Wissenschaftspreis 2005 des Deutschen Ärztinnenbundes e. V.: Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Bettina Pfleiderer:
Neuronalen Unterschieden auf den Grund gehen
Pressemitteilung
03.10.2005
Berlin, 30. September 2005. Den Wissenschaftspreis des Deutschen Ärztinnenbundes erhält anlässlich des
29. Wissenschaftlichen Kongresses 2005 in Berlin
Frau Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Bettina Pfleiderer
Radiologisches Institut der Westfälischen Willhelms-Universität Münster.
Das Thema der preisgekrönten Arbeit lautet:
Metabolische Korrelate verbaler Intelligenz im präfrontalen Cortex (DLPFC) bei Frauen
Die Wissenschaftlerin und Ärztin wurde von dem Auswahlgremium, bestehend aus Frau PD Dr. med. Petra Arck, Berlin, Frau Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Berlin, Frau Prof. Dr. med. Marianne Schrader, Lübeck, Frau Prof. Dr. med. Gabriela Stoppe, Basel, und Frau Prof. Dr. med. Barbara Wollenberg, Lübeck, zur Preisträgerin ernannt.
Die Preisträgerin wandte sich nach dem Abitur aus Freude an der Wissenschaft und dem Willen, die Dinge von Grund auf zu verstehen zunächst dem Studium der Chemie zu. Nach der Promotion zur Dr. rer. nat. forschte sie fünf Jahre als Postdoktorandin am NMR Center des Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School in Boston, lernte dort die Kernspintomographie, für sie eine faszinierende Welt der Bildgebung und vor allem der Spektroskopie kennen und näherte sich so der Medizin. Die Spektroskopie kann auf nicht invasive Weise gewissermaßen einen „Fingerabdruck“ von Stoffwechselvorgängen innerhalb des Gehirns liefern.
Bei ihren Forschungsvorhaben in den USA erkannte sie, dass die faszinierenden modernen Forschungsmethoden ohne solide Medizinkenntnisse sowohl bei der gezielten Fragestellung als auch beim Verständnis pathophysiologischer Zusammenhänge nicht erfolgversprechend einzusetzen sind. Sie begann deshalb das Zweitstudium der Humanmedizin an der Universität Münster. Die Chemie lieferten ihr die biochemischen Grundlagen, die Medizin stellte die Zusammenhänge zum Lebendigen her.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit, in der Zeitschrift Neuroscience veröffentlicht, basieren auf aus der Literatur bekannten systematischen Testuntersuchungen, bei denen sich geschlechtsgebundene Unterschiede verschiedener Intelligenzfunktionen feststellen ließen, insbesondere der Sprache, der räumlichen Orientierung oder auch der kognitiven bzw. affektiven Reaktionen in komplexen Umgebungssituationen. Solchen Unterschieden liegen neben weiteren Faktoren auch funktionelle oder strukturelle Unterschiede der Gehirne (so genannter sexual brain dimorphism) zugrunde. Dabei ist es bekannt, dass insbesondere unter dem Einfluss von Sexualhormonen das männliche und das weibliche Hirn sich unterschiedlich entwickeln, wobei auch die Interaktion mit der Umwelt eine wichtige Rolle spielt. Es ist jedoch heute noch wenig bekannt, worin die neuronalen Unterschiede im Einzelnen bestehen. Insbesondere gibt es kaum Ergebnisse zu Geschlechtsunterschieden des Cortex cerebri.
Der Klärung von Geschlechtsunterschieden im Bereich des Cortex cerebri widmet sich die preisgekrönte Arbeit. Die Untersuchungsergebnisse, die mit Hilfe der Protonenmagnetresonanzspektroskopie erhoben wurden, konnten erstmals bestätigen, dass der Gehirnmetabolismus im präfontalen Cortex, der sehr wahrscheinlich durch Hormone beeinflusst wird, eine wichtige Rolle für die verbale Intelligenz bei Frauen spielt, ähnliche Befunde konnten für Männer nicht festgestellt werden.
Die Preisträgerin bezeichnet sich selbst als forschende Ärztin. In ihrer Kindheit wurde sie geleitet von einem weiblichen Vorbild, der Schwester ihres Vaters, einer Hausärztin, die sich für ihre Promotion mit wissenschaftlichen Problemen auseinander gesetzt hatte. Sie selbst hält diese Vorbildfunktion weiterhin für ausgesprochen wichtig und versteht sich als Vorbild in der eigenen Familie, sie ist Mutter zweier Töchter. Ihre Vision für die Zukunft besteht darin, dass genderbasierte Untersuchungen zunehmende Beachtung finden, nicht nur als Alibifunktion oder aus Gründen politischer Korrektheit, sondern damit gesundheitspolitisch erkannt wird, dass eine weitere Vernachlässigung der Unterschiede beider Geschlechter in der Medizin nicht nur zu Fehlversorgung, sondern auch zu unnötigen Kosten führen kann.
