Seminar des Jungen Forums des DÄB: "Durchsetzungsstark und schlagfertig"

Seminar-Teilnehmerinnen
Foto: privat
Das Seminar des Jungen Forums mit dem Titel „Durchsetzungsstark und schlagfertig“ wurde von der Diplom-Theologin Regina Brehm geleitet und fand am Nikolauswochenende statt. In die Jugendherberge Köln-Deutz kamen 13 Ärztinnen und zwei Studentinnen des DÄB.

Zu Beginn des Seminartages legte Frau Brehm den Schwerpunkt auf den Aspekt ‚Macht’. Wir tauschten zunächst spontane Assoziationen und unterschiedliche Thesen zu diesem Begriff aus wie zum Beispiel „Macht verdirbt nicht den Charakter, Macht bringt ihn zum Vorschein“. Das Machtmotiv gehöre zur Persönlichkeit dazu, erklärte uns Regina Brehm.

Ein wichtiges Thema war der Umgang mit Macht in Organisationen. Nach einer Betrachtung horizontaler und vertikaler Machtfragen in professionellen Begegnungen wurde die Machtkompetenz als Fach- und Führungskraft erörtert. Ein konstruktiver und ergiebiger Austausch ergab sich für uns bei den Fragen: „In welchen Situationen ziehe ich den Kürzeren?“, „Wodurch werde ich entmachtet/ermächtigt?", "Wodurch entmachte/ermächtige ich mich selbst?“, „Welche Macht will ich und brauche ich?“

Verdeckte und passive Techniken der Machtausübung

Der Unterschied zwischen Frauen und Männern im Umgang mit diesen Fragen und die darin liegenden Chancen, voneinander zu lernen, wurden ebenfalls thematisiert. Nach dem Buch "Inventur der Waffenkammer" von Christine Bauer-Jelinek, gibt es zwischen den Geschlechtern Unterschiede in der Nutzung von 'offenen', 'verdeckten' und 'passiven' Techniken der Machtausübung. So bedienten sich Männer eher der offenen Techniken, während Frauen häufiger verdeckt agierten und öfter die Empörung als Mittel benützten. Nach Bauer-Jelinek bedeutet Machtkompetenz, den eigenen Willen gegen den Widerstand von außen durchsetzen zu können.

Nach der Mittagspause ging es um die ‚Kunst der maßvollen Machtausübung’ anhand von persönlichen Beispielen vom klugen Umgang mit Macht. Es gebe nicht "Spielregeln" der Macht, sondern vielmehr Machtdynamiken, für die einige Prinzipien gelten: „Akzeptieren Sie die hierarchische Rangordnung." "Kooperieren Sie.“, „Vermeiden Sie hierarchieverletztendes Verhalten“, „Schützen Sie mit Macht die eigene Position“, „Entscheiden Sie, wem Sie Macht einräumen“, „Nutzen Sie Ihre eigenen Ressourcen im Umgang mit Macht“.

Schwarz steht Ihnen aber gar nicht

Viel Spaß brachten die Übungsspiele zum Thema Schlagfertigkeit. Alle waren überrascht, wie viel schlagfertiger sie sein konnten, als es erst selber für möglich gehalten wurde. Sehr erhellend waren auch Übungen zum Umgang mit schwierigen Konfrontationen; „Schwarz steht Ihnen aber gar nicht!“

Unter der Überschrift‚“Strategische Macht- und Handlungskompetenzen“ erklärte die Referentin die Bedeutung der Körpersprache und forderte dazu auf, diese bewusst einzusetzen. 

Das hierarchische Spiel ist emotional gesehen für Männer – im Gegensatz für die meisten Frauen - tatsächlich ein Spiel. Auch wenn es einmal hart zugeht, ist es für sie eher eine Art sportlicher Wettkampf, der aber im Ergebnis eine hohe politische Bedeutung haben kann. Auf eben diese Weise können sich viele Männer erst so in ihrer Umgebung verorten, was ihnen Sicherheit vermittelt: „Ich habe das ausgetestet, meine Grenzen erlebt, und jetzt bin ich ganz zufrieden damit, dass ich weiß, an welchem Platz in der Gruppe ich mich legitim aufhalte." (nach Peter Modler, "Das Arroganz-Prinzip")
 
Praktisch wichtig ist die Frage, wie eine Machtdynamik ggf. wieder in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden kann. Dazu riet die Referentin
den Anwesenden, im Gespräch mit Entscheidungsträgern eher geschlossene Ja/Nein-Fragen zu stellen anstatt Appelle an die Führungskraft zu richten oder Defizite zu beklagen. So bleibe man im Respekt und achte die Hierarchie. Wesentlich ist weiterhin, die seitliche, das heißt, kollegiale Kooperation zu stärken und auszumachen, wer in einem bestimmten Kontext welchen Part übernehme.

Schlagfertigkeit und Durchsetzungsvermögen sind lernbar

In einer Individualstrategie eigene Spannungsfelder auszubalancieren sei außerordentlich wichtig für eine berufliche Zufriedenheit. Dazu gehören insbesondere Bereiche wie Engagement versus Abgrenzung; notwendige nüchterne Professionalität versus einfühlende Mitmenschlichkeit; eigene Interessen versus Interessen anderer; Fürsorge für mich versus Fürsorge für das System. Hilfreich für die Praxis erwies sich hierbei das so genannte Werte-Quadrat. Nachdem das konkrete Beispiel Engagement versus Abgrenzung gemeinsam erarbeitet wurde, bezogen die Teilnehmerinnen es auf unterschiedliche eigene Themen wie u.a. Anpassungsbereitschaft, mangelndes Durchsetzungsvermögen, Kritikscheu, Gutgläubigkeit und dem Konflikt zwischen Kinderversorgung und Beruf.

Für uns Studentinnen war es aufschlussreich zu sehen, was die bereits im Beruf stehenden Ärztinnen beschäftigt und wie sie damit umgehen. Teils bestärkte uns dieses, teils machte es uns auch recht nachdenklich. Es war ein wertvoller Tag für uns alle, geprägt von vielen Impulsen, neuen Sichtweisen, Ermutigungen und nicht zuletzt von der Erfahrung offener Begegnungen und intensivem persönlichen Austausch.

Ein besonderer Dank gilt dem Verein "Frauen fördern die Gesundheit e.V.", der uns Studentinnen die lohnende Teilnahme finanziell ermöglichte.