Grußwort von Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)
Liebe Kolleginnen,
Frauen sind seit Menschengedenken medizinisch tätig. Dass es im Römischen Reich Chirurginnen gegeben hat, beweisen archäologische Ausgrabungen. Auch im Mittelalter beschäftigten sich Frauen intensiv mit der Heilkunst, wie etwa die Werke von Hildegard von Bingen zur Pflanzenheilkunde zeigen.
Aber von universitären Ausbildungen im medizinischen Bereich waren Frauen zu Beginn der Tradition neuzeitlicher Hochschulen ausgeschlossen und sollten es lange bleiben. Wie stark der Widerstand gegen eine Zulassung von Frauen zum Medizinstudium selbst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland noch war, zeigt etwa ein Zitat aus dem Protokoll des 26. Deutschen Ärztetages 1898 in Wiesbaden. Demnach sei bei einem größeren Andrang von weiblichen Medizinstudentinnen „kein erheblicher Nutzen für die Kranken, [...] mehr Schaden als Nutzen für die Frauen, [...] eine Minderung des ärztlichen Ansehens und [...] keine Foörderung des allgemeinen Wohles zu erwarten“.
Glücklicherweise konnte sich diese reaktionäre Ansicht in der Gesellschaft nicht durchsetzen. 1899 wurden Frauen im Deutschen Kaiserreich erstmals zum Staatsexamen zugelassen. Nur zwei Jahre später legte Ida Democh am 30. März 1901 als erste deutsche Frau das Examen in Halle an der Saale ab.
Hatten Ärztinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch exotischen Status, so hat sich dies inzwischen glücklicherweise geändert. Anfang 2020 machten sie 48 Prozent der Gesamtzahl der berufstätigen deutschen Ärzteschaft aus. Und etwa zwei Drittel der Studienanfänger im Bereich Humanmedizin sind heute Frauen.
Kurzum: Ärztinnen sind bei der Gestaltung und Bewältigung der vielfältigen Aufgaben im Gesundheitswesen nicht wegzudenken. Doch trotz dieser großen Emanzipationserfolge bleiben einige Wermutstropfen. Denn noch immer sind Frauen in vielen Führungspositionen im Gesundheitswesen nicht ausreichend repräsentiert. Leider gilt dies auch für die ärztliche Selbstverwaltung. Sowohl in den Gremien der Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände, als auch in denen der Landesärztekammern und der Bundesärztekammer sind vergleichsweise wenige Frauen vertreten. Dies muss sich aus meiner Sicht unbedingt ändern. Wenn etwa die Hälfte der Ärzteschaft aus Frauen besteht, sollte sich dies auch in den Körperschaften, in den Chefetagen der Krankenhäuser, in der Anzahl der Praxisinhaberinnen sowie an den Universitätslehrstühlen adäquat widerspiegeln.
Leider besteht die Gefahr, dass die Corona-Pandemie eher wieder zu einem stärkeren Rückzug der Frauen aus Führungspositionen und einem Erstarken klassischer Rollenbilder beitragen könnte. Denn gerade Ärztinnen mit Kindern fällt es aufgrund von Schließungen von Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen momentan sehr schwer, Privat- und Berufsleben miteinander in Einklang zu bringen. Dies insbesondere, wenn vielfach aufgrund der Pandemie Überstunden an der Tagesordnung sind.
SARS-CoV-2 stellt die Ärztinnen sicherlich vor gewaltige Herausforderungen. Es freut mich deshalb sehr, dass der 1. Internationale Ärztinnen-Kongress, ursprünglich geplant auf der Fraueninsel im Chiemsee; jetzt online – sich dem Thema „Grenzsituationen – eine Pandemie und ihre Folgen“ widmen wird.
Ich wünsche Ihnen einen spannenden Kongress und freue mich auf wichtige Impulse für die Ärzteschaft und die ärztliche Selbstverwaltung.