Die Arbeit ist für die Zukunft richtungweisend. Mit der Preisverleihung kommen wir einer für den Ärztinnenbund traditionell wichtigen Aufgaben nach, nämlich Anstoß zu geben, genderspezifische wissenschaftliche Erkenntnisse in der Medizin der Öffentlichkeit zu präsentieren.
29. Wissenschaftlichen Kongresses 2005 in Berlin
Frau Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Bettina Pfleiderer
Radiologisches Institut der Westfälischen Willhelms-Universität Münster.
Das Thema der preisgekrönten Arbeit lautet:
Metabolische Korrelate verbaler Intelligenz im präfrontalen Cortex (DLPFC) bei Frauen
Die Wissenschaftlerin und Ärztin wurde von dem Auswahlgremium, bestehend aus Frau PD Dr. med. Petra Arck, Berlin, Frau Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Berlin, Frau Prof. Dr. med. Marianne Schrader, Lübeck, Frau Prof. Dr. med. Gabriela Stoppe, Basel, und Frau Prof. Dr. med. Barbara Wollenberg, Lübeck, zur Preisträgerin ernannt.
Die Preisträgerin wandte sich nach dem Abitur aus Freude an der Wissenschaft und dem Willen, die Dinge von Grund auf zu verstehen zunächst dem Studium der Chemie zu. Nach der Promotion zur Dr. rer. nat. forschte sie fünf Jahre als Postdoktorandin am NMR Center des Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School in Boston, lernte dort die Kernspintomographie, für sie eine faszinierende Welt der Bildgebung und vor allem der Spektroskopie kennen und näherte sich so der Medizin. Die Spektroskopie kann auf nicht invasive Weise gewissermaßen einen „Fingerabdruck“ von Stoffwechselvorgängen innerhalb des Gehirns liefern.
Bei ihren Forschungsvorhaben in den USA erkannte sie, dass die faszinierenden modernen Forschungsmethoden ohne solide Medizinkenntnisse sowohl bei der gezielten Fragestellung als auch beim Verständnis pathophysiologischer Zusammenhänge nicht erfolgversprechend einzusetzen sind. Sie begann deshalb das Zweitstudium der Humanmedizin an der Universität Münster. Die Chemie lieferten ihr die biochemischen Grundlagen, die Medizin stellte die Zusammenhänge zum Lebendigen her.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit, in der Zeitschrift Neuroscience veröffentlicht, basieren auf aus der Literatur bekannten systematischen Testuntersuchungen, bei denen sich geschlechtsgebundene Unterschiede verschiedener Intelligenzfunktionen feststellen ließen, insbesondere der Sprache, der räumlichen Orientierung oder auch der kognitiven bzw. affektiven Reaktionen in komplexen Umgebungssituationen. Solchen Unterschieden liegen neben weiteren Faktoren auch funktionelle oder strukturelle Unterschiede der Gehirne (so genannter sexual brain dimorphism) zugrunde. Dabei ist es bekannt, dass insbesondere unter dem Einfluss von Sexualhormonen das männliche und das weibliche Hirn sich unterschiedlich entwickeln, wobei auch die Interaktion mit der Umwelt eine wichtige Rolle spielt. Es ist jedoch heute noch wenig bekannt, worin die neuronalen Unterschiede im Einzelnen bestehen. Insbesondere gibt es kaum Ergebnisse zu Geschlechtsunterschieden des Cortex cerebri.
Der Klärung von Geschlechtsunterschieden im Bereich des Cortex cerebri widmet sich die preisgekrönte Arbeit. Die Untersuchungsergebnisse, die mit Hilfe der Protonenmagnetresonanzspektroskopie erhoben wurden, konnten erstmals bestätigen, dass der Gehirnmetabolismus im präfontalen Cortex, der sehr wahrscheinlich durch Hormone beeinflusst wird, eine wichtige Rolle für die verbale Intelligenz bei Frauen spielt, ähnliche Befunde konnten für Männer nicht festgestellt werden.
Die Preisträgerin bezeichnet sich selbst als forschende Ärztin. In ihrer Kindheit wurde sie geleitet von einem weiblichen Vorbild, der Schwester ihres Vaters, einer Hausärztin, die sich für ihre Promotion mit wissenschaftlichen Problemen auseinander gesetzt hatte. Sie selbst hält diese Vorbildfunktion weiterhin für ausgesprochen wichtig und versteht sich als Vorbild in der eigenen Familie, sie ist Mutter zweier Töchter. Ihre Vision für die Zukunft besteht darin, dass genderbasierte Untersuchungen zunehmende Beachtung finden, nicht nur als Alibifunktion oder aus Gründen politischer Korrektheit, sondern damit gesundheitspolitisch erkannt wird, dass eine weitere Vernachlässigung der Unterschiede beider Geschlechter in der Medizin nicht nur zu Fehlversorgung, sondern auch zu unnötigen Kosten führen kann.
Die Arbeit ist für die Zukunft richtungweisend. Mit der Preisverleihung kommen wir einer für den Ärztinnenbund traditionell wichtigen Aufgaben nach, nämlich Anstoß zu geben, genderspezifische wissenschaftliche Erkenntnisse in der Medizin der Öffentlichkeit zu präsentieren.