Titelseite der Studie

Mehr Oberärztinnen, aber kaum mehr Klinikdirektorinnen:
Neue Studie des Deutschen Ärztinnenbundes zeigt Licht und Schatten

Pressemitteilung
13.03.2025

Gute Nachrichten aus der Studie “Medical Women on Top (MWoT) - Update 2024” des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. (DÄB): Der Anteil an Oberärztinnen ist gestiegen. Frauen besetzen mittlerweile 41 Prozent der Oberarztstellen an den untersuchten Universitätskliniken (37 Prozent beim MWoT-Update 2022). In einigen der ausgewählten klinischen Fächer ist sogar Parität erreicht. Eine weniger gute Entwicklung zeigt sich bei Frauen in Führungspositionen der Universitätsmedizin (z. B. Klinikdirektorinnen). Hier hat sich der Anteil seit der letzten Erhebung nur minimal auf 14 Prozent erhöht. Alle Ergebnisse der MWoT-Studie stehen auf der Website des Deutschen Ärztinnenbundes zum Download bereit.

Wie viele Frauen gestalten die Universitätsmedizin in Deutschland an maßgeblicher Stelle – etwa als Klinikdirektorin? Wie hoch ist der Anteil an Oberärztinnen? In welchen Fächern ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen besonders hoch oder gering? Diese und weitere Fragen beantwortet die Studie “Medical Women on Top (MWoT)” des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. (DÄB) durch ein Monitoring in den 14 wichtigsten klinischen Fächern an 36 Universitätskliniken in Deutschland. Mit dem "Update 2024“ hat der DÄB nun nach 2016, 2019 und 2022 die mittlerweile vierte MWoT-Studie veröffentlicht – mit gemischten Ergebnissen.

So steigt der Anteil der Oberärztinnen stetig und hat mit durchschnittlich 41 Prozent (37 Prozent in 2022) schon fast Parität erreicht. In einigen der 14 untersuchten klinischen Fächer liegt der Anteil an Oberärztinnen sogar schon über der Hälfte: Pathologie und Kinderheilkunde (über 50 Prozent) sowie Dermatologie und Frauenheilkunde (über 60 Prozent). Dagegen stagniert die Entwicklung bei Frauen in Führungspositionen in der Universitätsmedizin, z. B. Klinikdirektorinnen. Hier konnte MWoT 2024 nur ein minimales Wachstum von 13 Prozent (MWoT 2022) auf 14 Prozent feststellen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten sind dabei erheblich. Während in Dresden ca. 29 Prozent Klinikdirektorinnen zu verzeichnen sind, sind es in Frankfurt gerade einmal 5 Prozent. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die gläserne Decke in der Medizin noch immer vorhanden ist”, so Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Autorin von “Medical Women on Top” und Senior Consultant beim DÄB. „Der gestiegene Anteil an Oberärztinnen ist eine erfreuliche Entwicklung, doch der Weg zu den Spitzenpositionen der Universitätsmedizin scheint Frauen noch immer verbaut zu sein. Somit haben weiterhin fast nur Männer Einfluss auf die Ausbildung der Medizin-Studierenden, auf Therapieentscheidungen und auf die Auswahl von Forschungsthemen.“

Einen Grund für den geringen Frauenanteil in Führungspositionen sieht die Studie u. a. in der Schwierigkeit, Beruf und Karriere in Einklang mit dem Familienleben zu bringen. Noch immer sind es zum größten Teil Frauen, die neben der Berufstätigkeit die Versorgung von Kindern und Haushalt oder die Pflege von Angehörigen übernehmen. „Aufgrund der regulären Arbeitszeit plus Nacht- und Wochenenddiensten arbeiten viele Ärztinnen nur in Teilzeit, sobald sie Kinder haben”, so Dr. med. Christiane Groß, Präsidentin des DÄB. “Mit einer halben Stelle verdoppelt sich die Weiterbildungszeit bis zur Facharztqualifikation und die Frauen gehen – wenn überhaupt – um Jahre später ins Rennen um Führungspositionen.”

Um den Anteil an Frauen in Führungspositionen zu steigern, stellt MWoT 2024 einige beispielhafte Forderungen auf:
  1. Topsharing: Bei der Besetzung von Führungspositionen sollte die Möglichkeit angeboten werden, sich den neuen Aufgaben als Doppelspitze zu stellen. Auf diese Weise entstehen flexiblere Führungs- und Arbeitszeitmodelle, die insbesondere Ärztinnen zugutekommen.
  2. Parität in Berufungskommissionen: In Berufungskommissionen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Besetzung von Führungspositionen haben, sollte Parität herrschen (siehe hierzu auch die DÄB-Umfrage unter Gleichstellungs-/Frauenbeauftragten von Dezember 2024).
  3. Integration der Gleichstellungsbeauftragten: Gleichstellungsbeauftragte sollten mehr Mitwirkungsrechte und Entscheidungsbefugnisse im Rahmen ihrer Beteiligung an Berufungskommissionen haben.
  4. Familienfreundlichere Strukturen: Flexible Arbeitszeiten und niederschwellige Kinderbetreuungsangebote sind nur zwei Aspekte, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern können.
  5. Auswahlkriterien anpassen: Statt ausschließlich die Anzahl an Publikationen für den Nachweis klinischer Exzellenz heranzuziehen, sollten auch weichere Faktoren, wie Kommunikations- und Teamfähigkeit oder Konfliktmanagement berücksichtigt werden.
Die gesamte Publikation "Medical Women on Top – Update 2024” steht auf der Website des Deutschen Ärztinnenbundes zum Download bereit. Dort sind auch die Veröffentlichungen der Jahre 2016, 2019 und 2022 zu finden.
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