Dr. Gerald Quitterer,
Präsident der Bayerischen Landesärztekammer
Frauen sind seit Menschengedenken medizinisch tätig. Dass es im Römischen Reich Chirurginnen gegeben hat, beweisen archäologische Ausgrabungen. Auch im Mittelalter beschäftigten sich Frauen intensiv mit der Heilkunst, wie etwa die Werke von Hildegard von Bingen zur Pflanzenheilkunde zeigen.
Aber von universitären Ausbildungen im medizinischen Bereich waren Frauen zu Beginn der Tradition neuzeitlicher Hochschulen ausgeschlossen und sollten es lange bleiben. Wie stark der Widerstand gegen eine Zulassung von Frauen zum Medizinstudium selbst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland noch war, zeigt etwa ein Zitat aus dem Protokoll des 26. Deutschen Ärztetages 1898 in Wiesbaden. Demnach sei bei einem größeren Andrang von weiblichen Medizinstudentinnen „kein erheblicher Nutzen für die Kranken, [...] mehr Schaden als Nutzen für die Frauen, [...] eine Minderung des ärztlichen Ansehens und [...] keine Foörderung des allgemeinen Wohles zu erwarten“.
Glücklicherweise konnte sich diese reaktionäre Ansicht in der Gesellschaft nicht durchsetzen. 1899 wurden Frauen im Deutschen Kaiserreich erstmals zum Staatsexamen zugelassen. Nur zwei Jahre später legte Ida Democh am 30. März 1901 als erste deutsche Frau das Examen in Halle an der Saale ab.
Hatten Ärztinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch exotischen Status, so hat sich dies inzwischen glücklicherweise geändert. Anfang 2020 machten sie 48 Prozent der Gesamtzahl der berufstätigen deutschen Ärzteschaft aus. Und etwa zwei Drittel der Studienanfänger im Bereich Humanmedizin sind heute Frauen.
Kurzum: Ärztinnen sind bei der Gestaltung und Bewältigung der vielfältigen Aufgaben im Gesundheitswesen nicht wegzudenken. Doch trotz dieser großen Emanzipationserfolge bleiben einige Wermutstropfen. Denn noch immer sind Frauen in vielen Führungspositionen im Gesundheitswesen nicht ausreichend repräsentiert. Leider gilt dies auch für die ärztliche Selbstverwaltung. Sowohl in den Gremien der Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände, als auch in denen der Landesärztekammern und der Bundesärztekammer sind vergleichsweise wenige Frauen vertreten. Dies muss sich aus meiner Sicht unbedingt ändern. Wenn etwa die Hälfte der Ärzteschaft aus Frauen besteht, sollte sich dies auch in den Körperschaften, in den Chefetagen der Krankenhäuser, in der Anzahl der Praxisinhaberinnen sowie an den Universitätslehrstühlen adäquat widerspiegeln.
Leider besteht die Gefahr, dass die Corona-Pandemie eher wieder zu einem stärkeren Rückzug der Frauen aus Führungspositionen und einem Erstarken klassischer Rollenbilder beitragen könnte. Denn gerade Ärztinnen mit Kindern fällt es aufgrund von Schließungen von Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen momentan sehr schwer, Privat- und Berufsleben miteinander in Einklang zu bringen. Dies insbesondere, wenn vielfach aufgrund der Pandemie Überstunden an der Tagesordnung sind.
SARS-CoV-2 stellt die Ärztinnen sicherlich vor gewaltige Herausforderungen. Es freut mich deshalb sehr, dass der 1. Internationale Ärztinnen-Kongress, ursprünglich geplant auf der Fraueninsel im Chiemsee; jetzt online – sich dem Thema „Grenzsituationen – eine Pandemie und ihre Folgen“ widmen wird.
Ich wünsche Ihnen einen spannenden Kongress und freue mich auf wichtige Impulse für die Ärzteschaft und die ärztliche Selbstverwaltung.
Dr. Gerald Quitterer,
Präsident der Bayerischen Landesärztekammer