Ob man Kinder und Karriere zeitgleich hat, ist eine Frage großer Organisationsfähigkeit und Flexibilität sowie einfach von Kraft. Kraft für extrem volle Tage und Nächte. Für alle Eltern gilt dabei: Sowohl eine ambitionierte Berufstätigkeit als auch die gute Betreuung und Fürsorge für die Kinder beanspruchen jeweils Zeit, haben eine rein quantitative und eben nicht nur qualitative Dimension. Jeder Tag hat aber nur 24 Stunden. Wie also klarkommen, wenn wir in guter Balance bleiben möchten? Und wie damit umgehen, wenn antiquierte Strukturen des Arbeitsumfeldes im Wege stehen, und sich Familie und Beruf eben nicht gut kombinieren lassen?

Beispiel Notfallmedizin

Die meisten beruflichen Aufgaben sind nicht „nine to five“ zu leisten. Denken wir hier beispielsweise an die Notfallmedizin oder die Arbeit in Krankenhäusern. Wie lässt sich dort ein faires Umfeld schaffen, welches gestattet, auch mit Kindern Karriere zu machen und zugleich die beruflichen Herausforderungen zu meistern? Eine unserer Working Moms, Fachärztin für Anästhesie mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, berichtet: „Ich kam nach der Geburt meiner Tochter nach der Elternzeit in Vollzeit zurück in die Rettungsstelle. Da ich für die Spätdienste und nachts nicht immer eine Betreuung hatte, gab es einen speziellen Deal. Ich arbeitete unter der Woche und an Wochenenden immer nur tagsüber. Der teure Preis: Ich musste meine Position als Notärztin an jemand anderen
abtreten. Außerdem erfuhr ich Mobbing durch die Dienstplan schreibende Oberärztin, selbst kinderlos, und meine Position absolut nicht nachvollziehend. So bekam ich zwar nur Tagdienste, teilweise aber zwölf Tage am Stück.“

Die Ärztin gab ihren Traumberuf als Notfallmedizinerin auf und kündigte, um als Quereinsteigerin den Facharzt für Allgemeinmedizin zu machen. Anders bei zwei Working Moms, die sich schon seit Jahren eine Stelle als Oberärztin teilen, und erleben, dass mit dieser Regelung nicht nur sie selbst, son-dern auch das gesamte berufliche und private Umfeld sehr glücklich sind. Eine wegweisende Lösung!

In der Schule ansetzen

Wir Working Moms werben nicht für ein spezifisches Lebensmodell, sondern setzen uns im Interesse der Gesellschaft dafür ein, dass auch Mütter ihrer Qualifikation entsprechend ambitionierte berufliche Wege gehen können. Wir machen uns unter anderem stark für: flächendeckende, qualitativ hochwertige und flexible Kinderbetreuung, Schulausbildung mit verbesserter digitaler Infrastruktur sowie für Bildungspläne, die Zukunftskompetenzen in den Fokus stellen. Und wir fordern nachdrücklich, dass die Gesellschaft umdenkt und moderne Strukturen entstehen, die beispielsweise berufliche Erfolge nicht mehr an reine Arbeitszeit koppeln oder auch gute Mutter­schaft nicht mehr an die reine Anwesenheitszeit zu Hause.

Immer noch haben beruflich erfolgreiche Mütter neben dem rein organisatorischen Kraftakt einschließlich des mittlerweile anerkannten „mental load“ gegen den „unconscious bias“ zu kämpfen. Ein fast aussichtsloser Kampf: Denn im Ring steht kein greifbarer Gegner, dem man mit Können begegnen könnte, sondern die Zuschreibung, dass Karriere machende Frauen mit Kindern sowohl unsympathisch als auch beruflich unqualifiziert sind. Wir starken Frauen und Mütter sollten aber selbstverständlich nach den beruflichen Sternen greifen, und wir sollten die unbeirrbare Zuversicht in uns tragen, dass wir die Sterne auch vom Himmel holen können. So stehen die Working Moms, ein Verbund von Müttern, die ambitioniert ihren Karriereweg verfolgen, dafür, dass Frauen selbstverständlich beides haben können: Kinder und Karriere.

E-Mail: verband@workingmoms.de