Gerechtigkeit in der Medizin: Anregungen vom 2. Internationalen Kongress der Ärztinnen in Wien
„Gerechte Medizin morgen“ war das Thema des 2. Internationalen Kongresses der Ärztinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, der im November 2023 in Wien stattgefunden hat.
Analog zur ersten derartigen Veranstaltung in 2021 war er länderübergreifend organisiert worden von der ehemaligen Präsidentin der Organisation der Ärztinnen Österreichs, Dr.in med. Mag.a phil. Edith Schratzberger-Vécsei, der ehemaligen Präsidentin der Medical Women Switzerland, Dr. med. Adelheid Schneider-Gilg und mir als Präsidentin des DÄB. Der Kongress von 2021 war von den Corona-Maßnahmen betroffen gewesen und musste daher als reine Online-Veranstaltung stattfinden. Umso erfreulicher war es, in Wien persönlich zusammenzukommen.
Mit philosophisch-politischen Gedanken, wie grundsätzlich eine gerechtere Gesellschaft gelingen könnte, stimmte Barbara Blaha die Anwesenden im Eröffnungsvortrag ein. Blaha ist eine in Österreich bekannte politische Stimme und unter anderem Gründerin eines Instituts, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Vorschläge für eine nachhaltigere und gerechtere Gesellschaft zu erarbeiten.
Generationengerechtigkeit war der erste Aspekt speziell aus dem medizinischen Umfeld. Dr. med. Renate Böhm, Schriftführerin der DÄB-Regionalgruppe Bayern-Süd, berichtete von der Senior-MWIA, einer noch neuen Interessengruppe (SIG) innerhalb des Weltärztinnenbundes (Medical Women’s International Association; MWIA). Die Senior-MWIA wurde 2022 auf eine Initiative hin gegründet, die vom DÄB-Forum 60 plus, also von Deutschland, ausging. Dr. med. Renate Böhm ist Vorsitzende der Senior- MWIA und erläuterte die Ziele und Aktivitäten.
Der „Racial Bias“ in der Medizin war das Thema von Prof. Dr. med. Andrea Kaifie-Pechmann, M. Sc., Direktorin des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen. Sie plädiert für mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität für die Frage, wann unterschiedliche Behandlungen für Menschen unterschiedlicher Ethnien notwendig sind und wann nicht. Die Beschäftigung mit manchmal auch unbeabsichtigtem Rassismus im Gesundheitsbereich nimmt langsam zu. Als ein Beispiel für den Handlungsbedarf verwies sie auf Lehrbücher, die auch in Regionen mit überwiegend schwarzer Bevölkerung meist nur den weißen, mittelalten Mann abbilden.
Wie Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen schon bei der Behandlung von Patient:innen unterstützen kann, zeigte eindrucksvoll Dr. med. Anke Diehl, M.A., Chief Transformation Officerin der Universitätsmedizin Essen und Leiterin der Stabsstelle Digitale Transformation. Sie betonte aber auch, dass Gendersensibilität – und damit Gendergerechtigkeit – weiterhin eingefordert werden müssen.
Dr. med. Yvonne Gilli aus der Schweiz führte die Kongressteilnehmerinnen an die abschließende Podiumsdiskussion zur Berufspolitik heran. Gilli ist die erste Frau an der Spitze der „Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte“ (FMH) und hat damit eine Position vergleichbar mit der des Präsidenten der Bundesärztekammer.
Kurzvorträge und Workshops beleuchteten weitere Aspekte des Kongressthemas. Unter anderem ging es um Vereinbarkeit und die Gesundheit von Ärztinnen. So erlaubte Dr. med. Maxi Braun, Oberärztin in der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen, einen Einblick in ihre Arbeit mit psychisch erkrankten Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, die wegen Burn-out in die Klinik kommen.
Beim festlichen Abendessen wurde der Lore Antoine-Preis verliehen an Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Kathrin Kirchheiner von der Medizinischen Universität Wien und Dr.in Maria Fernanda Hutter von der Medizinischen Universität Graz, die von ihrem Partner vertreten wurde.
