Niederlassung: Flexible Arbeitszeiten und neue Praxiskonstellationen ziehen Frauen an
Eine zeitgemäße Flexibilisierung erfährt die Medizin derzeit vor allem im ambulanten Bereich. Der Sektor ist darum attraktiv für junge Ärztinnen. Bei der Selbstständigkeit zögern sie aber – eine Aufgabe für Frauennetzwerke wie den DÄB.
Der Anteil weiblicher Ärzte steigt vor allem im ambulanten beziehungsweise niedergelassenen Bereich. Unter den hausärztlich Tätigen beispielsweise waren 2010 noch 39,1 Prozent Frauen. In 2020 ist der Frauenanteil auf 47 gestiegen.
Die Medizin ist ein wunderbares, facettenreiches Fach, das viele Arbeitsformen bietet. Frauen wenden sich jedoch verstärkt dem ambulanten Bereich zu, weil sie dort unter anderem eine Work-Life-Balance sowie geregelte Arbeitszeiten entdecken und Familiengründung und Beruf für sie – verglichen mit anderen ärztlichen Tätigkeitsmodellen – am besten miteinander zu vereinbaren sind. Vor allem auf dem Land stellt auch die oft mangelhafte flexible Kita- oder Kindergartenbetreuung die Weichen mit in diese Richtung.
Die klassische Einzelpraxis stirbt langsam aus, denn es gibt zunehmend mehr unterschiedliche Arbeitsmodelle und Praxiskonstellationen als Alternative. Junge Ärzt:innen finden tatsächlich immer flexiblere Möglichkeiten der beruflichen Orientierung. Das braucht die Medizin auch! Starre Konstrukte sind nicht mehr gewünscht.
Chancen beim Quereinstieg
Mit der finanziellen Förderung von Weiterbildungsassistent:innen im ambulanten Bereich – speziell in der hausärztlichen Versorgung oder in unterversorgten Gebieten – sind inzwischen viel mehr niedergelassene Kolleg:innen bereit, junge Ärzte auszubilden. Auch alle Arten von Teilzeitmodellen mit entsprechender Teilförderung sind gut zu verwirklichen. Viele Praxisinhaber:innen sind flexibel, und meist findet sich ein Konsens, der für beide Seiten passt.
Aufgrund dieser Flexibilität wechseln auch vermehrt Ärzt:innen aus der Klinik in den niedergelassenen Bereich: Sie haben bereits einen Facharzt, sind aber mit den Arbeitsbedingungen im Krankenhaus, meist wegen fehlender Teilzeitmöglichkeiten, nicht zufrieden.
Ein weiterer, kleiner Teil möchte sich meiner Erfahrung nach einfach umorientieren, wofür die Allgemeinmedizin mit der hausärztlichen Versorgung eine gute Alternative bietet. Binnen zwei Jahren können Quereinsteiger:innen den Facharzt für Allgemeinmedizin ablegen. Außerdem lässt sich mittlerweile auch in anderen Fächern ein Teil der Weiterbildung im ambulanten Bereich absolvieren. Diese Möglichkeit nutzen wieder einmal vor allem Frauen, weil sie eine flexible Teilzeitregelung erleichtert.
Wie es nach dem Facharzt weitergeht, ist für viele erst einmal offen. Die meisten möchten zunächst im Angestelltenverhältnis bleiben. Sie überlegen erst nach mehreren Jahren, ob eine Selbstständigkeit für sie infrage kommt. Modelle wie Gemeinschaftspraxen, bei denen man sich auf einen KV-Sitz anstellen lässt, oder Medizinische Versorgungszentren sind deshalb stark auf dem Vormarsch. Es gibt mittlerweile viele Angebote – von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bis zu Banken – die mit Beratungen oder Online-Seminaren eine gute Hilfestellung bieten, wie sich berufliche Vorstellungen finanziell verwirklichen lassen.
Gestaltungswillen fördern
Niederlassungskonstellationen, etwa Jobsharing oder Entlastungsassistent:innen, erleichtern den Schritt in die Selbstständigkeit. Dennoch wagen noch zu wenige Ärztinnen diesen Schritt. Er ist aber maßgeblich und notwendig, um die ambulante Medizin aktiv mitgestalten zu können. Vor allem die Weiterentwicklung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte hier meiner Meinung nach einen Schwerpunkt bilden. Wir im Ärztinnenbund können und sollten mehr Aufklärung betreiben und junge Ärztinnen dazu motivieren, die Selbstständigkeit zu wagen.
