29. Wissenschaftlicher Kongress zu Genderaspekten von Schmerz beendet: Ärztinnenbund hat hochbrisantes Thema diskutiert

Pressemitteilung
03.10.2005
Berlin, 2. Oktober 2005. „Schmerz bei Frauen und Männern differenziert zu diagnostizieren und zu behandeln – das gibt es zur Zeit in unserem Gesundheitswesen so gut wie gar nicht.“ Das ist das Fazit von Dr. med. Marianne Koch, Präsidentin der Deutschen Schmerzliga, die am 2. Oktober eine Öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Abschluss des 29. Wissenschaftlichen Kongresses des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. moderierte.

Der Kongress hatte das Thema „Oh Schmerz, lass nach! Gleiche Krankheit – anderer Schmerz. Geschlechtsspezifische Aspekte von Schmerzen“ und fand vom 29. September bis 2. Oktober in Berlin, Charité Campus Virchow Klinikum, statt.
Rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten drei Tage lang aufmerksam den Ausführungen von Referentinnen und Referenten verschiedener medizinischer Fachbereiche, die Fragestellungen, Thesen und Erkenntnisse zu dieser Thematik vorlegten, die in Deutschland noch relativ unbearbeitet ist.

Die Abschlussdiskussion zeigte noch einmal deutlich, wo es überall Forschungsbedarf gibt.
So verwies Privatdozentin Dr. Angela Roth-Isigkeit, Lübeck, auf die Schmerzbehandlung bei Kindern hin. Auch hier gebe es geschlechterdeterminierte Unterschiede. Durch Lebensweise, Bewegung und Ernährung würden in frühen Lebensjahren bereits Weichen für das Auftreten von und den Umgang mit Schmerzen gestellt.
Dr. Ingrid Blendiger, die in Berlin eine Schmerzambulanz hat, betonte die Notwendigkeit des Aufbaus von vertrauensvollen Kontakten zu Patientinnen und Patienten, um tatsächlich die Ursachen von Schmerz, die z. B. auch in lebensgeschichtlichen Erfahrungen liegen können, zu ergründen.
Prof. Dr. Enno Freye, Düsseldorf, machte auf die Rolle der Hormone in der Schmerzwahrnehmung aufmerksam. Auch hier liege noch ein weites Feld für die Wissenschaft.
Dr. Almut Tempka, Berlin, sieht die Schmerztherapie auch im Zusammenhang mit dem Wissen um den eigenen Körper, das weit gehend verschüttet sei. Schmerztherapeuten sollten ihre Aufgabe auch darin sehen, Patientinnen und Patienten so zu motivieren, dass eigene Ressourcen wieder erschlossen werden.

Wie Dr. Astrid Bühren, auf der Mitgliederversammlung des DÄB zum dritten Mal mit dem Amt der Präsidentin betraut, zum Anschluss des Kongresses hervorhebt, widme sich der Ärztinnenbund mit Vehemenz solcher genderorientierter Aufgabenstellungen und gehe nun daran, auch zum Thema Schmerz bei Frauen und Männern Studien zu initiieren, Forschungsaufgaben und Themenstellungen gemeinsam mit anderen Partnerinnen und Partnern in Medizin, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft herauszuarbeiten.