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Voraussetzung für mehr Ärztinnen in Führung: Neue Rahmenbedingungen

Wo liegt die Ursache, dass so wenige Führungspositionen in den Kliniken und in der ärztlichen Selbstverwaltung durch Ärztinnen besetzt sind? Ein Mangel an formal geeigneten Kandidatinnen besteht sicher nicht. Bundesweit sind jede Menge Ärztinnen hochqualifiziert und kompetent, Führungspositionen zu bekleiden. Woran es fehlt, sind jedoch durchgängig adäquate Rahmenbedingungen, damit sich Ärztinnen überhaupt auf die ausgeschriebenen Führungsstellen bewerben. In Zeiten, in denen die Care-Arbeit noch weitestgehend von Frauen geleistet wird, brauchen Frauen in speziellen Lebensphasen auch spezielle Rahmenbedingungen. Hierunter fallen nicht nur eine flexible und an Dienstzeiten angepasste Kinderbetreuung sowie Unterstützung bei der Angehörigenpflege, sondern unter anderem auch flexible Arbeitsmodelle und flexible Arbeitszeitmodelle. Hierzu gehört ebenso ein praktisch orientiertes und vernünftig angewandtes Mutterschutzgesetz, das Ärztinnen und den ungeborenen Nachwuchs schützt, die Frauen aber nicht bevormundet.

Gläserne Decke weiter ein Thema

Eine wichtige Aufgabe besteht darin, mehr weibliche Vorbilder in ärztlichen Führungspositionen zu etablieren. Sind genügend Ärztinnen an der Spitze angekommen, wird es selbstverständlich werden, ihnen die notwendigen Rahmenbedingungen zu bieten. Je mehr Ärztinnen in Führung es gibt, desto mehr sehen sich zudem jüngere Ärztinnen ermutigt, denselben Weg zu beschreiten. Die Türen aufzustoßen und die gläserne Decke zu überwinden ist auch nach 100 Jahren Ärztinnenvertretung noch ein Thema.

Darüber hinaus ist selbstverständlich weiterhin politische Arbeit nötig. Veränderungen, die aus der Gesellschaft heraus beginnen, müssen sich auch standespolitisch und gesetzgeberisch niederschlagen, um allgemeine Verbindlichkeit zu erlangen. Sind Gesetze einmal angepasst, heißt es: dranbleiben. Wie notwendig es ist, erleben wir seit 2018 beim Mutterschutzgesetz. Dem Wortlaut nach unterstützt es Frauen dabei, während einer Schwangerschaft in Ausbildung und Beruf – also auch in einer Laufbahn als Ärztin – nicht benachteiligt zu werden. Bei der praktischen Auslegung entstehen jedoch neue Hürden, die wir Ärztinnen angehen müssen, um echte Verbesserungen zu erzielen.

An vielen Punkten gleichzeitig ansetzen


Die Rahmenbedingungen zu verändern ist ein vielschichtiges Ziel, das es auf vielen Ebenen gleichzeitig zu bearbeiten gilt. Der Aufwand dafür ist notwendig und macht sich bemerkbar: Inzwischen beobachten wir, dass der Wunsch nach adäquaten beruflichen Rahmenbedingungen in der Medizin die Bedürfnisse einer ganzen Generation widerspiegelt – von Frauen und Männern.

Prof. Dr. med. Barbara Puhahn-Schmeiser ist Vizepräsidentin des DÄB. Die Fachärztin für Neurochirurgie arbeitet an der Uniklinik Freiburg. Sie ist Professorin für Physician Assistant an der ISBA, aktiv in der Landesärztekammer BW und dort Mit-glied im Ausschuss Öffentliches Gesundheitswesen.