Projekt „Runder Tisch“: Wertvoller geschützter Rahmen
Die Autorinnen dieses Beitrags kommen aus der Radioonkologie. Sie berichten hier, warum das Ziel einer mittleren Führungsposition, einer Sandwich-Position, für Ärztinnen derzeit oft zum Bumerang wird – und warum der geschützte, interdisziplinäre Austausch helfen kann, solche Hürden aus dem Weg zu räumen.
Nun ist das Projekt „Runder Tisch“ schon ein Jahr alt! Vertreterinnen unterschiedlicher Fachgesellschaften treffen sich in regelmäßigen Abständen online, um gemeinsam und interdisziplinär frauen- und familienrelevante Themen zu besprechen. Ziel ist es, im übergreifenden Austausch Themen zu identifizieren und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln beziehungsweise einen möglichen Weg, um die Lösungen zu etablieren.
Vorteil: Schwarmintelligenz
Der Runde Tisch ermöglicht es, voneinander und miteinander zu lernen. Er gibt der Schwarmintelligenz eine Chance. Insbesondere der interdisziplinäre Austausch erlaubt den Blick über den Tellerrand und kann helfen zu verstehen, welche organisatorischen Hürden hinter Problemen stecken können und wie wir am besten drüberspringen.
Das Projekt begann mit einer Themensammlung der beteiligten Fachdisziplinen, die anschließend priorisiert wurden. Einige sind gemeinsam bereits angepackt, andere hängen noch in der Warteschleife. Die Ansätze reichen von Mentoring-Programmen, Handreichungen und Kursangeboten über Schwangerschafts- und Familienförderung bis hin zu politischen Forderungen und Maßnahmen zur Sichtbarmachung von Frauen im Beruf.
Gleiche Themen von A bis Z
Wir stellen auch fest: Oft sind es die gleichen Themen, die sich von der Augenheilkunde bis zur Zahnmedizin ziehen, und gemeinsam geht vieles doch einfacher! Auffallend ist, dass nicht alle Fachgesellschaften bei der internen Bearbeitung solcher Themen gleich weit sind. Gerade das macht den Austausch so wertvoll und inspirierend und die Bildung von Frauen-Netzwerken, Expertinnen-Netzwerken sowie die Koordination verschiedener Initiativen zur Bündelung der Energien besonders attraktiv. Und mit dem Runden Tisch wird es gelebt.
Eine Runde, um frei zu sprechen
Niederschwellig und in einem geschützten Rahmen können Herausforderungen besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Warum brauchen wir so einen geschützten Rahmen? Weil nicht nur die Motivation und der Willen zur Veränderung in uns wohnen, sondern auch Zweifel. Es sind die Fragen, ob ich eigentlich zu viel will, die Ansprüche zu hoch sind oder ob ich wirklich geeignet bin, mich einzusetzen und etwas voranzutreiben, die uns manchmal davon abhalten, unserer Motivation zu folgen. Auch dafür ist Platz am Runden Tisch. Neben der gegenseitigen Bestärkung stehen für uns Themen wie eine breite Frauenförderung im Vordergrund. Dabei haben wir nicht nur die Spitzenebene im Blick, sondern vor allem auch den Mittelbau.
Wir beide kommen aus der Radioonkologie – einem doch ziemlich technischen Fach. Technik ist auch heutzutage eng mit Männern verknüpft und so ist auch die Radioonkologie ziemlich „männlich". Dazu kommen die Ansprüche an sich selbst – und die sind häufig sehr hoch. Die weithin geläufige Meinung ist oft: Wenn du nicht bereit bist oder das Ziel hast, Professorin oder Chefärztin zu werden, dann bist du nicht geeignet, systematisch gefördert zu werden. In der Realität möchten jedoch viele Ärztinnen zunächst gar keine Chefärztin werden und sind mit einer Führungsposition im Sinne eines Sandwiches sehr glücklich. Insgesamt führt das dazu, viele Frauen schon ziemlich am Anfang der Laufbahn von bestimmten Maßnahmen auszuschließen und es hält viele davon ab, sich einzusetzen oder selbst von Förderung zu profitieren. Dabei ist eine paritätische Verteilung von Männern und Frauen in allen Karrierestufen – von der Weiterbildung bis zur Klinikleitung – ein erstrebenswertes Ziel!
