Festakt zum 100. Gründungstag des Deutschen Ärztinnenbundes – Wegweisende Aufgaben für Ärztinnen auch in Zukunft
Pressemitteilung
27.10.2024
Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) hat am Freitag, 25. Oktober 2024, das 100-jährige Jubiläum zum Gründungstag seines Vorgängerverbands „Bund Deutscher Ärztinnen“ in Berlin, in der Vertretung des Landes Brandenburg gefeiert. Der Deutsche Ärztinnenbund setzt sich für die Wahrung und Förderung der beruflichen und sozialen Interessen von Ärztinnen und Zahnärztinnen und die Verbesserung der Situation von Frauen in unserer Gesellschaft ein. Das Eintreten für Frauenrechte und Gleichberechtigung ist der Ausgangspunkt des gesellschaftspolitischen und standespolitischen Engagements von Ärztinnen und Zahnärztinnen.
Neben dem Blick auf die Historie und einer Analyse der aktuellen DÄB-Themen stand bei dem Festakt die verantwortungsvolle Rolle im Mittelpunkt, die Ärztinnen in Zukunft im Gesundheitswesen zukommt. Prof. Dr. med. Dr. phil. Eva Winkler, Vorsitzende der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer, schrieb den Frauen in der Medizin in ihrem Vortrag eine Vorbildfunktion für Diversität und Gerechtigkeit in der Versorgung von Patientinnen und Patienten ins Stammbuch. Dafür müsse das Gesundheitssystem jedoch so weiterentwickelt werden, dass Aufstiegschancen und Wertschätzung für die ärztlich Tätigen paritätisch erfolgen.
Staatssekretärin Dr. Friederike Haase, Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, sagte in ihrer Begrüßung, ein Verband wie der DÄB habe nicht nur viel für die Ärztinnen und die gesundheitliche Situation von Frauen erreicht, er repräsentiere humanitäre Werte, das stärke die Demokratie. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach würdigte in seinem Online-Grußwort unter anderem das standespolitische Engagement des DÄB. Mittlerweile stellen Frauen nahezu 50 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte. Ohne den DÄB hätte es wohl länger gedauert, die Chancengleichheit zu verbessern. Dr. Mariam Jashi, Generalsekretärin des Weltärztinnenbunds, der Medical Women’s International Association (MWIA), hob die Notwendigkeit hervor, als Ärztinnen weltweit zusammenzustehen. Die Benachteiligung von Frauen und auch Ärztinnen in allen Lebensbereichen sei in vielen Teilen der Welt nach wie vor sehr hoch. Jashi zeigte auf, dass die MWIA durch Partnerschaften mit vielen Verbänden, darunter der UN und der WHO, Einfluss auf gesundheitspolitische Entscheidungen weltweit hat.
Die Präsidentin des DÄB, Dr. Christiane Groß, charakterisierte den Verband als Bündnis, das Frauen im ärztlichen Beruf „Unterstützung vom Studium bis in die Spitzenämter biete.“ Sie fasste einige der aktuellen Themen des DÄB zusammen: fehlende Parität in den Gremien, zu wenige Ärztinnen in Spitzenpositionen besonders auch an den Universitätskliniken, Karrierehindernisse, denen Frauen begegnen, weil sie Mütter sind – etwa mangelnde Kinderbetreuung oder auch die unbefriedigende Umsetzung der gültigen Mutterschutzgesetzgebung, die schwangere Ärztinnen oft daran hindert, ihre Tätigkeit weiter auszuüben. Sie erwähnte außerdem den immer noch vorhandenen Sexismus im Beruf, der auch Ärztinnen betrifft. So geraten Frauen Männern gegenüber auf dem Berufsweg zeitlich ins Hintertreffen.
Es gehe nicht an, „dass Kinder eines der Haupthindernisse für die Karriere von Ärztinnen sind“. Auch die Care-Arbeit für pflegebedürftige Menschen in den Familien dürfe keine Hürde sein. Weiter betonte Groß den Stellenwert der geschlechterspezifischen Medizin und deren Integration in die medizinische Aus- und Weiterbildung und in die tägliche Praxis.
