Dr. med. Elisabeth Livingstone, Oberärztin in der Hautklinik des Uniklinikums in Essen, hat untersucht, inwieweit Statine, die einen erhöhten Cholesterinspiegel im Blut senken, auch das Fortschreiten von bösartigen Hauttumoren (Melanomen) beeinflussen. Sie wollte wissen, ob sich ein Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Patienten oder weiblichen und männlichen Zelllinien der Melanome feststellen lässt. Es stellte sich heraus, dass Männer von der Statineinnahme profitierten, Frauen dagegen nicht. Dr. Livingstone wies nach, dass es bei Hautkrebs-Patientinnen und Patienten, die unter Melanomen leiden, abhängig vom Geschlecht Unterschiede im Überleben bei der Einnahme bestimmter Medikamente gibt.
In einer großen epidemiologischen Studie untersuchte Dr. Elisabeth Livingstone zusammen mit Wissenschaftlern aus den Niederlanden, ob die gelegentliche Einnahme von Statinen, die häufig als Cholesterinsenker eingesetzt werden, Einfluss auf die Tumorerkrankung von Patienten mit Hautkrebs-Melanomen hat. Bezüglich der Gesamtheit der untersuchten Patienten war zunächst kein Effekt nachweisbar. Erst als die Forscher diese in Bezug auf ihr Geschlecht in zwei Gruppen unterteilten, fiel auf, dass mit Statinen behandelte Männer bessere Überlebensaussichten haben. Ihr Vorteil lag nach drei Jahren bei 91 Prozent gegenüber den Nichtnutzern mit 80,5 Prozent. Dieser Effekt blieb bei den Frauen dagegen aus. Aktuell werden die so gewonnenen Erkenntnisse an Melanomzelllinien an der Hautklinik am UK Essen von Dr. med. Livingstone und PD Dr. med. Bastian Schilling weiter untersucht, um gegebenenfalls möglichst rasch zu einer Verbesserung der Melanomtherapie beizutragen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass sich der Geschlechterunterschied auch im Labor bestätigen lässt.
Dr. med. Jelena Kornej vom Herzzentrum Leipzig ging der Fragestellung nach, ob es zwischen Männern und Frauen einen Unterschied in der Zahl von thrombembolischen Komplikationen nach Linksherz-Kathetereingriffen gibt. Die Ergebnisse zeigten – bei geringer Embolierate in beiden Geschlechtern - keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen, allerdings waren thrombembolische Komplikationen bei Männern und Frauen mit unterschiedlichen Prädiktoren assoziiert. In der Laudatio würdigte die Vizepräsidentin des Ärztinnenbundes, Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, die Arbeiten von Dr. Livingstone und Dr. Kornej, die mit jeweils 2.500 Euro dotiert werden, als weitere Beispiele für die Notwendigkeit, nach Geschlechterunterschieden zu suchen und dadurch die Krankenversorgung in Deutschland zu verbessern.
Nachwuchsförderpreis an die Medizinstudentin Anna Lawson McLean verliehen
Ein zusätzlicher mit 500 Euro dotierter Nachwuchsförderpreis wurde an
Anna Lawson McLean, Studentin der Humanmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, für ihre Arbeit „Geschlechtsspezifische Unterschiede des Wachstumsverhaltens von Tumoren des zentralen Nervensystems bei Patienten mit Neurofibromatose Typ 2“ vergeben. Sie fand dabei heraus, dass Frauen häufiger an Neurofibromatose 2 erkranken als Männer. Das geschlechtsabhängige Verhalten der Tumoren könnte durch spezifische hormonabhängige Rezeptoren in verschiedenen Tumorarten bedingt sein. Besonderes Augenmerk sollte auf schwangere Patientinnen gelegt werden, da während in dieser Zeit antiangiogene Medikamente ausgeschlossen und chirurgische Operationen limitiert sind. Zukünftige Forschung sollte darauf abzielen, geschlechtsspezifische Unterschiede in der klinischen Symptomatik zu identifizieren.