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Thomas-Prinzip: Es ist Zeit für einen zusätzlichen, weiblichen Kreislauf!

Eine paritätische Besetzung der Gremien der apoBank: Mit diesem Appell sind gewählte Vertreterinnen der Ärzteschaft für die sechzehnte Vertreterversammlung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank im April an den Vorstand und den Aufsichtsrat herangetreten. Hier mehr zu den Hintergründen.

Unternehmen und Banken offerieren nicht nur Angebote und Dienstleistungen, sondern beraten ihre Kund:innen zu wirtschaftlichen und strategischen Fragen: Sie adressieren Kund:innen, um deren Erfolg zu unterstützen. Abhängig von der Größe und internen Organisation der Unternehmen und Banken wird der Vorstand kontrolliert und beraten durch den Aufsichtsrat (AR). Es ist mehrfach nachgewiesen, dass ein diverser Vorstand und Aufsichtsrat kreativer und nach innen überzeugender ist – und somit erfolgreicher. Die künftige Zusammensetzung von Gremien wird ganz wesentlich bestimmt von aktuellen Mitgliedern des Gremiums. Sie suchen eine Nachfolge, die ihnen möglichst ähnelt – ein Phänomen, das ein AllBright Bericht als Thomas-Kreislauf betitelte. Diese Abhängigkeit der Gruppenzusammen­stellung von Vorbildern macht es wichtig, dass mehr Frauen als bisher in Gremien aktiv werden können und Vorbilder sind.

Strategisch wichtige Bank

Insbesondere in Bereichen, in denen eine große Zahl – besonders auch relative Zahl – von Frauen aktiv arbeitet, ist die Besetzung von verantwortungsvollen Positionen sehr bedeut­sam. Das Gesundheitswesen, der Sektor der sogenannten Care-Berufe, gehört dazu. Es ist ein Magnet für Frauen in Erwerbstätigkeit, insbesondere für Ärztinnen, Zahnärztinnen, Apothekerinnen und Tierärztinnen. Noch ist der Anteil an Chef­ärztinnen, Ärztinnen mit eigener Praxis und Apothekerinnen mit eigener Apotheke viel zu gering. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen, da ökonomisches Handeln von Ärztinnen und Apothekerinnen andere und besondere Schwerpunkte und Expertisen einbringt, die nachweislich sehr erfolgreich sind.

Die apoBank spielt eine wesentliche Rolle in der wirtschaftlichen Ausgestaltung der Heilberufe. Strategische Ausrichtungen werden vom Vorstand, respektive vom AR, gestaltet. Obwohl der Anteil der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft (und somit der Kund:innen der apoBank) mindestens paritätisch ist, spiegelt sich dies nicht in der Zusammensetzung des Vorstands und des AR wieder. Folgt man der Logik des Thomas-Kreislauf unwidersprochen, wird sich daran in absehbarer Zeit nichts ändern. Daher ist es Zeit, einen zusätz­lichen, weiblichen Kreislauf zu initiieren!

Antrag soll folgen

Die Initiative von Brigitte Ende, Christiane Groß, Anke Lesinski-Schiedat, Heidrun Gitter, Ellen Lundershausen und Susanne Johna zielt auf das Erreichen einer Parität im AR der apoBank. In Anbetracht der Zusammensetzung der Vertreterversammlung (VV) ist dies nur durch Überzeugungsarbeit bei allen zu erreichen. Bei der diesjährigen VV wurde ein Appell der Initia­torinnen eingereicht und verlesen. Im nächsten Jahr soll die Forderung als Antrag eingereicht werden. Ziel soll die Berufung beziehungsweise Wahl von jeweils mindestens 30 Prozent weiblichen und männlichen Mitgliedern in den AR sein, unter anteiliger Beteiligung auch bei den Gruppen der Anteilseigner. Hierfür fordert die Gruppe eine Strategie, die diese Verteilung bis 2026 umsetzt. Diese zu erarbeiten unter Beteiligung der Initiatorinnen wurde von Seiten der apoBank zugesagt.

Der Kreis der Vordenkerinnen wurde durch weitere Engagierte unterstützt – diese Gruppe muss stetig erweitert werden, sowohl durch Vertreterinnen als auch Vertreter. Nur durch das aktive Einmischen wird die Sensibilität für das Thema steigen und letztendlich die Parität erreicht. Diese sichert dann durch Kreativität und Überzeugung den Erfolg der apoBank. Die paritätische Repräsentanz der Frauen in den Gremien ermöglicht es, gemeinsam Verantwortung zu tragen.

Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat ist Ärztliche Leiterin des Deutschen Hörzentrums der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Vorsitzende des Hartmannbundes in Niedersachsen und auch im geschäftsführenden Vorstand des Hartmannbundes als Beisitzerin aktiv.

E-Mail: info@proflesinskischiedat.de