Insgesamt war der Kongress eindeutig die Reise wert und wir sind gespannt auf den dritten Kongress, der voraussichtlich im Frühjahr 2025 durch die Schweizer Kolleginnen ausgerichtet werden wird.
Mitgeteilt von Dr. med. Christiane Groß, M.A., Präsidentin des DÄB
Mit philosophisch-politischen Gedanken, wie grundsätzlich eine gerechtere Gesellschaft gelingen könnte, stimmte Barbara Blaha die Anwesenden im Eröffnungsvortrag ein. Blaha ist eine in Österreich bekannte politische Stimme und unter anderem Gründerin eines Instituts, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Vorschläge für eine nachhaltigere und gerechtere Gesellschaft zu erarbeiten.
Generationengerechtigkeit war der erste Aspekt speziell aus dem medizinischen Umfeld. Dr. med. Renate Böhm, Schriftführerin der DÄB-Regionalgruppe Bayern-Süd, berichtete von der Senior-MWIA, einer noch neuen Interessengruppe (SIG) innerhalb des Weltärztinnenbundes (Medical Women’s International Association; MWIA). Die Senior-MWIA wurde 2022 auf eine Initiative hin gegründet, die vom DÄB-Forum 60 plus, also von Deutschland, ausging. Dr. med. Renate Böhm ist Vorsitzende der Senior- MWIA und erläuterte die Ziele und Aktivitäten.
Der „Racial Bias“ in der Medizin war das Thema von Prof. Dr. med. Andrea Kaifie-Pechmann, M. Sc., Direktorin des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen. Sie plädiert für mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität für die Frage, wann unterschiedliche Behandlungen für Menschen unterschiedlicher Ethnien notwendig sind und wann nicht. Die Beschäftigung mit manchmal auch unbeabsichtigtem Rassismus im Gesundheitsbereich nimmt langsam zu. Als ein Beispiel für den Handlungsbedarf verwies sie auf Lehrbücher, die auch in Regionen mit überwiegend schwarzer Bevölkerung meist nur den weißen, mittelalten Mann abbilden.
Wie Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen schon bei der Behandlung von Patient:innen unterstützen kann, zeigte eindrucksvoll Dr. med. Anke Diehl, M.A., Chief Transformation Officerin der Universitätsmedizin Essen und Leiterin der Stabsstelle Digitale Transformation. Sie betonte aber auch, dass Gendersensibilität – und damit Gendergerechtigkeit – weiterhin eingefordert werden müssen.
Dr. med. Yvonne Gilli aus der Schweiz führte die Kongressteilnehmerinnen an die abschließende Podiumsdiskussion zur Berufspolitik heran. Gilli ist die erste Frau an der Spitze der „Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte“ (FMH) und hat damit eine Position vergleichbar mit der des Präsidenten der Bundesärztekammer.
Kurzvorträge und Workshops beleuchteten weitere Aspekte des Kongressthemas. Unter anderem ging es um Vereinbarkeit und die Gesundheit von Ärztinnen. So erlaubte Dr. med. Maxi Braun, Oberärztin in der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen, einen Einblick in ihre Arbeit mit psychisch erkrankten Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, die wegen Burn-out in die Klinik kommen.
Beim festlichen Abendessen wurde der Lore Antoine-Preis verliehen an Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Kathrin Kirchheiner von der Medizinischen Universität Wien und Dr.in Maria Fernanda Hutter von der Medizinischen Universität Graz, die von ihrem Partner vertreten wurde.
Insgesamt war der Kongress eindeutig die Reise wert und wir sind gespannt auf den dritten Kongress, der voraussichtlich im Frühjahr 2025 durch die Schweizer Kolleginnen ausgerichtet werden wird.
Mitgeteilt von Dr. med. Christiane Groß, M.A., Präsidentin des DÄB