Editorial
Liebe Kolleginnen,
Arbeitstag einer Ärztin – und wie kann es besser gehen? Auch so könnten wir diese Ausgabe der ärztin überschreiben. Ärztinnen haben heute, wenn sie Kinder haben, aber auch wenn sie andere Familienangehörige versorgen oder betreuen, vor allem die Option, ihre berufliche Arbeit zu reduzieren. Das geht immer auf eigene Kosten, bis hin zur Einschränkung in der Rentenzeit.
Care-Arbeit wird nicht oder nur in geringem Maße honoriert, sowohl pekuniär als auch wertschätzend. Die Geringschätzung geht so weit, dass durchaus geläufig argumentiert wird, es sei ja die eigene Entscheidung, die Arbeitszeit zu reduzieren oder gar Kinder zu haben. Die Folge für Frauen sind Karrierebrüche. Außer es findet sich ein neues Modell.
Führungspositionen werden nur in Ausnahmefällen in Teilzeit angeboten und den Spitzen in den Verwaltungen der Kliniken und Institutionen fehlt meist der weibliche Blick auf die Problematik. Aktuell schärft nun der akute Ärzt:innenmangel die Wahrnehmung etwas. Die Umfrage zu Topsharing von Gaby Kaczmarczyk hatte schon im Jahr 2018 gezeigt, dass Interesse am geteilten Führen besteht, egal ob mit einer Frau oder einem Mann zusammen.
Einige der wenigen bisher existierenden vorbildhaften Beispiele für Topsharing in Deutschland finden Sie in diesem Heft und ebenso einige durchaus kontroverse Meinungen, die das neueste Topsharing-Projekt von Gabriele Kaczmarczyk und Ulrike Ley erbrachte. Die Auswertung läuft noch. Die Verantwortlichen haben für Sie aber bereits erste Einschätzungen und Ergebnisse zusammengestellt.
Auch die Spitzen in den deutschen politischen Parteien scheinen sich darauf verständigt zu haben, Verantwortung zu teilen. Verbände und Fachgesellschaften folgen ebenfalls immer häufiger diesem System, Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Gerade in der medizinischen Versorgung ist Topsharing besonders interessant, weil die ausufernden Arbeitszeiten, bei denen eine Vollzeitkraft schon von 42 Stunden nur träumen kann, die Belastung hochschrauben. Eine 40-, 38- oder gar 35-Stunden-Woche ist pure Illusion. Topsharing erscheint da für Männer und Frauen gleichermaßen im Sinne der Work-Life-Balance eine Option für die Zukunft.
Das Thema gerechte Zukunft stand auch beim zweiten internationalen Ärztinnenkongress in Wien im Mittelpunkt. Zukunft mit akzeptablen Arbeitsbedingungen, mit Rücksicht auf Privatleben und in psychischer und physischer Gesundheit: Das geht nicht ohne die weiteren Bedingungen, die uns auch als Ärztinnen betreffen, Klima und Umwelt beispielsweise, aber auch viele andere Vorgaben, die uns die Politik mit auf den Weg gibt.
Nach langer und guter Diskussion in der Beiratssitzung vor der Mitgliederversammlung (MV) wurde deutlich, dass es Zeit ist, sich als DÄB auch zu einer Abschaffung der Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs zu positionieren, gerade auch weil Ärztinnen und Ärzte mehr betroffen sind als viele andere Berufsgruppen. Die Strafbarkeit abzuschaffen ist die eine Seite. Die betroffenen Frauen, aber auch die sie beratenden und betreuenden Ärztinnen und Ärzte zu schützen, ist die andere Seite, die der DÄB ebenfalls im Blick hat. Den schließlich einstimmigen Beschluss finden Sie im internen Teil der Website.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. med. Christiane Groß, M.A.,
Präsidentin des DÄB
Arbeitstag einer Ärztin – und wie kann es besser gehen? Auch so könnten wir diese Ausgabe der ärztin überschreiben. Ärztinnen haben heute, wenn sie Kinder haben, aber auch wenn sie andere Familienangehörige versorgen oder betreuen, vor allem die Option, ihre berufliche Arbeit zu reduzieren. Das geht immer auf eigene Kosten, bis hin zur Einschränkung in der Rentenzeit.
Care-Arbeit wird nicht oder nur in geringem Maße honoriert, sowohl pekuniär als auch wertschätzend. Die Geringschätzung geht so weit, dass durchaus geläufig argumentiert wird, es sei ja die eigene Entscheidung, die Arbeitszeit zu reduzieren oder gar Kinder zu haben. Die Folge für Frauen sind Karrierebrüche. Außer es findet sich ein neues Modell.
Führungspositionen werden nur in Ausnahmefällen in Teilzeit angeboten und den Spitzen in den Verwaltungen der Kliniken und Institutionen fehlt meist der weibliche Blick auf die Problematik. Aktuell schärft nun der akute Ärzt:innenmangel die Wahrnehmung etwas. Die Umfrage zu Topsharing von Gaby Kaczmarczyk hatte schon im Jahr 2018 gezeigt, dass Interesse am geteilten Führen besteht, egal ob mit einer Frau oder einem Mann zusammen.
Einige der wenigen bisher existierenden vorbildhaften Beispiele für Topsharing in Deutschland finden Sie in diesem Heft und ebenso einige durchaus kontroverse Meinungen, die das neueste Topsharing-Projekt von Gabriele Kaczmarczyk und Ulrike Ley erbrachte. Die Auswertung läuft noch. Die Verantwortlichen haben für Sie aber bereits erste Einschätzungen und Ergebnisse zusammengestellt.
Auch die Spitzen in den deutschen politischen Parteien scheinen sich darauf verständigt zu haben, Verantwortung zu teilen. Verbände und Fachgesellschaften folgen ebenfalls immer häufiger diesem System, Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Gerade in der medizinischen Versorgung ist Topsharing besonders interessant, weil die ausufernden Arbeitszeiten, bei denen eine Vollzeitkraft schon von 42 Stunden nur träumen kann, die Belastung hochschrauben. Eine 40-, 38- oder gar 35-Stunden-Woche ist pure Illusion. Topsharing erscheint da für Männer und Frauen gleichermaßen im Sinne der Work-Life-Balance eine Option für die Zukunft.
Das Thema gerechte Zukunft stand auch beim zweiten internationalen Ärztinnenkongress in Wien im Mittelpunkt. Zukunft mit akzeptablen Arbeitsbedingungen, mit Rücksicht auf Privatleben und in psychischer und physischer Gesundheit: Das geht nicht ohne die weiteren Bedingungen, die uns auch als Ärztinnen betreffen, Klima und Umwelt beispielsweise, aber auch viele andere Vorgaben, die uns die Politik mit auf den Weg gibt.
Nach langer und guter Diskussion in der Beiratssitzung vor der Mitgliederversammlung (MV) wurde deutlich, dass es Zeit ist, sich als DÄB auch zu einer Abschaffung der Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs zu positionieren, gerade auch weil Ärztinnen und Ärzte mehr betroffen sind als viele andere Berufsgruppen. Die Strafbarkeit abzuschaffen ist die eine Seite. Die betroffenen Frauen, aber auch die sie beratenden und betreuenden Ärztinnen und Ärzte zu schützen, ist die andere Seite, die der DÄB ebenfalls im Blick hat. Den schließlich einstimmigen Beschluss finden Sie im internen Teil der Website.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. med. Christiane Groß, M.A.,
Präsidentin des DÄB