DÄB-Kollegin Anne Beer beim Kongress des Weltärztinnenbundes in New York
"Medical Women, Abassadors of Change in a Challenging Global World": Unter diesem Motto stand der Centennial Congress des Weltärztinnenbundes (MWIA) Ende Juli 2019 in New York. Dort hielt ich meinen ersten Vortrag vor internationalem Publikum. Mein Thema:
Den Ausgangspunkt für meinen Vortrag bildete der Arbeitsalltag von Ärtinnen: insbesondere wenn von uns auf Grund unserer Rolle erwartet wird, auf jede Frage eine Antwort und für jedes Problem eine Lösung zu haben. Hier war es mir im Vortrag wichtig zu erklären, welche intrapsychischen Faktoren zur Entstehung von Schuldgefühlen beitragen; zum Beispiel ein stark ausgeprägtes Über-Ich, Perfektionismus und ein gering ausgeprägten Selbstwertgefühl. Darüber hinaus erhöhen gesellschaftliche Erwartungen den intrapsychischen Druck häufig zusätzlich.
Bedeutender, als ich das angenommen hatte, wurde mein Hinweis auf den Mechanismus der transgenerationalen Transmission ( darunter die epigenetischen Aspekte bei der Entstehung von Schuldgefühlen) vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs und der mit ihm verbundenen Kollektivschuld der Deutschen aufgenommen. Einige Zuhörerinnen verstanden das Eingeständnis der Existenz einer Kollektivschuld als Versöhnungsangebot und Friedensbotschaft auf dem Weg zu Aussöhnung und Völkerverständigung und betonten, wie wichtig die Aufarbeitung dieses Themas immer noch für viele Nationen sei.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass viele Kriegskinder und -enkel in Deutschland unter den Folgen der Schuld- und Schamgefühle leiden. Nicht selten sind diese Auslöser für Depressionen, deshalb ist auch in Deutschland eine Aufarbeitung noch heute wichtig.
Laut der Psychiaterin Luise Reddemann helfen uns gerade auch negativ empfundene Gefühle bei der Entwicklung von Resilienz. Die Expertin prägte den Begriff des "beidäugigen Sehens", der eine Würdigung des Leides und der Abwehr beinhaltet, im Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen als Resilienz und Burnout-Prophylaxe. So lautete meine Kernbotschaft "Das eigene innere Kind an die Hand zu nehmen", um sowohl Licht- als auch Schattenseiten annehmen zu lernen.
Da ich den Kongress in der Funktion als Delegierte des DÄB besucht habe, hatte ich nicht nur die Möglichkeit, die verschiedenen Vorträge zu hören, sondern auch an den Generalversammlungen teilzunehmen, in denen gewählt und über Anträge zu aktuellen Gesundheitsthemen und auch zu Satzungsänderungen der MWIA diskutiert und abgestimmt wurde. Hier wurde ich schnell mit den Realitäten konfrontiert, die "politische" Entscheidungsfindungen begleiten und mir ist klar geworden, wieviel Zeit, Geduld und Kompromissbereitschaft selbst kleine Veränderungen erfordern. Insofern finde ich, dass die Arbeit und die durch die MWIA erreichten Ziele in Bezug auf eine Verbesserung der Position der Frauen im Allgemeinen und der Ärztinnen im Besonderen größten Respekt verdienen.
Was den Kongress an sich betrifft, so waren die Abläufe nicht immer reibungslos und zu Weilen sogar recht chaotisch. Dafür waren jedoch die zwischenmenschlichen Begegnungen sowie der kollegiale Austausch umso wertvoller. Vor allem die Möglichkeit, junge Kolleginnen aus aller Welt zu treffen, war eine besondere Erfahrung. Denn so verschieden die Kulturen und Lebens- und Arbeitsbedingungen der einzelnen Kolleginnen auch sein mögen, so eint uns alle doch der Wunsch, die nötigen Bedingungen zu schaffen, um unsere Patienten, uns selbst und die Menschen, die uns am Herzen liegen, glücklich zu machen und die nötige Balance zu finden, um physisch und psychisch gesund zu bleiben.