Bislang endet die Parität jedoch meist auf der Ebene der Oberärztinnen und Oberärzte. Initiativen wie die oberärztliche Stelle als Karriereziel zu definieren sind daher wichtig, um das gängige Bild zu verändern. Es könnte mehr Frauen helfen, den Schritt auch an die Spitze zu wagen. Warum? Weil ein schrittweises Vorgehen in den Karrierestufen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einfacher und selbstverständlicher macht. Es macht einen Unterschied, ob ich mich direkt entscheiden muss: Chefärztin oder Fachärztin oder ob ich auch die mittlere Führungsposition als Oberärztin wählen kann und mich dann vielleicht auch für die Position als Chefärztin bereit fühle.
Nebeneffekt: Themen, die für Frauen und für Familien wichtig sind, können so auf allen Ebenen diskutiert und berücksichtigt werden, sofern sie dort Platz finden. Dann ließe sich auch zeigen, dass Führungsposition und Familie funktionieren. Solche Best-Practice-Beispiele sind unserer Meinung nach der Weg zur Veränderung und dafür ist das Karriereziel Oberärztin absolut förderwürdig!
Raus aus der konfrontativen Ecke
Es ist wichtig, die Medizin voranzubringen und dafür alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, männliche und weibliche! Frauen sollten dabei keine höheren Hürden überwinden müssen. Sonst verschenken wir viel Potenzial. Dafür ist es notwendig, die Frauenförderung aus der konfrontativen Ecke herauszuholen. Es ist leider immer noch so: Frauen, die sich für Frauen und Frauenrechte einsetzen, werden oft abgestempelt. Quotenfrau und Feministin – irgendwie ist das immer noch negativ besetzt. Und gleichzeitig liegt es am Ende an uns: Wie schon Simone de Beauvoir sagte: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“ Und so landen wir wieder beim Runden Tisch, wo wir gemeinsam fördern und fordern. Danke dafür!
E-Mail: angela.besserer@klinikumevb.de
E-Mail: elena.sperk@medma.uni-heidelberg.de
Vorteil: Schwarmintelligenz
Der Runde Tisch ermöglicht es, voneinander und miteinander zu lernen. Er gibt der Schwarmintelligenz eine Chance. Insbesondere der interdisziplinäre Austausch erlaubt den Blick über den Tellerrand und kann helfen zu verstehen, welche organisatorischen Hürden hinter Problemen stecken können und wie wir am besten drüberspringen.
Das Projekt begann mit einer Themensammlung der beteiligten Fachdisziplinen, die anschließend priorisiert wurden. Einige sind gemeinsam bereits angepackt, andere hängen noch in der Warteschleife. Die Ansätze reichen von Mentoring-Programmen, Handreichungen und Kursangeboten über Schwangerschafts- und Familienförderung bis hin zu politischen Forderungen und Maßnahmen zur Sichtbarmachung von Frauen im Beruf.
Gleiche Themen von A bis Z
Wir stellen auch fest: Oft sind es die gleichen Themen, die sich von der Augenheilkunde bis zur Zahnmedizin ziehen, und gemeinsam geht vieles doch einfacher! Auffallend ist, dass nicht alle Fachgesellschaften bei der internen Bearbeitung solcher Themen gleich weit sind. Gerade das macht den Austausch so wertvoll und inspirierend und die Bildung von Frauen-Netzwerken, Expertinnen-Netzwerken sowie die Koordination verschiedener Initiativen zur Bündelung der Energien besonders attraktiv. Und mit dem Runden Tisch wird es gelebt.
