Topsharing erfordert den Abschied von alten Mythen
Frauen sind auf Spitzenpositionen in der Medizin eine Randerscheinung. Eine medizinische Karriere und Familie gelten als kaum vereinbar, spätestens in Führungsfunktionen ist mit Teilzeit Schluss. Topsharing erscheint als Arbeitsmodell der Zukunft. Was aber bedeutet es eigentlich, Führungsaufgaben auf mehrere Menschen zu verteilen? Und wo stehen wir?
Was wäre, wenn Führungspositionen in der Medizin geteilt würden? Wären dann mehr Frauen motiviert, so eine Aufgabe zu übernehmen? Wäre geteilte Führung auch ein Mittel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Das Arbeitsmodell Topsharing reicht weit darüber hinaus: Es ermöglicht, eine Führungsposition auszuüben, wenn die Lebensumstände eine Vollzeitstelle nicht möglich machen, es bietet Entlastung – beispielsweise zum Schutz vor Burn-out, bei familiären Verpflichtungen oder am Ende des Berufslebens. Und es eröffnet die Möglichkeit, einen anderen Lebensentwurf zu verwirklichen als die 60-Stunden-Woche einer chefärztlichen Position, so wie wir sie meist erleben.
Reaktion auf Fachkräftemangel
Das Topsharing-Modell geht davon aus, dass Arbeit teilbar ist – und Verantwortung ebenso. Es impliziert einen partnerschaftlichen Führungsansatz, der Führung in Teilzeit und Führung als Doppelspitze ermöglicht und sich von der Vorstellung abgrenzt, dass bestimmte Aufgaben am besten in einer Hand gebündelt liegen. Das Modell reagiert auf die Situation am Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel ist das Stichwort und es berücksichtigt die Wünsche der kommenden Führungs-Generation – von Frauen und Männern, Vätern und Müttern.
Riesiger Gestaltungsspielraum
Topsharing, das Teilen einer Führungsposition mit einem
explizit definierten Anteil gemeinsamer Verantwortung, ist ein Arbeitszeitmodell der Zukunft. Die Umsetzung setzt einiges voraus: einen Paradigmenwechsel und den Abschied von alten Mythen. Es bedeutet den Abschied von traditionellen Karrierevorstellungen und Leitbildern, die das Führungsverständnis und die Führungspersonen noch prägen. Genauso wie von lange gepflegten Ideen, etwa dass Macht und Führung nicht teilbar wären und dass Leistung primär mit Anwesenheit gleichgesetzt wird. Wer sich davon löst, für die und für den öffnet sich ein riesiger Gestaltungsspielraum.
Topsharing wird gerade erprobt und es zeigt sich: Es geht! Woran liegt es, dass das Modell nicht längst praktiziert wird? Es ist die Macht des Bestehenden. Traditionelle Rollenverteilung, Phantasielosigkeit und festgefahrene Strukturen sind die Haupthindernisse. Und es liegt am Selbstverständnis der Führungskräfte. „Jetzt habe ich endlich die Macht“, sagt eine Chefärztin, „kann gestalten, wie ich es will und jetzt soll ich teilen?“ Das eigene, traditionelle Modell erscheint oft als einzige Möglichkeit und die „Drei-Tage-Woche als Führungskraft“ ist für die einen ein Traum, für andere eine Provokation. Die Organisation von Topsharing ist kein Problem, solange genau definierte Zuständigkeiten und Vertretungsregelungen existieren, die Qualität der Dienstübergabe gewährleistet und die Übernahme von Verantwortung gewahrt ist. Das Wichtigste ist: Die beiden oder die drei müssen sich vertrauen können – fachlich und die Chemie muss stimmen.