Ich bin dem „Verein Frauen fördern die Gesundheit e. V." sowie dem DÄB, insbesondere der Regionalgruppe Düsseldorf, sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung, ohne die der Kongressbesuch und mein Vortrag dort nicht möglich gewesen wären.
Anne Beer ist Assistenzärztin in der Evangelischen Stiftung Tannenhof in Remscheid, einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie.
Bedeutender, als ich das angenommen hatte, wurde mein Hinweis auf den Mechanismus der transgenerationalen Transmission ( darunter die epigenetischen Aspekte bei der Entstehung von Schuldgefühlen) vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs und der mit ihm verbundenen Kollektivschuld der Deutschen aufgenommen. Einige Zuhörerinnen verstanden das Eingeständnis der Existenz einer Kollektivschuld als Versöhnungsangebot und Friedensbotschaft auf dem Weg zu Aussöhnung und Völkerverständigung und betonten, wie wichtig die Aufarbeitung dieses Themas immer noch für viele Nationen sei.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass viele Kriegskinder und -enkel in Deutschland unter den Folgen der Schuld- und Schamgefühle leiden. Nicht selten sind diese Auslöser für Depressionen, deshalb ist auch in Deutschland eine Aufarbeitung noch heute wichtig.
Laut der Psychiaterin Luise Reddemann helfen uns gerade auch negativ empfundene Gefühle bei der Entwicklung von Resilienz. Die Expertin prägte den Begriff des "beidäugigen Sehens", der eine Würdigung des Leides und der Abwehr beinhaltet, im Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen als Resilienz und Burnout-Prophylaxe. So lautete meine Kernbotschaft "Das eigene innere Kind an die Hand zu nehmen", um sowohl Licht- als auch Schattenseiten annehmen zu lernen.
Da ich den Kongress in der Funktion als Delegierte des DÄB besucht habe, hatte ich nicht nur die Möglichkeit, die verschiedenen Vorträge zu hören, sondern auch an den Generalversammlungen teilzunehmen, in denen gewählt und über Anträge zu aktuellen Gesundheitsthemen und auch zu Satzungsänderungen der MWIA diskutiert und abgestimmt wurde. Hier wurde ich schnell mit den Realitäten konfrontiert, die "politische" Entscheidungsfindungen begleiten und mir ist klar geworden, wieviel Zeit, Geduld und Kompromissbereitschaft selbst kleine Veränderungen erfordern. Insofern finde ich, dass die Arbeit und die durch die MWIA erreichten Ziele in Bezug auf eine Verbesserung der Position der Frauen im Allgemeinen und der Ärztinnen im Besonderen größten Respekt verdienen.
Was den Kongress an sich betrifft, so waren die Abläufe nicht immer reibungslos und zu Weilen sogar recht chaotisch. Dafür waren jedoch die zwischenmenschlichen Begegnungen sowie der kollegiale Austausch umso wertvoller. Vor allem die Möglichkeit, junge Kolleginnen aus aller Welt zu treffen, war eine besondere Erfahrung. Denn so verschieden die Kulturen und Lebens- und Arbeitsbedingungen der einzelnen Kolleginnen auch sein mögen, so eint uns alle doch der Wunsch, die nötigen Bedingungen zu schaffen, um unsere Patienten, uns selbst und die Menschen, die uns am Herzen liegen, glücklich zu machen und die nötige Balance zu finden, um physisch und psychisch gesund zu bleiben.
Ich bin dem „Verein Frauen fördern die Gesundheit e. V." sowie dem DÄB, insbesondere der Regionalgruppe Düsseldorf, sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung, ohne die der Kongressbesuch und mein Vortrag dort nicht möglich gewesen wären.
Anne Beer ist Assistenzärztin in der Evangelischen Stiftung Tannenhof in Remscheid, einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie.