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Gemeinsam einfach besser: Mit dem oder der Partner:in und mit allen Kolleg:innen

Chefärztinnen in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) kann man in Deutschland an einer Hand abzählen. Erst seit Januar 2021 gibt es die erste Ordinaria an der Uniklinik Greifswald, ab Januar 2022 deutschlandweit 4 MKG-Chefärztinnen. Sollte man sich davon als Frau abschrecken lassen? Auf keinen Fall, findet die Autorin. Hier erklärt sie, warum.

Dass ich in der Kieferchirurgie aufgrund meines Geschlechtes fehl am Platz sein sollte, kam mir nie in den Sinn. Das Fachgebiet hatte ich mir ausschließlich nach meiner Neigung ausgesucht. Auch sah ich es nicht als Nachteil an, dass in der Chirurgie hauptsächlich Männer arbeiteten. Mit zwei Brüdern aufgewachsen, hatte ich diesbezüglich weder Berührungsängste noch Bedenken.

Ich nahm einfach an, dass ich mit guter Arbeit ohne Hindernisse weiterkommen würde. Auf die gläserne Decke traf ich auf dem Weg zur oberärztlichen Stelle, wo mir ein männlicher Kollege vorgezogen wurde und ich deswegen erst mit einigen Jahren Verspätung den nächsten Karriereschritt vollziehen konnte.

Mittlerweile bin ich Leitende Oberärztin mit einer 80-Prozent-Stelle, was in der MKG-Chirurgie in Deutschland weiterhin eine Rarität darstellt. Selbst Männer müssen sich anhören, dass eine solche Position in Teilzeit nicht möglich ist. Mit meinem Beispiel kann ich zeigen, dass es funktioniert – als Frau, in Führungsposition, in Teilzeit. Es muss allerdings von oben die Bereitschaft dafür vorhanden sein. Das bremst Frauen noch sehr aus.

Immer mehr Trümpfe für Frauen


Doch die Bremsen lockern sich langsam. Mittlerweile gibt es viel mehr Frauen, die die MKG als Ausbildungsziel haben. Das Fachgebiet eignet sich – trotz zweier Studiengänge – hervorragend für Frauen. Je nach Priorität kann man in der Klinik arbeiten oder sich niederlassen und hat in beiden Fällen ein interessantes operatives Spektrum. Frauen sind in der MKG-Chirurgie in Leitungspositionen noch deutlich unterrepräsentiert, aber es zeigt sich, dass sich Chefärzte allmählich erklären müssen, wenn sie keine Frau befördert haben, obwohl es offensichtlich genug weiblichen Nachwuchs gibt. Auch in Großstädten sind Stellen immer schwieriger zu besetzen, da es weniger Bewerber:innen gibt. Das spielt den Frauen in die Karten und öffnet Türen nach oben.

Klinikübergreifendes Netzwerk


Und diese Türen sollten genutzt werden – um veraltete Denk- und Arbeitsstrukturen zu widerlegen und um die nachfolgenden Frauen zu bestärken und zu fördern. Das versuchen wir mittlerweile immer mehr auch klinikübergreifend. Persönlich und in dem Netzwerk „Die Chirurginnen“ vernetzen sich MKG­lerinnen, die vielleicht an ihrer Klinik alleine sind, sich aber durch Kontakte zu anderen Frauen gegenseitig unterstützen. Die Vernetzung mit Chirurginnen anderer Fachdisziplinen hilft bei vielen Herausforderungen, vor denen diese gleichermaßen stehen: etwa Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Operieren in der Schwangerschaft, Selbstvermarktung. Es geht um gegenseitiges Empowerment für das eigene individuelle Ziel.

Einer der wichtigsten Bausteine ist jedoch: Karriereplanung beginnt bei der Partner:innenwahl. Wer jemanden an der Seite hat, der das eigene berufliche Ziel nicht unterstützt, wird es doppelt schwer haben. Deswegen kann ich nur raten, die beruflichen und familiären Ziele offen zu besprechen und von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand zu stellen, ob diese weiterhin aktuell sind und wie man sie gemeinsam erreichen kann.

Dr. med. Caroline Fedder ist Leitende Oberärztin an der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Alb Fils Kliniken Göppingen. Die Fachärztin für Mund-Kiefer-Gesichts­chirurgie, plastische Operationen ist Expertin für orthognathe Chirurgie. Sie ist Sprecherin des Oberarzt- und Facharztforums der Deutschen Gesellschaft für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (DGMKG) und Mutter von 3 Kindern.

E-Mail: caroline.fedder@af-k.de