Der Vorgängerverband der heutigen „Deutschen Ärztinnenbundes“, der „Bund Deutscher Ärztinnen“ (BDÄ), wurde am 25. Oktober 2024 in Berlin gegründet. Er hatte 280 Mitglieder und repräsentierte damit etwa zwölf Prozent der Ärztinnen, die es damals in der Weimarer Republik gab. 1909 hatte das Großherzogtum Mecklenburg als letzter Staat des Deutschen Reichs Frauen erlaubt zu studieren, davor mussten Frauen zum Studium in die Schweiz gehen. In der NS-Zeit wurde der BDÄ Ende 1936 aufgelöst. Ab 1946 formierten sich wieder erste lokale Ärztinnengruppen und am 18.3.1950 konstituierte sich der Deutsche Ärztinnenbund e.V. in München. Seither hat der DÄB zu vielen frauenpolitischen und standespolitischen Fragen seine Positionen eingebracht und dadurch unter anderem auch gesetzgeberische Prozesse mitgeprägt.
Die wechselvolle Geschichte der deutschen Ärztinnenvertretung beleuchtete beim Festakt Prof. Dr. Mag. theol. Sabine Schleiermacher vom Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin. Viele der ersten Frauen im BDÄ engagierten sich in der Frauenbewegung und versorgten als Ärztinnen vor allem Frauen und Kinder – Gruppen, die in der Weimarer Republik sehr unterprivilegiert waren. Sie kämpften darum, überhaupt ihren beruflichen Platz im männerzentrierten Versorgungssystem zu erhalten. Sobald die Nazis an die Macht kamen, verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für Ärztinnen weiter. „Sie hätten genügend Gründe gehabt, dem Nationalsozialismus äußerst kritisch gegenüberzustehen“, sagte die Medizinhistorikerin Schleiermacher. Wie zahlreiche ihrer männlichen Kollegen trug jedoch auch ein Teil der Ärztinnen die menschenverachtende Gedankenwelt der Nazis mit. Sehr schnell schloss der BDÄ jüdische und politisch unangenehme Mitglieder aus. Weiter skizzierte die Referentin die Geschichte dieser Ärztinnen – ihre Lebensumstände, wenn sie emigrierten und ihre Schicksale in den Vernichtungslagern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzen die Ärztinnen wieder bei ihren Ursprungsthemen an: „Benachteiligung und Gleichberechtigung von Ärztinnen, diese Themen sind seit 100 Jahren konsistent“, sagte Schleiermacher. Daran knüpfte Prof. Eva Winkler, direkt an. Geschlechtergerechtigkeit, Karriereförderung und Rahmenbedingungen für Berufstätige seien Themen, die sich darauf auswirken, wie Ärztinnen die Versorgungswirklichkeit in Deutschland prägen. Inzwischen machen Frauen rund zwei Drittel der Medizinstudierenden aus. „Diese junge Generation birgt ein großes Potenzial.“ Aufgrund ihres Erfahrungshintergrunds könne es eine berufsethische Aufgabe von Ärztinnen sein, dem „Genderbias in der Medizin entgegenzutreten und eine faire und gerechte Versorgung zu fördern.“ Zunehmend mehr Studien deuten darauf hin, dass Patientinnen und Patienten gesundheitlich profitieren, wenn sie von Ärztinnen versorgt werden. Auch – und das ist nachweisbar – wird ihre Leistung weniger gewürdigt und sie haben schlechtere Aufstiegschancen und eine geringere Vergütung als Ärzte. Im Sinne eines qualitätsvollen Gesundheitssystems müssten „geschlechtsspezifische Vorurteile und strukturelle Benachteiligungen für Ärztinnen“ ausgeräumt werden, argumentierte Winkler.
