Die „Mutige Löwin“ des DÄB: Für Ärztinnen mit besonderer
Courage

Ärztin
16.09.2024
Foto: DÄB/Catharina Tews
Die Berufung der ersten Frau auf einen C4-Lehrstuhl für Chirurgie in Deutschland im Jahr 2001 gilt als geschichtlicher Meilenstein im Ringen um Chancengleichheit für Ärztinnen in der deutschen Universitätsmedizin. Noch 2007 bezeichnete das „Deutsche Ärzteblatt“ die Personalie um Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns als Ordinaria als „Sensation“. Begleitet und mit Nachdruck vorangetrieben hatten das Verfahren damals Dr. med. Astrid Bühren als Präsidentin des DÄB sowie die stellvertretende Frauenbeauftragte der Medizini­schen Fakultät der Universität Ulm, Prof. Dr. med. Andrea Rieber-Brambs – damals noch Privatdozentin. Was für ein zäher frauen(standes-)politischer Kraftakt damals nötig war, blitzte bei einer DÄB-Beiratssitzung 2001 in Köln auf. Astrid Bühren berichtete über die Hintergründe und sagte über Andrea Rieber: „Wenn es einen Orden ,Mutige Löwin‘ gäbe, müsste man ihn dieser Frau unbedingt verleihen.“

Aus einer Idee wurde eine Aufgabe geboren und die Vorsitzende der DÄB-Regionalgruppe Neumünster, Elke Burghard, wurde zur Stifterin der Ehrennadel „Mutige Löwin“ des DÄB. Elke Burghard, heute Ehrenmitglied des DÄB, richtete im Hintergrund einen Fonds ein, um die Auszeichnung zu finanzieren. Der „Orden“ selbst zeigt einen von einer Goldschmiedin entworfenen Löwinnenkopf mit erkennbaren Reißzähnen. Andrea Rieber-Brambs erhielt die „Mutige Löwin“ dann als erste 2001, weil sie „sich vehement für eine sachgerechte Entscheidung starkgemacht hatte – selbst auf die Gefahr hin, für ihren eigenen Karriereweg Nachteile in Kauf zu nehmen“.

Meist in einem zweijährigen Rhythmus erhält seither eine Ärztin – ausnahmsweise auch einmal eine Tierärztin – die Ehrennadel des DÄB ans Revers gesteckt. Zu den „Mutigen Löwinnen“ zählen Ärztinnen, die sich gegen die nicht gerechtfertigte Auflösung ihres Arbeitsvertrages und damit gegen die Herauskatapultierung aus ihrem Karriereweg gewehrt haben; die anprangerten, dass Männer entscheiden, welche Gebärorgane Frauen wann brauchen und wann nicht mehr; die dafür kämpfen, dass eine anteilige Beteiligung von Frauen bessere Arbeitsergebnisse bringt und Organisationen stärker und glaubwürdiger macht oder die in Kriegsgebiete fuhren und Geldspenden persönlich überbrachten. Die Vorschläge kommen aus den Reihen des DÄB an den Vorstand und die Stifterin, die gemeinsam über die Vergabe entscheiden.

Die Stifterin Elke Burghard bei der Verleihung 2023 in Berlin
Foto: DÄB/Catharina Tews
Die festliche Auszeichnung ist eingebettet in einen offiziellen Rahmen des DÄB, der dazu beiträgt, die Handlungen der couragierten Frauen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die „Mutigen Löwinnen“ erfahren so eine Würdigung und Unterstützung ihrer Entschlusskraft. Sie treten als Vorbilder hervor. „Der Löwinnenkopf zeigt deutliche Reißzähne, denn gelegentlich müssen Frauen energisch Zähne zeigen!“, sagt Elke Burghard. Zugleich werden durch die Auszeichnung all die vielen Themen in den Fokus gerückt, die Frauen eine überdurchschnittliche Beherztheit abverlangen, um etwas zu erreichen, was für Männer selbstverständlich ist. Die persönliche Unerschrockenheit einzelner Frauen ist leider, so formuliert es Elke Burghard, „bis heute unerlässlich“, um – oft systembedingte – Ungerechtigkeiten ans Licht zu bringen, Veränderungen zu forcieren oder überhaupt erst Diskussionen in der Medizin in Gang zu setzen. Die „Mutige Löwin“ unterstützt so die Arbeit des DÄB an vielen, zentralen Themen. (AvK)