Sexismus: Wie Männer Teil der Lösung werden können

In der Solidaritätskampagne HeForShe von UN Women unterstützen Männer das Ziel der Vereinten Nationen, alle Formen von Gewalt und Diskriminierung gegenüber Frauen und Mädchen zu beenden. Wir, Herr & Speer, sind zwei von sechs ehrenamtlichen Botschaftern für UN Women Deutschland.

Foto: Herr & Speer/Phil Dera
Bei HeForShe geht es nicht darum, dass Frauen von Männern gerettet werden. Der Plan ist es, gemeinsam etwas zu verändern. Dafür hat UN Women, eine Organisation der Vereinten Nationen, diese weltweite Bewegung ini­tiiert. UN Women Deutschland sensibilisiert über verschiedene Kanäle: mit einer Website, mit Veranstaltungen, Vorträgen und Workshops sowie über Social Media und Newsletter. Die Bewegung wird unter anderem unterstützt von Aktivist:innen und Prominenten und verbreitet durch öffentlichkeitswirksame Aktionen.

Auf lokalpolitischer und Minister:innen-Ebene erzeugt UN Wo- men Deutschland politisches Engagement für HeForShe. Ein Ziel ist es, den Austausch zu Gerechtigkeitsthemen voranzubringen, etwa zur ungleichen Verteilung der Sorgearbeit während der Corona-Pandemie. Die Botschafter bringen unterschiedliche Blickwinkel und Zugänge ein und können so eine breitere Zahl von Männern und Frauen ansprechen.

Mehr Männer aktivieren


Wir, Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer, engagieren uns dafür, mehr Männer für das Thema Geschlechtergerechtigkeit zu sensibilisieren und sie für einen aktiven Einsatz gegen Sexismus, Ungleichheit und Diskriminierung zu aktivieren. Wir tun dies mit Vorträgen, Workshops, Zeitungsartikeln und Beratung. Nach einem Zeitungsartikel, den wir in der „Zeit“ dazu veröffentlicht hatten, sind UN Women Deutschland und wir in Kontakt gekommen.

Nach unseren Erfahrungen ist sich die Mehrzahl der Männer der eigenen sexistischen Verhaltensmuster nicht wirklich bewusst. Das eigene Verhalten wird zu selten reflektiert und zu oft als normaler Teil des Männlichseins angesehen. Hier ein sexistischer Witz, dort ein Zwischenruf im Meeting oder die Erwartung, dass andere auf der Straße Platz machen. Männer müssen sich auf einen Perspektivwechsel einlassen, um die Konsequenzen ihres Verhaltens besser zu verstehen und sich der Rolle von männlichem Privileg bewusst zu machen. Erst so können sexistische Verhaltensweisen abgelegt und überwunden werden.

Frauen nach Sexismus fragen

Wir plädieren dafür, dass Männer gezielt Gespräche mit Frauen in ihrem nahen Umfeld führen und fragen, welche Erfahrungen diese mit Sexismus machen. Wichtig ist es, vorurteilsfrei zuzuhören und sich auf die Erfahrung einzulassen. Die Ge­spräche werden Männern zeigen, wie alltäglich, massiv und des­truktiv Sexismus wirkt und strukturell verankert ist. Ein erster Schritt hin zum Perspektivwechsel.

Diese Gespräche haben auch uns beide weitergebracht und wir haben verstanden, dass Geschlechtergerechtigkeit nur funktionieren wird, wenn sie Frauen, Männer und alle anderen als gemeinsame Mission verstehen. Wir wollen Unternehmen, Institutionen und Individuen anregen, solchen Gesprächen Gelegenheit zu geben. Entscheidend ist, dass Männer sie als ersten Schritt verstehen und sich selbst weiter informieren. Es ist nicht die Aufgabe von Frauen, Männern schon wieder erklären zu müssen, wo das Problem liegt. Es liegt an den Männern, aktiv zu werden und ihr Verhalten zu prüfen. Geschlechter­gerechtigkeit bringt alle voran. Auch Männer leben gesünder, balancierter und glücklicher, wenn sie sich in einem geschlechtergerechten Umfeld bewegen. Unternehmen sind kreativer, wettbewerbsfähiger und resilienter, wenn sie die Potenziale aller Geschlechter und ihre Perspektiven einbeziehen.

Herr & Speer sind Aktivisten und Autoren aus Berlin und bezeichnen sich selbst als Feministen und Europäer. Sie geben Workshops, moderieren und arbeiten als Berater. Tipps, wie sich jede:r für die Ziele von HeForShe engagieren kann, bietet folgende Webseite: Aktiv werden für HeForShe.

Kontakt: www.herrundspeer.eu