Perspektivwechsel in Politik und Wirtschaft nötig
2021 waren knapp 64 Prozent der Medizinstudierenden Frauen. In der ambulanten Versorgung stellen Ärztinnen mit 50,3 Prozent seit kurzem die Mehrheit. Der Anteil der weiblichen Führungskräfte in der Gesundheitswirtschaft – darunter die Medizin– bewegt sich dagegen nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau und beträgt nur 17 Prozent. Was muss sich ändern?
Um mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, sind strukturelle Änderungen notwendig. Das hat erst kürzlich wieder eine große bundesweite Befragung zur Schwangerschaft bestätigt, die unter anderem der DÄB mit dem Marburger Bund initiiert hatte. Ein Großteil der teilnehmenden Ärztinnen und Medizinstudentinnen gab an, dass ihre Schwangerschaft und die dadurch bedingten Veränderungen erhebliche Auswirkungen auf ihre Karriere hatten. Besonders hoben sie den negativen Einfluss auf die Weiterbildung hervor.
Weiterbildungsmodelle, insbesondere die Facharztausbildung, müssen demnach umstrukturiert und an die Lebensrealitäten von Frauen angepasst werden. Hierzu gehört auch, dass ein Beschäftigungsverbot durch den Arbeitgeber bei Schwangeren genau geprüft wird, um arbeitswilligen Ärztinnen den Erwerb von Nachweisen für die Facharztausbildung nicht zu erschweren. Eine Flexibilisierung könnte verhindern, dass schwangere Ärztinnen in ihrer Karriere zurückgeworfen und später als ihre männlichen Kollegen befördert werden. Um die Vereinbarkeit von beruflicher Arbeit, Weiterentwicklung und Familie zu ermöglichen, sind zudem angepasste Arbeitsmodelle erforderlich, wie etwa geteilte Führungspositionen.
Mentoringprogramme als Unterstützung
Neben strukturellen Änderungen ist die gleiche Bezahlung zwingend erforderlich. Professorinnen an den Medizinischen Fakultäten in Nordrhein-Westfalen verdienen beispielsweise im Schnitt etwa 900 Euro weniger, rund 10 Prozent, als ihre männlichen Kollegen. Den außertariflichen Gehaltsunterschieden in der oberen Führungsebene liegen vermutlich unterschiedliche Netzwerkstrukturen und Verhandlungspositionen zugrunde. Netzwerk- und Mentoringprogramme können dort ansetzen, um neue Role Models zu entwickeln, die angehenden weiblichen Führungskräfte verhandlungssicherer zu machen und die gegenseitige Unterstützung auf dem Weg nach oben zu fördern.
Die Quote zur Etablierung von paritätisch besetzten Führungspositionen spielt eine wichtige Rolle – mindestens bis zu einer gesellschaftlichen Normalisierung weiblicher Führungskultur. Die Gesetzesreformen der vergangenen Jahre zur paritätischen Besetzung der Körperschaften öffentlichen Rechts wie der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Bundesvereinigungen waren hierfür längst überfällige Schritte. Denn solange nur wenige Frauen Führungspositionen in Krankenhäusern oder Gremien haben, fehlen Vorbilder für andere Ärztinnen.
Wirtschaft würde profitieren
Auch aus ökonomischer und medizinischer Perspektive ist die Erhöhung des Frauenanteils sinnvoll. Studien zeigen, dass mehr Diversität in der Führung zu besseren unternehmerischen Ergebnissen führen kann. Mehr Ärztinnen in Führung könnten zudem dazu beitragen, genderspezifische Medizin voranzutreiben. Gleichzeitig könnten sie die Versorgung verbessern, da sie leitliniengerechter arbeiten, effektiver mit Patient:innen kommunizieren und deren Lebenssituation stärker berücksichtigen. Die Förderung von Frauen in Führungspositionen ist daher aus unterschiedlichen Sichtweisen zwingend erforderlich und verlangt nach strukturellen Veränderungen und einem Perspektivwechsel in Politik und Wirtschaft.
Literatur bei den Autorinnen
E-Mail: c.kurscheid@figus.koeln
Weiterbildungsmodelle, insbesondere die Facharztausbildung, müssen demnach umstrukturiert und an die Lebensrealitäten von Frauen angepasst werden. Hierzu gehört auch, dass ein Beschäftigungsverbot durch den Arbeitgeber bei Schwangeren genau geprüft wird, um arbeitswilligen Ärztinnen den Erwerb von Nachweisen für die Facharztausbildung nicht zu erschweren. Eine Flexibilisierung könnte verhindern, dass schwangere Ärztinnen in ihrer Karriere zurückgeworfen und später als ihre männlichen Kollegen befördert werden. Um die Vereinbarkeit von beruflicher Arbeit, Weiterentwicklung und Familie zu ermöglichen, sind zudem angepasste Arbeitsmodelle erforderlich, wie etwa geteilte Führungspositionen.
Mentoringprogramme als Unterstützung
Neben strukturellen Änderungen ist die gleiche Bezahlung zwingend erforderlich. Professorinnen an den Medizinischen Fakultäten in Nordrhein-Westfalen verdienen beispielsweise im Schnitt etwa 900 Euro weniger, rund 10 Prozent, als ihre männlichen Kollegen. Den außertariflichen Gehaltsunterschieden in der oberen Führungsebene liegen vermutlich unterschiedliche Netzwerkstrukturen und Verhandlungspositionen zugrunde. Netzwerk- und Mentoringprogramme können dort ansetzen, um neue Role Models zu entwickeln, die angehenden weiblichen Führungskräfte verhandlungssicherer zu machen und die gegenseitige Unterstützung auf dem Weg nach oben zu fördern.
Die Quote zur Etablierung von paritätisch besetzten Führungspositionen spielt eine wichtige Rolle – mindestens bis zu einer gesellschaftlichen Normalisierung weiblicher Führungskultur. Die Gesetzesreformen der vergangenen Jahre zur paritätischen Besetzung der Körperschaften öffentlichen Rechts wie der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Bundesvereinigungen waren hierfür längst überfällige Schritte. Denn solange nur wenige Frauen Führungspositionen in Krankenhäusern oder Gremien haben, fehlen Vorbilder für andere Ärztinnen.
Wirtschaft würde profitieren
Auch aus ökonomischer und medizinischer Perspektive ist die Erhöhung des Frauenanteils sinnvoll. Studien zeigen, dass mehr Diversität in der Führung zu besseren unternehmerischen Ergebnissen führen kann. Mehr Ärztinnen in Führung könnten zudem dazu beitragen, genderspezifische Medizin voranzutreiben. Gleichzeitig könnten sie die Versorgung verbessern, da sie leitliniengerechter arbeiten, effektiver mit Patient:innen kommunizieren und deren Lebenssituation stärker berücksichtigen. Die Förderung von Frauen in Führungspositionen ist daher aus unterschiedlichen Sichtweisen zwingend erforderlich und verlangt nach strukturellen Veränderungen und einem Perspektivwechsel in Politik und Wirtschaft.
Literatur bei den Autorinnen
E-Mail: c.kurscheid@figus.koeln