Zum Tod von Prof. Dr. med. Ingeborg Siegfried
Eine prägende Ärztin – nicht zuletzt für die geschlechtsspezifische
Medizin in Deutschland
Der Deutsche Ärztinnenbund e. V. und insbesondere die Regionalgruppe Gießen trauern um ihr Gruppen-Gründungsmitglied Prof. Dr. med. Ingeborg Siegfried, die am 23. Juni 2024 in Berchtesgaden verstorben ist.
Erste deutsche Professorin für Allgemeinmedizin
Geboren am 26.03.1928 in Gießen ist sie ihrem Geburtsort und seiner Umgebung immer treu geblieben. Hier wuchs sie auf, machte Abitur, studierte von 1949 bis 1954 Medizin in Bonn, Marburg und Gießen. Sie promovierte 1955 und arbeitete bis 1960 als wissenschaftliche Assistentin an der medizinischen Poliklinik der Universitätsklinik Gießen. Dann eröffnete sie eine Allgemeinarztpraxis in Biebertal, die sie über 28 Jahre lang leitete. 1982 wurde sie als erste deutsche Professorin für Allgemeinmedizin an die Justus-Liebig-Universität Gießen berufen und lehrte dort bis zu ihrer Emeritierung.
Als Allgemeinmedizinerin und Sportärztin war sie aktiv in der Förderung des Breitensports und der Präventionsmedizin tätig, beispielsweise in der Implementierung von Herzsportgruppen. Auch im Hochleistungssport war sie eine gefragte Beraterin, so auch bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Sie bekleidete vielfältige Ehrenämter, war in der ärztlichen Berufspolitik engagiert, aber auch in Vorständen allgemeinmedizinischer, kardiologischer und sportmedizinischer Fachgesellschaften.
Für ihre Verdienste wurde sie vielfältig ausgezeichnet: unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, der Christoph-Faust-Medaille, dem Verdienstorden des Landes Hessen, der Richard-Hammer-Medaille und der Ehrenplakette der Landesärztekammer Hessen sowie der Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer.
In besonderer Weise fühlte sie sich innerhalb der Medizin dem DÄB verbunden, dessen Regionalgruppe Gießen sie von 1994 bis 2002 als Vorsitzende leitete und prägte. Sie war es, die, neben dem ganzheitlichen Ansatz in der Medizin, begann, einen speziellen Blick auf unterschiedliche Symptome und Krankheitsverläufe unter geschlechtsspezifischen Aspekten zu betrachten und zu erforschen.
Initialzündung für ein zentrales DÄB-Thema
Heute ist die Gendermedizin in der Gesellschaft verankert, damals war sie es noch keineswegs. Insofern hatte das Thema des von ihr zum 75. Gründungsjahr des DÄB mitorganisierten 26. wissenschaftlichen Kongresses 1999 in Gießen etwas fast Revolutionäres: Er stand unter dem Titel „Schlagen Frauenherzen anders? Geschlechtsspezifische Aspekte von Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen“. Dieser Kongress legte einen der Grundsteine für einen Schwerpunkt im Denken, Handeln und Forschen des DÄB und der Einsatz des Verbands für die Etablierung der genderspezifischen Medizin war lange ein Alleinstellungsmerkmal. Heute kommt nun kein medizinisches Lehrbuch mehr an der Notwendigkeit der genderspezifischen Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit vorbei.
Außergewöhnlich engagiert
Ingeborg Siegfried war eine außergewöhnlich engagierte, neugierige und sehr präsente Medizinerin, die viele von uns Ärztinnen im DÄB und darüber hinaus „entdeckt“, geprägt, gefördert, beeindruckt hat und immer zum Nachdenken anregte. Auch das vom DÄB Gießen 2018 zu ihrem 90. Geburtstag veranstaltete Symposium („Wie schlagen Frauenherzen heute – und andere Herzensangelegenheiten“) war getragen von ihrer Lebensenergie und Großzügigkeit.
Ein besonderes Frauenherz hat aufgehört zu schlagen! Uns ist es eine Herzensangelegenheit, an Ingeborg Siegfried zu erinnern und ihren hinterbliebenen zwei Kindern, fünf Enkeln und zwei Urenkeln unsere Anteilnahme auszudrücken. Sie wird fehlen!
