100. Gründungstag des Deutschen Ärztinnenbundes

Dr. med. Andreas Gassen

Grußwort von Dr. med. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Im Namen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gratuliere ich dem Deutschen Ärztinnenbund sehr herzlich zu seinem 100. Gründungstag!

Jahrestage dieser Art dienen häufig dazu, die Vergangenheit zu bilanzieren, die Gegenwart zu reflektieren und einen Blick in die Zukunft zu werfen. Was die Vergangenheit angeht, so sind die Kolleginnen, die vor hundert Jahren den Bund Deutscher Ärztinnen – und damit die Vorgängerorganisation des Deutschen Ärztinnenbundes – gründeten, im doppelten Sinne als Pionierinnen anzusehen: Die verbandlich organisierte ärztliche Standesvertretung als solche war noch recht jung und die Idee, sich insbesondere um die Belange der weiblichen Berufsangehörigen zu kümmern, alles andere als selbstverständlich. Leider endete die Geschichte vorerst recht schnell mit der (Selbst-)Gleichschaltung ärztlicher Organisationen im NS-Regime – ein schrecklicher Teil unserer Historie, dem wir als Kassenärztliche Bundesvereinigung uns gerade in Form einer neuen wissenschaftlichen Aufarbeitung stellen, auch, um damit ein Zeichen für unsere gesellschaftliche Verantwortung als Ärzteschaft zu setzen.

Bedenkt man, dass eines der ersten Ziele bei der Gründung des Deutschen Ärztinnenbundes 1950 war, die Hemmnisse zu beseitigen, die eine Niederlassung als Kassenärztin systematisch behinderten, dann wird deutlich, wie viel sich seither verändert hat. In vielen Fachrichtungen liegt der Frauenanteil bereits bei über 50 Prozent. Die Flexibilisierung vertragsärztlicher Berufsausübung hat geholfen, die Niederlassung (nicht nur) für Frauen attraktiver zu machen. Diese Errungenschaft ist durch die derzeitige politische Rahmensetzung erneut gefährdet. Zu den Herausforderungen der Zukunft gehören der demografische Wandel und neue Technologien ebenso wie aktuell eine Gesundheitspolitik, die offen propagiert, ambulante vertragsärztliche Einrichtungen zugunsten zentralistischer, stationär dominierter Strukturen aufzugeben. Dies insbesondere mit der Begründung, gerade junge Kolleginnen hätten wenig Interesse sich niederzulassen. Hier ist es wichtig, dass diese Kolleginnen selbst entscheiden können, wie sie ihren Beruf ausüben wollen und nicht versorgungsferne Gesundheitspolitik diese Entscheidung vorwegnimmt. Umso mehr brauchen wir Kolleginnen, die sich gesellschafts- und berufspolitisch einbringen und idealerweise für die Niederlassung begeistern können. Der Deutsche Ärztinnenbund ist dabei ein wertvoller Partner und wichtiger Impulsgeber.

In diesem Sinne: Alles Gute!
Ihr
Dr. Andreas Gassen