Editorial
Liebe Kolleginnen,
zum Ende des Jahres lohnt ein Blick auf das ereignisreiche 2024. Die langen Vorbereitungen zur Feier des Jubiläums – des 100. Gründungstages unseres Vorgängerverbandes – haben sich gelohnt. Die Resonanz war sehr positiv, sowohl was den Festakt anging als auch die abendliche Feier für die Mitglieder selbst. Wir vom Vorstand danken allen, die sich beteiligt und ihre Unterstützung eingebracht haben, herzlich!
Viele positive Rückmeldungen haben uns erreicht über die Auseinandersetzung des Ärztinnenbundes mit der Vergangenheit des BDÄ. Diese wurde als verantwortungsbewusst wahrgenommen. Die Beschäftigung mit dieser Zeit, in der Diskriminierung an der Tagesordnung war und jüdische und andere unerwünschte Kolleginnen ausgeschlossen wurden, lehrt uns, wie sehr das Thema uns noch heute – oder gerade heute – beschäftigt, beschäftigen muss. Am Tag nach dem Jubiläum hat der Deutsche Ärztinnenbund in seiner Mitgliederversammlung sein Bekenntnis zum Genfer Gelöbnis – und damit zu Freiheit und Demokratie – in einer offiziellen Erklärung bekräftigt und seine Haltung ebenso deutlich gemacht wie seine Einschätzung der Weltlage.
Einen Auszug aus der Erklärung finden Sie auf dem Titel dieser Ausgabe der ärztin. Sie steht als erster Text des Titelthemas auf Seite 5. Wir haben die Stimme des DÄB gegen Diskriminierung und Rassismus ergänzt mit Studien und Analysen aus dem Medizinbereich.
Diskriminierung ist oft subtil, manchmal brachial und betrifft gerade uns Frauen an vielen Stellen auch im ärztlichen Beruf. Sie reicht von der Tatsache, dass von Frauen höhere Leistungen und weniger Fehler verlangt werden bis hin zu sexistischen Übergriffen, vom anzüglichen Witz bis hin zur sexuellen Nötigung, die Frauen hinnehmen sollen, wenn sie ihre Karriere nicht aufs Spiel setzen möchten. Sie geht vom abfälligen kollegialen Spruch bis hin zur Skepsis von Patientinnen und Patienten, ob denn eine Ärztin so kompetent sein kann wie ein Arzt.
Diskriminierung findet sich in der Medizin leider an allen Ecken. Ich selbst erinnere mich an die eine Fortbildung, bei der ich persönlich realisiert habe, dass selbst Fachbücher diskriminieren können. Es ging um Dermatologie-Bücher und die Abbildung dunkelhäutiger Menschen beziehungsweise deren Fehlen. Vermissen wir es, dass wir gar nicht lernen, Hautkrankheiten bei vielen Menschen richtig zu erkennen? Die Erkenntnis war für mich beschämend, weil ich nie darüber nachgedacht hatte.
Ein anderes Beispiel, das ich noch aus meiner Zeit in der Gynäkologie verinnerlicht hatte, ist die unter-schiedliche Art, mit Schmerzen umzugehen. Kennen wir doch alle den „Mittelmeerschmerz“. Wie schnell werten wir damit Menschen aus anderen kulturellen Kontexten generell ab? Sehr eng ist hier die Nähe zwischen Diskriminierung und Rassismus. Genau hier müssen wir aufpassen und uns gewahr werden, wie verwurzelt Missachtungen der Menschenwürde bei uns sind. Sie können einen treffen aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, des Alters, des sozialen Sta-tus und wegen zahlreicher anderer persönlicher Gegebenheiten.
In einer Zeit, wie wir sie aktuell erleben, müssen wir immer wieder darauf pochen: Im Mittelpunkt der ärztlichen Versorgung stehen kranke Menschen. Und zwar alle gleich.
In diesem Sinne lassen Sie uns dieses wichtige Jahr zum Ende hin begleiten. Lassen Sie uns neu zum Bewusstsein kommen, dass jede und jeder von uns es in der Hand hat, sein Gegenüber als Mensch wahrzunehmen; und nur das ist wichtig!