Dr. med. Carmen Brosig, Dr. med. Brigitte Ende
für die Regionalgruppe Gießen
Erste deutsche Professorin für Allgemeinmedizin
Geboren am 26.03.1928 in Gießen ist sie ihrem Geburtsort und seiner Umgebung immer treu geblieben. Hier wuchs sie auf, machte Abitur, studierte von 1949 bis 1954 Medizin in Bonn, Marburg und Gießen. Sie promovierte 1955 und arbeitete bis 1960 als wissenschaftliche Assistentin an der medizinischen Poliklinik der Universitätsklinik Gießen. Dann eröffnete sie eine Allgemeinarztpraxis in Biebertal, die sie über 28 Jahre lang leitete. 1982 wurde sie als erste deutsche Professorin für Allgemeinmedizin an die Justus-Liebig-Universität Gießen berufen und lehrte dort bis zu ihrer Emeritierung.
Als Allgemeinmedizinerin und Sportärztin war sie aktiv in der Förderung des Breitensports und der Präventionsmedizin tätig, beispielsweise in der Implementierung von Herzsportgruppen. Auch im Hochleistungssport war sie eine gefragte Beraterin, so auch bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Sie bekleidete vielfältige Ehrenämter, war in der ärztlichen Berufspolitik engagiert, aber auch in Vorständen allgemeinmedizinischer, kardiologischer und sportmedizinischer Fachgesellschaften.
Für ihre Verdienste wurde sie vielfältig ausgezeichnet: unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, der Christoph-Faust-Medaille, dem Verdienstorden des Landes Hessen, der Richard-Hammer-Medaille und der Ehrenplakette der Landesärztekammer Hessen sowie der Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer.
In besonderer Weise fühlte sie sich innerhalb der Medizin dem DÄB verbunden, dessen Regionalgruppe Gießen sie von 1994 bis 2002 als Vorsitzende leitete und prägte. Sie war es, die, neben dem ganzheitlichen Ansatz in der Medizin, begann, einen speziellen Blick auf unterschiedliche Symptome und Krankheitsverläufe unter geschlechtsspezifischen Aspekten zu betrachten und zu erforschen.
Initialzündung für ein zentrales DÄB-Thema
Heute ist die Gendermedizin in der Gesellschaft verankert, damals war sie es noch keineswegs. Insofern hatte das Thema des von ihr zum 75. Gründungsjahr des DÄB mitorganisierten 26. wissenschaftlichen Kongresses 1999 in Gießen etwas fast Revolutionäres: Er stand unter dem Titel „Schlagen Frauenherzen anders? Geschlechtsspezifische Aspekte von Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen“. Dieser Kongress legte einen der Grundsteine für einen Schwerpunkt im Denken, Handeln und Forschen des DÄB und der Einsatz des Verbands für die Etablierung der genderspezifischen Medizin war lange ein Alleinstellungsmerkmal. Heute kommt nun kein medizinisches Lehrbuch mehr an der Notwendigkeit der genderspezifischen Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit vorbei.
Außergewöhnlich engagiert
Ingeborg Siegfried war eine außergewöhnlich engagierte, neugierige und sehr präsente Medizinerin, die viele von uns Ärztinnen im DÄB und darüber hinaus „entdeckt“, geprägt, gefördert, beeindruckt hat und immer zum Nachdenken anregte. Auch das vom DÄB Gießen 2018 zu ihrem 90. Geburtstag veranstaltete Symposium („Wie schlagen Frauenherzen heute – und andere Herzensangelegenheiten“) war getragen von ihrer Lebensenergie und Großzügigkeit.
Ein besonderes Frauenherz hat aufgehört zu schlagen! Uns ist es eine Herzensangelegenheit, an Ingeborg Siegfried zu erinnern und ihren hinterbliebenen zwei Kindern, fünf Enkeln und zwei Urenkeln unsere Anteilnahme auszudrücken. Sie wird fehlen!
Dr. med. Carmen Brosig, Dr. med. Brigitte Ende
für die Regionalgruppe Gießen