Zu den Zielen des DÄB gehört es auch, Ärztinnen als Vorbilder sichtbar zu machen. Darum vergibt er seit vielen Jahren eine Reihe von Auszeichnungen. Beim Festakt zum 100. Gründungstag wurde zum zwölften Mal der DÄB-Wissenschaftspreis verliehen. Er würdigt eine besondere wissenschaftliche Leistung einer forschend tätigen Ärztin und ging an Dr. med. Marianne Hahn von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität. Sie erhielt ihn für eine Arbeit über mögliche geschlechterbedingte Unterschiede bei der Reintegration von Schlaganfallbetroffenen in den Beruf. Ebenfalls geehrt wurden zwei Ärztinnen als „Mutige Löwin“: die Ärztin Astrid Näkel für ihr Engagement während der Flutkatastrophe im Ahrtal und Prof. Esther Troost, Dekanin am Uniklinikum Dresden, für den hohen Frauenanteil in ihrem Dekanat.
Die Feier zum 100. Gründungstag der Ärztinnenvertretung wurde am Abend in Potsdam fortgeführt. Bei diesem Anlass stellte Dr. PH Benjamin Kuntz, Gesundheitswissenschaftler, Medizinhistoriker und Leiter des Museums im Robert Koch-Institut in Berlin, die Vorgeschichte und den Ablauf des Gründungstreffens des Bundes Deutscher Ärztinnen vor. Er berichtete über die außergewöhnlichen Lebensgeschichten mehrerer Pionierinnen der Medizin, die Gründungsmitglieder waren. So war die erste Vorsitzende des BDÄ, Dr. Hermine Heusler-Edenhuizen, die erste niedergelassene Frauenärztin in Deutschland. Mit der Kinderärztinnen Dr. Lilly Meyer-Wedell und Dr. Laura Turnau waren sozial überaus engagierte deutsche Ärztinnen jüdischen Glaubens im Gründungsvorstand. Von Anfang an bemühte sich die Ärztinnenvertretungen zudem darum, die gemeinsamen Ziele generationenübergreifend anzugehen. Darum wurden bei der Gründung sofort zwei Ehrenmitglieder benannt, die Bakteriologin Dr. Lydia Rabinowitsch-Kempner, die erste Frau, die in Berlin einen Professorinnentitel erhalten hat und Dr. Franziska Tiburtius, eine der ersten Ärztinnen, die im 19. Jahrhundert in Deutschland praktizierten. Sie hatte in der Schweiz studiert, da in Deutschland ein Studium für Frauen noch nicht möglich war.
Nach Ansicht von Kuntz zeigt dies, dass eines der Ziele des Bundes Deutscher Ärztinnen war, die Vorbildfunktion der Frauen sichtbar zu machen. Auch 100 Jahre später ist das eines der Anliegen des Deutschen Ärztinnenbundes.
Neben dem Blick auf die Historie und einer Analyse der aktuellen DÄB-Themen stand bei dem Festakt die verantwortungsvolle Rolle im Mittelpunkt, die Ärztinnen in Zukunft im Gesundheitswesen zukommt. Prof. Dr. med. Dr. phil. Eva Winkler, Vorsitzende der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer, schrieb den Frauen in der Medizin in ihrem Vortrag eine Vorbildfunktion für Diversität und Gerechtigkeit in der Versorgung von Patientinnen und Patienten ins Stammbuch. Dafür müsse das Gesundheitssystem jedoch so weiterentwickelt werden, dass Aufstiegschancen und Wertschätzung für die ärztlich Tätigen paritätisch erfolgen.
Staatssekretärin Dr. Friederike Haase, Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, sagte in ihrer Begrüßung, ein Verband wie der DÄB habe nicht nur viel für die Ärztinnen und die gesundheitliche Situation von Frauen erreicht, er repräsentiere humanitäre Werte, das stärke die Demokratie. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach würdigte in seinem Online-Grußwort unter anderem das standespolitische Engagement des DÄB. Mittlerweile stellen Frauen nahezu 50 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte. Ohne den DÄB hätte es wohl länger gedauert, die Chancengleichheit zu verbessern. Dr. Mariam Jashi, Generalsekretärin des Weltärztinnenbunds, der Medical Women’s International Association (MWIA), hob die Notwendigkeit hervor, als Ärztinnen weltweit zusammenzustehen. Die Benachteiligung von Frauen und auch Ärztinnen in allen Lebensbereichen sei in vielen Teilen der Welt nach wie vor sehr hoch. Jashi zeigte auf, dass die MWIA durch Partnerschaften mit vielen Verbänden, darunter der UN und der WHO, Einfluss auf gesundheitspolitische Entscheidungen weltweit hat.