Emotionale Hürden
Das Interesse wächst, die Skepsis bleibt. Topsharing wird nicht wegen finanzieller Einbußen oder arbeitsrechtlicher Hürden kritisch gesehen oder aus ökonomischen Gründen. Entscheidend sind emotionale Gründe: Viele Führungskräfte können sich gerade in der Medizin nicht vorstellen, auf einen Teil ihrer Macht zu verzichten oder einem Tandempartner oder einer Tandempartnerin hundertprozentig zu vertrauen. Die über Jahrzehnte gelebte Konkurrenz ist ein Risiko – wer weiß, worauf man sich einlässt. Doch das ist ein menschliches und kein Masterplanproblem. Flexible Arbeitszeitmodelle und Topsharing werden künftig zum entscheidenden Faktor im Wettbewerb der Kliniken. Denn eins ist gewiss: Führungspositionen in der Medizin müssen neu gedacht werden.
E-Mail: info@dr-ulrike-ley.de
Reaktion auf Fachkräftemangel
Das Topsharing-Modell geht davon aus, dass Arbeit teilbar ist – und Verantwortung ebenso. Es impliziert einen partnerschaftlichen Führungsansatz, der Führung in Teilzeit und Führung als Doppelspitze ermöglicht und sich von der Vorstellung abgrenzt, dass bestimmte Aufgaben am besten in einer Hand gebündelt liegen. Das Modell reagiert auf die Situation am Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel ist das Stichwort und es berücksichtigt die Wünsche der kommenden Führungs-Generation – von Frauen und Männern, Vätern und Müttern.
Riesiger Gestaltungsspielraum
Topsharing, das Teilen einer Führungsposition mit einem
explizit definierten Anteil gemeinsamer Verantwortung, ist ein Arbeitszeitmodell der Zukunft. Die Umsetzung setzt einiges voraus: einen Paradigmenwechsel und den Abschied von alten Mythen. Es bedeutet den Abschied von traditionellen Karrierevorstellungen und Leitbildern, die das Führungsverständnis und die Führungspersonen noch prägen. Genauso wie von lange gepflegten Ideen, etwa dass Macht und Führung nicht teilbar wären und dass Leistung primär mit Anwesenheit gleichgesetzt wird. Wer sich davon löst, für die und für den öffnet sich ein riesiger Gestaltungsspielraum.
Topsharing wird gerade erprobt und es zeigt sich: Es geht! Woran liegt es, dass das Modell nicht längst praktiziert wird? Es ist die Macht des Bestehenden. Traditionelle Rollenverteilung, Phantasielosigkeit und festgefahrene Strukturen sind die Haupthindernisse. Und es liegt am Selbstverständnis der Führungskräfte. „Jetzt habe ich endlich die Macht“, sagt eine Chefärztin, „kann gestalten, wie ich es will und jetzt soll ich teilen?“ Das eigene, traditionelle Modell erscheint oft als einzige Möglichkeit und die „Drei-Tage-Woche als Führungskraft“ ist für die einen ein Traum, für andere eine Provokation. Die Organisation von Topsharing ist kein Problem, solange genau definierte Zuständigkeiten und Vertretungsregelungen existieren, die Qualität der Dienstübergabe gewährleistet und die Übernahme von Verantwortung gewahrt ist. Das Wichtigste ist: Die beiden oder die drei müssen sich vertrauen können – fachlich und die Chemie muss stimmen.
Emotionale Hürden
Das Interesse wächst, die Skepsis bleibt. Topsharing wird nicht wegen finanzieller Einbußen oder arbeitsrechtlicher Hürden kritisch gesehen oder aus ökonomischen Gründen. Entscheidend sind emotionale Gründe: Viele Führungskräfte können sich gerade in der Medizin nicht vorstellen, auf einen Teil ihrer Macht zu verzichten oder einem Tandempartner oder einer Tandempartnerin hundertprozentig zu vertrauen. Die über Jahrzehnte gelebte Konkurrenz ist ein Risiko – wer weiß, worauf man sich einlässt. Doch das ist ein menschliches und kein Masterplanproblem. Flexible Arbeitszeitmodelle und Topsharing werden künftig zum entscheidenden Faktor im Wettbewerb der Kliniken. Denn eins ist gewiss: Führungspositionen in der Medizin müssen neu gedacht werden.
E-Mail: info@dr-ulrike-ley.de