Mit kollegialen Grüßen
Dr. med. Christiane Groß, M.A.,
Präsidentin des DÄB
zum Ende des Jahres lohnt ein Blick auf das ereignisreiche 2024. Die langen Vorbereitungen zur Feier des Jubiläums – des 100. Gründungstages unseres Vorgängerverbandes – haben sich gelohnt. Die Resonanz war sehr positiv, sowohl was den Festakt anging als auch die abendliche Feier für die Mitglieder selbst. Wir vom Vorstand danken allen, die sich beteiligt und ihre Unterstützung eingebracht haben, herzlich!
Viele positive Rückmeldungen haben uns erreicht über die Auseinandersetzung des Ärztinnenbundes mit der Vergangenheit des BDÄ. Diese wurde als verantwortungsbewusst wahrgenommen. Die Beschäftigung mit dieser Zeit, in der Diskriminierung an der Tagesordnung war und jüdische und andere unerwünschte Kolleginnen ausgeschlossen wurden, lehrt uns, wie sehr das Thema uns noch heute – oder gerade heute – beschäftigt, beschäftigen muss. Am Tag nach dem Jubiläum hat der Deutsche Ärztinnenbund in seiner Mitgliederversammlung sein Bekenntnis zum Genfer Gelöbnis – und damit zu Freiheit und Demokratie – in einer offiziellen Erklärung bekräftigt und seine Haltung ebenso deutlich gemacht wie seine Einschätzung der Weltlage.
Einen Auszug aus der Erklärung finden Sie auf dem Titel dieser Ausgabe der ärztin. Sie steht als erster Text des Titelthemas auf Seite 5. Wir haben die Stimme des DÄB gegen Diskriminierung und Rassismus ergänzt mit Studien und Analysen aus dem Medizinbereich.
Diskriminierung ist oft subtil, manchmal brachial und betrifft gerade uns Frauen an vielen Stellen auch im ärztlichen Beruf. Sie reicht von der Tatsache, dass von Frauen höhere Leistungen und weniger Fehler verlangt werden bis hin zu sexistischen Übergriffen, vom anzüglichen Witz bis hin zur sexuellen Nötigung, die Frauen hinnehmen sollen, wenn sie ihre Karriere nicht aufs Spiel setzen möchten. Sie geht vom abfälligen kollegialen Spruch bis hin zur Skepsis von Patientinnen und Patienten, ob denn eine Ärztin so kompetent sein kann wie ein Arzt.
Diskriminierung findet sich in der Medizin leider an allen Ecken. Ich selbst erinnere mich an die eine Fortbildung, bei der ich persönlich realisiert habe, dass selbst Fachbücher diskriminieren können. Es ging um Dermatologie-Bücher und die Abbildung dunkelhäutiger Menschen beziehungsweise deren Fehlen. Vermissen wir es, dass wir gar nicht lernen, Hautkrankheiten bei vielen Menschen richtig zu erkennen? Die Erkenntnis war für mich beschämend, weil ich nie darüber nachgedacht hatte.
Ein anderes Beispiel, das ich noch aus meiner Zeit in der Gynäkologie verinnerlicht hatte, ist die unter-schiedliche Art, mit Schmerzen umzugehen. Kennen wir doch alle den „Mittelmeerschmerz“. Wie schnell werten wir damit Menschen aus anderen kulturellen Kontexten generell ab? Sehr eng ist hier die Nähe zwischen Diskriminierung und Rassismus. Genau hier müssen wir aufpassen und uns gewahr werden, wie verwurzelt Missachtungen der Menschenwürde bei uns sind. Sie können einen treffen aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, des Alters, des sozialen Sta-tus und wegen zahlreicher anderer persönlicher Gegebenheiten.
In einer Zeit, wie wir sie aktuell erleben, müssen wir immer wieder darauf pochen: Im Mittelpunkt der ärztlichen Versorgung stehen kranke Menschen. Und zwar alle gleich.
In diesem Sinne lassen Sie uns dieses wichtige Jahr zum Ende hin begleiten. Lassen Sie uns neu zum Bewusstsein kommen, dass jede und jeder von uns es in der Hand hat, sein Gegenüber als Mensch wahrzunehmen; und nur das ist wichtig!
Mit kollegialen Grüßen
Dr. med. Christiane Groß, M.A.,
Präsidentin des DÄB