Die Präsidentin des DÄB, Dr. Christiane Groß, charakterisierte den Verband als Bündnis, das Frauen im ärztlichen Beruf „Unterstützung vom Studium bis in die Spitzenämter biete.“ Sie fasste einige der aktuellen Themen des DÄB zusammen: fehlende Parität in den Gremien, zu wenige Ärztinnen in Spitzenpositionen besonders auch an den Universitätskliniken, Karrierehindernisse, denen Frauen begegnen, weil sie Mütter sind – etwa mangelnde Kinderbetreuung oder auch die unbefriedigende Umsetzung der gültigen Mutterschutzgesetzgebung, die schwangere Ärztinnen oft daran hindert, ihre Tätigkeit weiter auszuüben. Sie erwähnte außerdem den immer noch vorhandenen Sexismus im Beruf, der auch Ärztinnen betrifft. So geraten Frauen Männern gegenüber auf dem Berufsweg zeitlich ins Hintertreffen.
Es gehe nicht an, „dass Kinder eines der Haupthindernisse für die Karriere von Ärztinnen sind“. Auch die Care-Arbeit für pflegebedürftige Menschen in den Familien dürfe keine Hürde sein. Weiter betonte Groß den Stellenwert der geschlechterspezifischen Medizin und deren Integration in die medizinische Aus- und Weiterbildung und in die tägliche Praxis.
Der Vorgängerverband der heutigen „Deutschen Ärztinnenbundes“, der „Bund Deutscher Ärztinnen“ (BDÄ), wurde am 25. Oktober 2024 in Berlin gegründet. Er hatte 280 Mitglieder und repräsentierte damit etwa zwölf Prozent der Ärztinnen, die es damals in der Weimarer Republik gab. 1909 hatte das Großherzogtum Mecklenburg als letzter Staat des Deutschen Reichs Frauen erlaubt zu studieren, davor mussten Frauen zum Studium in die Schweiz gehen. In der NS-Zeit wurde der BDÄ Ende 1936 aufgelöst. Ab 1946 formierten sich wieder erste lokale Ärztinnengruppen und am 18.3.1950 konstituierte sich der Deutsche Ärztinnenbund e.V. in München. Seither hat der DÄB zu vielen frauenpolitischen und standespolitischen Fragen seine Positionen eingebracht und dadurch unter anderem auch gesetzgeberische Prozesse mitgeprägt.
Die wechselvolle Geschichte der deutschen Ärztinnenvertretung beleuchtete beim Festakt Prof. Dr. Mag. theol. Sabine Schleiermacher vom Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin. Viele der ersten Frauen im BDÄ engagierten sich in der Frauenbewegung und versorgten als Ärztinnen vor allem Frauen und Kinder – Gruppen, die in der Weimarer Republik sehr unterprivilegiert waren. Sie kämpften darum, überhaupt ihren beruflichen Platz im männerzentrierten Versorgungssystem zu erhalten. Sobald die Nazis an die Macht kamen, verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für Ärztinnen weiter. „Sie hätten genügend Gründe gehabt, dem Nationalsozialismus äußerst kritisch gegenüberzustehen“, sagte die Medizinhistorikerin Schleiermacher. Wie zahlreiche ihrer männlichen Kollegen trug jedoch auch ein Teil der Ärztinnen die menschenverachtende Gedankenwelt der Nazis mit. Sehr schnell schloss der BDÄ jüdische und politisch unangenehme Mitglieder aus. Weiter skizzierte die Referentin die Geschichte dieser Ärztinnen – ihre Lebensumstände, wenn sie emigrierten und ihre Schicksale in den Vernichtungslagern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzen die Ärztinnen wieder bei ihren Ursprungsthemen an: „Benachteiligung und Gleichberechtigung von Ärztinnen, diese Themen sind seit 100 Jahren konsistent“, sagte Schleiermacher. Daran knüpfte Prof. Eva Winkler, direkt an. Geschlechtergerechtigkeit, Karriereförderung und Rahmenbedingungen für Berufstätige seien Themen, die sich darauf auswirken, wie Ärztinnen die Versorgungswirklichkeit in Deutschland prägen. Inzwischen machen Frauen rund zwei Drittel der Medizinstudierenden aus. „Diese junge Generation birgt ein großes Potenzial.