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Buchbesprechung

Durch die gläserne Decke

Das Buch enthält Beiträge von 24 Chefärztinnen in der Neurochirurgie in Deutschland, die von 12 Mitgliedern der Kommission „Frauen in der Neurochirurgie – offen für alle“ befragt wurden, ergänzt durch eine sorgfältige Recherche, z. B. in Dokumentationen der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. Die Interviewten beschrieben ihren Weg in einem Fach, das traditionell androzentriert wahrgenommen, verwaltet und fachlich verantwortet wird. Es war für alle Befragten schwer, die gläserne Decke zu durchstoßen und sich den Weg an die Spitze zu erkämpfen. Vorbilder waren rar, so musste z. B. die erste Neurochirurgin weltweit, Alice Rosenstein, vor den Nazis fliehen. Sie starb 1991 mit 93 Jahren in den USA: nicht der einzige Fall eines Aderlasses, den die Nationalsozialisten durchgeführt haben, indem sie exzellente Ärztinnen und Ärzte verfolgten. Sie fehlten als Vorbilder für kommende Generationen – bis heute.

Benachteiligung durch Vorurteile, fehlende Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Mobbing durch männliche Kollegen erschwerten bereits den Weg zur Fachärztin. Trotz aller Widrigkeiten hatte man sein Ziel im Auge – als Einzelkämpferin, fernab von offiziellen Beteuerungen hinsichtlich der Gleichstellung. Die Befragten berichten über Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechts, über Anmache und Sexismus. Das Buch soll zeigen: Du bist nicht allein, wir haben es geschafft, das kannst du auch! Und das gilt genauso für andere Fächer der Medizin!

Jutta Krüger, Ulrike Eisenberg (Hg.): „Durch die gläserne Decke. Wege deutscher Neurochirurginnen in Spitzenpositionen“, LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2024, ISBN: 978-3-643-25100-8, ISBN: 978-3-643-45100-2 (PDF).

Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk ist Senior Consultant des DÄB.

gabriele.kaczmarczyk@aerztinnenbund.de