Eine Runde, um frei zu sprechen
Niederschwellig und in einem geschützten Rahmen können Herausforderungen besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Warum brauchen wir so einen geschützten Rahmen? Weil nicht nur die Motivation und der Willen zur Veränderung in uns wohnen, sondern auch Zweifel. Es sind die Fragen, ob ich eigentlich zu viel will, die Ansprüche zu hoch sind oder ob ich wirklich geeignet bin, mich einzusetzen und etwas voranzutreiben, die uns manchmal davon abhalten, unserer Motivation zu folgen. Auch dafür ist Platz am Runden Tisch. Neben der gegenseitigen Bestärkung stehen für uns Themen wie eine breite Frauenförderung im Vordergrund. Dabei haben wir nicht nur die Spitzenebene im Blick, sondern vor allem auch den Mittelbau.
Wir beide kommen aus der Radioonkologie – einem doch ziemlich technischen Fach. Technik ist auch heutzutage eng mit Männern verknüpft und so ist auch die Radioonkologie ziemlich „männlich". Dazu kommen die Ansprüche an sich selbst – und die sind häufig sehr hoch. Die weithin geläufige Meinung ist oft: Wenn du nicht bereit bist oder das Ziel hast, Professorin oder Chefärztin zu werden, dann bist du nicht geeignet, systematisch gefördert zu werden. In der Realität möchten jedoch viele Ärztinnen zunächst gar keine Chefärztin werden und sind mit einer Führungsposition im Sinne eines Sandwiches sehr glücklich. Insgesamt führt das dazu, viele Frauen schon ziemlich am Anfang der Laufbahn von bestimmten Maßnahmen auszuschließen und es hält viele davon ab, sich einzusetzen oder selbst von Förderung zu profitieren. Dabei ist eine paritätische Verteilung von Männern und Frauen in allen Karrierestufen – von der Weiterbildung bis zur Klinikleitung – ein erstrebenswertes Ziel!
Bislang endet die Parität jedoch meist auf der Ebene der Oberärztinnen und Oberärzte. Initiativen wie die oberärztliche Stelle als Karriereziel zu definieren sind daher wichtig, um das gängige Bild zu verändern. Es könnte mehr Frauen helfen, den Schritt auch an die Spitze zu wagen. Warum? Weil ein schrittweises Vorgehen in den Karrierestufen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einfacher und selbstverständlicher macht. Es macht einen Unterschied, ob ich mich direkt entscheiden muss: Chefärztin oder Fachärztin oder ob ich auch die mittlere Führungsposition als Oberärztin wählen kann und mich dann vielleicht auch für die Position als Chefärztin bereit fühle.
Nebeneffekt: Themen, die für Frauen und für Familien wichtig sind, können so auf allen Ebenen diskutiert und berücksichtigt werden, sofern sie dort Platz finden. Dann ließe sich auch zeigen, dass Führungsposition und Familie funktionieren. Solche Best-Practice-Beispiele sind unserer Meinung nach der Weg zur Veränderung und dafür ist das Karriereziel Oberärztin absolut förderwürdig!
Raus aus der konfrontativen Ecke
Es ist wichtig, die Medizin voranzubringen und dafür alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, männliche und weibliche! Frauen sollten dabei keine höheren Hürden überwinden müssen. Sonst verschenken wir viel Potenzial. Dafür ist es notwendig, die Frauenförderung aus der konfrontativen Ecke herauszuholen. Es ist leider immer noch so: Frauen, die sich für Frauen und Frauenrechte einsetzen, werden oft abgestempelt. Quotenfrau und Feministin – irgendwie ist das immer noch negativ besetzt. Und gleichzeitig liegt es am Ende an uns: Wie schon Simone de Beauvoir sagte: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“ Und so landen wir wieder beim Runden Tisch, wo wir gemeinsam fördern und fordern. Danke dafür!
E-Mail: angela.besserer@klinikumevb.de
E-Mail: elena.sperk@medma.uni-heidelberg.de