Editorial
Liebe Kolleginnen,
vor zehn Jahren hat der Deutsche Ärztinnenbund das „Projekt Ärztin 2020 – Perspektiven für Ärztinnen von morgen“ initiiert und ist 2011 damit an die Öffentlichkeit gegangen. 2020 analysieren wir die Vorschläge und Visionen von damals in einer großen Titelgeschichte der ärztin. Eine Erfahrung aus der Planung dieser Ausgabe ist wahrscheinlich bezeichnend für die Situation vieler jüngerer Ärztinnen im Jahr 2020: zu viel Arbeit in der Klinik, Kinder zuhause, Stress an allen Ecken und folglich überhaupt keine Zeit, um sich um Dinge zu kümmern, die auch wichtig wären, die einem auch am Herzen liegen. Das hörten wir mehrfach von Kolleginnen mit Kindern, die wir gerne als Autorinnen gewonnen hätten.
Mir zeigt das wieder einmal, dass die Arbeitszeitmodelle in unserem Gesundheitssystem weit weg sind von einer Situation, die Chancengleichheit ermöglicht. Unsere Autorinnen und ein Autor haben noch zahlreiche weitere Felder mit Handlungsbedarf identifiziert, aber auch Lösungsvorschläge präsentiert. Das ist ermutigend. Die Visionen des „Projekts Ärztin 2020“ gelten weiter und der DÄB setzt sich weiter dafür ein, dass sie Wirklichkeit werden.
Ein dafür notwendiger Baustein ist unser MentorinnenNetzwerk, das nach seiner Umstrukturierung nun erstmals evaluiert wurde und erfreuliche Anstöße bietet. Ein weiterer ist unser Bemühen zur Verbesserung der Mutterschutzgesetzgebung und der Kinderbetreuung. Ein dritter ist unsere Aktivität, in Approbationsordnung und Weiterbildungsordnungen die Bedingungen für Schwangere und Ärzt:innen mit Kindern zu verbessern. Und last but not least ist die Etablierung der Gendermedizin ein wichtiger Schritt.
Rasant ändern sich die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen: Die Digitalisierung hat eine Aufmerksamkeit erlangt, die ihr schon lange hätte zukommen müssen. Sie verändert Abläufe, doch müssen der Nutzen und die Arzt-Patient-Beziehung im Mittelpunkt bleiben. Die zunehmende Ökonomisierung im Gesundheitswesen können wir nur gemeinsam stoppen. Behalten wir im Blick, dass einzelne Ärzt:innen beim Kauf eines Praxissitzes keine Chance haben gegen die Konkurrenz von Aktiengesellschaften oder Hedgefonds. Setzen wir uns endlich ein, dass diese Zulassungspraktik verändert wird, weil sie unser Gesundheitssystem zerstört.
Am Ende dieses Jahres 2020, des Corona-Jahres mit Unsicherheiten, die die meisten von uns nie für möglich gehalten hätten, erlaube ich mir einen Blick zurück, aber auch einen in die Zukunft. Es ist sehr unterschiedlich, wie wir Ärzt:innen dieses Jahr erlebt haben. Für die einen ist es wegen der zusätzlich anfallenden Arbeit zu schnell vergangen, für andere hat es sich gezogen oder das Zeitgefühl ist ganz aus den Fugen geraten. Ich denke, viele sehen das so wie ich, und setzen die Hoffnung auf die Impfstoffe. Wir Ärztinnen haben die Aufgabe, Patient:innen zu versorgen. Dazu gehören Soma und Psyche. Auch wenn die Impfungen gut wirken, werden wir noch lange mit den psychischen Folgen zu kämpfen haben und es wird dauern, bis wir wieder eine Unbeschwertheit erlangen, wie wir sie kannten. Krisen zeigen aber auch immer Chancen auf. Lassen Sie uns alle daran wachsen.
Passen Sie auf sich auf!
vor zehn Jahren hat der Deutsche Ärztinnenbund das „Projekt Ärztin 2020 – Perspektiven für Ärztinnen von morgen“ initiiert und ist 2011 damit an die Öffentlichkeit gegangen. 2020 analysieren wir die Vorschläge und Visionen von damals in einer großen Titelgeschichte der ärztin. Eine Erfahrung aus der Planung dieser Ausgabe ist wahrscheinlich bezeichnend für die Situation vieler jüngerer Ärztinnen im Jahr 2020: zu viel Arbeit in der Klinik, Kinder zuhause, Stress an allen Ecken und folglich überhaupt keine Zeit, um sich um Dinge zu kümmern, die auch wichtig wären, die einem auch am Herzen liegen. Das hörten wir mehrfach von Kolleginnen mit Kindern, die wir gerne als Autorinnen gewonnen hätten.
Mir zeigt das wieder einmal, dass die Arbeitszeitmodelle in unserem Gesundheitssystem weit weg sind von einer Situation, die Chancengleichheit ermöglicht. Unsere Autorinnen und ein Autor haben noch zahlreiche weitere Felder mit Handlungsbedarf identifiziert, aber auch Lösungsvorschläge präsentiert. Das ist ermutigend. Die Visionen des „Projekts Ärztin 2020“ gelten weiter und der DÄB setzt sich weiter dafür ein, dass sie Wirklichkeit werden.
Ein dafür notwendiger Baustein ist unser MentorinnenNetzwerk, das nach seiner Umstrukturierung nun erstmals evaluiert wurde und erfreuliche Anstöße bietet. Ein weiterer ist unser Bemühen zur Verbesserung der Mutterschutzgesetzgebung und der Kinderbetreuung. Ein dritter ist unsere Aktivität, in Approbationsordnung und Weiterbildungsordnungen die Bedingungen für Schwangere und Ärzt:innen mit Kindern zu verbessern. Und last but not least ist die Etablierung der Gendermedizin ein wichtiger Schritt.
Rasant ändern sich die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen: Die Digitalisierung hat eine Aufmerksamkeit erlangt, die ihr schon lange hätte zukommen müssen. Sie verändert Abläufe, doch müssen der Nutzen und die Arzt-Patient-Beziehung im Mittelpunkt bleiben. Die zunehmende Ökonomisierung im Gesundheitswesen können wir nur gemeinsam stoppen. Behalten wir im Blick, dass einzelne Ärzt:innen beim Kauf eines Praxissitzes keine Chance haben gegen die Konkurrenz von Aktiengesellschaften oder Hedgefonds. Setzen wir uns endlich ein, dass diese Zulassungspraktik verändert wird, weil sie unser Gesundheitssystem zerstört.
Am Ende dieses Jahres 2020, des Corona-Jahres mit Unsicherheiten, die die meisten von uns nie für möglich gehalten hätten, erlaube ich mir einen Blick zurück, aber auch einen in die Zukunft. Es ist sehr unterschiedlich, wie wir Ärzt:innen dieses Jahr erlebt haben. Für die einen ist es wegen der zusätzlich anfallenden Arbeit zu schnell vergangen, für andere hat es sich gezogen oder das Zeitgefühl ist ganz aus den Fugen geraten. Ich denke, viele sehen das so wie ich, und setzen die Hoffnung auf die Impfstoffe. Wir Ärztinnen haben die Aufgabe, Patient:innen zu versorgen. Dazu gehören Soma und Psyche. Auch wenn die Impfungen gut wirken, werden wir noch lange mit den psychischen Folgen zu kämpfen haben und es wird dauern, bis wir wieder eine Unbeschwertheit erlangen, wie wir sie kannten. Krisen zeigen aber auch immer Chancen auf. Lassen Sie uns alle daran wachsen.
Passen Sie auf sich auf!