E-Mail: margarete.heibl@gmail.com
Die Medizin ist ein wunderbares, facettenreiches Fach, das viele Arbeitsformen bietet. Frauen wenden sich jedoch verstärkt dem ambulanten Bereich zu, weil sie dort unter anderem eine Work-Life-Balance sowie geregelte Arbeitszeiten entdecken und Familiengründung und Beruf für sie – verglichen mit anderen ärztlichen Tätigkeitsmodellen – am besten miteinander zu vereinbaren sind. Vor allem auf dem Land stellt auch die oft mangelhafte flexible Kita- oder Kindergartenbetreuung die Weichen mit in diese Richtung.
Die klassische Einzelpraxis stirbt langsam aus, denn es gibt zunehmend mehr unterschiedliche Arbeitsmodelle und Praxiskonstellationen als Alternative. Junge Ärzt:innen finden tatsächlich immer flexiblere Möglichkeiten der beruflichen Orientierung. Das braucht die Medizin auch! Starre Konstrukte sind nicht mehr gewünscht.
Chancen beim Quereinstieg
Mit der finanziellen Förderung von Weiterbildungsassistent:innen im ambulanten Bereich – speziell in der hausärztlichen Versorgung oder in unterversorgten Gebieten – sind inzwischen viel mehr niedergelassene Kolleg:innen bereit, junge Ärzte auszubilden. Auch alle Arten von Teilzeitmodellen mit entsprechender Teilförderung sind gut zu verwirklichen. Viele Praxisinhaber:innen sind flexibel, und meist findet sich ein Konsens, der für beide Seiten passt.
Aufgrund dieser Flexibilität wechseln auch vermehrt Ärzt:innen aus der Klinik in den niedergelassenen Bereich: Sie haben bereits einen Facharzt, sind aber mit den Arbeitsbedingungen im Krankenhaus, meist wegen fehlender Teilzeitmöglichkeiten, nicht zufrieden.
Ein weiterer, kleiner Teil möchte sich meiner Erfahrung nach einfach umorientieren, wofür die Allgemeinmedizin mit der hausärztlichen Versorgung eine gute Alternative bietet. Binnen zwei Jahren können Quereinsteiger:innen den Facharzt für Allgemeinmedizin ablegen. Außerdem lässt sich mittlerweile auch in anderen Fächern ein Teil der Weiterbildung im ambulanten Bereich absolvieren. Diese Möglichkeit nutzen wieder einmal vor allem Frauen, weil sie eine flexible Teilzeitregelung erleichtert.
Wie es nach dem Facharzt weitergeht, ist für viele erst einmal offen. Die meisten möchten zunächst im Angestelltenverhältnis bleiben. Sie überlegen erst nach mehreren Jahren, ob eine Selbstständigkeit für sie infrage kommt. Modelle wie Gemeinschaftspraxen, bei denen man sich auf einen KV-Sitz anstellen lässt, oder Medizinische Versorgungszentren sind deshalb stark auf dem Vormarsch. Es gibt mittlerweile viele Angebote – von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bis zu Banken – die mit Beratungen oder Online-Seminaren eine gute Hilfestellung bieten, wie sich berufliche Vorstellungen finanziell verwirklichen lassen.
Gestaltungswillen fördern
Niederlassungskonstellationen, etwa Jobsharing oder Entlastungsassistent:innen, erleichtern den Schritt in die Selbstständigkeit. Dennoch wagen noch zu wenige Ärztinnen diesen Schritt. Er ist aber maßgeblich und notwendig, um die ambulante Medizin aktiv mitgestalten zu können. Vor allem die Weiterentwicklung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte hier meiner Meinung nach einen Schwerpunkt bilden. Wir im Ärztinnenbund können und sollten mehr Aufklärung betreiben und junge Ärztinnen dazu motivieren, die Selbstständigkeit zu wagen.
E-Mail: margarete.heibl@gmail.com