“ Aufgrund ihres Erfahrungshintergrunds könne es eine berufsethische Aufgabe von Ärztinnen sein, dem „Genderbias in der Medizin entgegenzutreten und eine faire und gerechte Versorgung zu fördern.“ Zunehmend mehr Studien deuten darauf hin, dass Patientinnen und Patienten gesundheitlich profitieren, wenn sie von Ärztinnen versorgt werden. Auch – und das ist nachweisbar – wird ihre Leistung weniger gewürdigt und sie haben schlechtere Aufstiegschancen und eine geringere Vergütung als Ärzte. Im Sinne eines qualitätsvollen Gesundheitssystems müssten „geschlechtsspezifische Vorurteile und strukturelle Benachteiligungen für Ärztinnen“ ausgeräumt werden, argumentierte Winkler.
Zu den Zielen des DÄB gehört es auch, Ärztinnen als Vorbilder sichtbar zu machen. Darum vergibt er seit vielen Jahren eine Reihe von Auszeichnungen. Beim Festakt zum 100. Gründungstag wurde zum zwölften Mal der DÄB-Wissenschaftspreis verliehen. Er würdigt eine besondere wissenschaftliche Leistung einer forschend tätigen Ärztin und ging an Dr. med. Marianne Hahn von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität. Sie erhielt ihn für eine Arbeit über mögliche geschlechterbedingte Unterschiede bei der Reintegration von Schlaganfallbetroffenen in den Beruf. Ebenfalls geehrt wurden zwei Ärztinnen als „Mutige Löwin“: die Ärztin Astrid Näkel für ihr Engagement während der Flutkatastrophe im Ahrtal und Prof. Esther Troost, Dekanin am Uniklinikum Dresden, für den hohen Frauenanteil in ihrem Dekanat.
Die Feier zum 100. Gründungstag der Ärztinnenvertretung wurde am Abend in Potsdam fortgeführt. Bei diesem Anlass stellte Dr. PH Benjamin Kuntz, Gesundheitswissenschaftler, Medizinhistoriker und Leiter des Museums im Robert Koch-Institut in Berlin, die Vorgeschichte und den Ablauf des Gründungstreffens des Bundes Deutscher Ärztinnen vor. Er berichtete über die außergewöhnlichen Lebensgeschichten mehrerer Pionierinnen der Medizin, die Gründungsmitglieder waren. So war die erste Vorsitzende des BDÄ, Dr. Hermine Heusler-Edenhuizen, die erste niedergelassene Frauenärztin in Deutschland. Mit der Kinderärztinnen Dr. Lilly Meyer-Wedell und Dr. Laura Turnau waren sozial überaus engagierte deutsche Ärztinnen jüdischen Glaubens im Gründungsvorstand. Von Anfang an bemühte sich die Ärztinnenvertretungen zudem darum, die gemeinsamen Ziele generationenübergreifend anzugehen. Darum wurden bei der Gründung sofort zwei Ehrenmitglieder benannt, die Bakteriologin Dr. Lydia Rabinowitsch-Kempner, die erste Frau, die in Berlin einen Professorinnentitel erhalten hat und Dr. Franziska Tiburtius, eine der ersten Ärztinnen, die im 19. Jahrhundert in Deutschland praktizierten. Sie hatte in der Schweiz studiert, da in Deutschland ein Studium für Frauen noch nicht möglich war.
Nach Ansicht von Kuntz zeigt dies, dass eines der Ziele des Bundes Deutscher Ärztinnen war, die Vorbildfunktion der Frauen sichtbar zu machen. Auch 100 Jahre später ist das eines der Anliegen des Deutschen Ärztinnenbundes.