen und Frauen besucht hatte, bestand sie im März 1898 die Abiturprüfung. Anschließend wollte sie Medizin studieren. Doch dies war am Ende des 19. Jahrhunderts für Frauen in Deutschland noch fast unmöglich. Viele Männer bezweifelten, dass Frauen körperlich und geistig den Anforderungen des Medizinstudiums und des Arztberufs gewachsen seien. Doch Hermine Edenhuizen überwand sämtliche Hürden und nach den Stationen Berlin, Zürich und Halle legte sie 1903 an der Universität Bonn ihr Staatsexamen ab und promovierte.

Skandal im Privaten

Nach einer Zeit als Volontärärztin bestellte sie ihr ehemaliger Doktorvater zu seiner ersten etatmäßigen Assistentin der Bonner Universitätsfrauenklinik. Nach drei Jahren erhielt sie als erste in Deutschland ausgebildete Medizinerin die Anerkennung als „Spezialärztin für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe“. 1909 ließ sie sich zunächst in Köln nieder, zog aber bald nach Berlin. Ein Grund: In Bonn war sie eine Beziehung mit dem verheirateten Arzt Otto Heusler eingegangen – zu jener Zeit ein Skandal. Otto Heusler ließ sich scheiden. Die beiden heirateten 1912 und lebten gemeinsam in Berlin, wo sie später zwei Kinder adoptierten.

Trend: Ärztinnennetzwerk
Hermine Heusler-Edenhuizen mit Stethoskop, 1932
Foto: Heyo Prahm

Bereits ab 1909 war Hermine Edenhuizen an der „Klinik weiblicher Ärzte“ in Berlin tätig; am 8. März 1911 eröffnete sie mit zwei Kolleginnen eine Poliklinik für Frauen. Darüber hinaus behandelte sie Privatpatientinnen in der eigenen Praxis. Hermine Heusler-Edenhuizen engagierte sich auf vielfältige Weise für die Rechte von Frauen. Nachdem sie im Juli 1924 mit einer Delegation deutscher Ärztinnen am Kongress der Medical Women's International Association teilgenommen hatte, wurde sie am 25. Oktober 1924 in Berlin zur Gründungsvorsitzenden des Bundes Deutscher Ärztinnen gewählt. Bis 1928 blieb sie an der Spitze der Vorgängerorganisation des heutigen DÄB.

Sie hielt Vorträge und veröffentlichte Aufsätze zur Aufklärung der Jugend sowie zur Erwerbstätigkeit und sportlichen Betätigung von Frauen. Vehement setzte sie sich für die Abschaffung des § 218 ein, der Abtreibungen grundsätzlich unter Strafe stellte.

In der Zeit des Nationalsozialismus konzentrierte sich Heusler- Edenhuizen auf ihre Praxis. Nach dem Tod ihres Mannes 1943 begann sie mit der Niederschrift ihrer Lebenserinnerungen. 1945 zog sie in ihren Heimatort und praktizierte dort bis 1952. Am 26. November 1955 starb Hermine Heusler-Edenhuizen im Alter von 83 Jahren in Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls. 1996 veröffentlichte ihr Großneffe, der Oldenburger Kinder- und Jugendpsychiater Heyo Prahm, ihre Lebenserinnerungen als Buch. ?

Dr. PH Benjamin Kuntz ist Gesundheitswissenschaftler und Medizinhistoriker. Nach seinem Public Health-Studium ist er seit 2011 am RKI tätig. Seit Juni 2021 leitet er zudem die Geschäftsstelle des Projekts „GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung“ an der Charité. Er hat mehrere Biographien über jüdische Ärztinnen und Ärzte veröffentlicht.

E-Mail: b.kuntz@rki.de

Der Artikel wurde zuerst in längerer Form – mit Matthias David und Andreas D. Ebert als Co-Autoren – in „Berliner Ärzt:innen“, Ausgabe 3/2022, S. 33–34, gedruckt.