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Buchbesprechung

Thema Klimawandel: Ein Fakten-Thriller, der zur Änderung motiviert

Vieles glaubt man schon zu kennen und halbwegs zu verstehen, wenn vom Klimawandel die Rede ist. Dennoch fällt es einer wie Schuppen von den Augen, nachdem sie sich an den etwas lockeren Stil des bekannten Roman- und Sachbuchautors Frank Schätzing, Jahrgang 1957, gewöhnt hat. In einem Fakten-Thriller geht es um die dramatische Eskalation der Klimakrise: um die zu lange Ignoranz derselben durch Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und die verheerenden Folgen für uns alle, deren Leben in einen Abgrund rutschen wird.

Deutliche Worte

Die Älteren unter uns kommen vielleicht noch mit einem blauen Auge davon. Die Jüngeren wird es mit zunehmender Wucht treffen, wenn die jetzige (!) Herausforderung nicht umgehend angenommen wird und alle sich beeinflussen lassen „von Populisten, die die Blödheit zur Staatsräson erklären“ – wie es in dem Buch heißt. Eile ist geboten, denn der Kipppunkt ist bereits überschritten. Es geht um Treibhausgase, globale Eis­massen, Energie und Verkehr, um Meere, Ozeane und Wälder und nicht zuletzt um den CO2-Fußabdruck, der von jedem und jeder hinterlassen wird und sich ziemlich genau berechnen lässt.

Schätzing beschreibt Klimaschutz und Digitalisierung aber auch als enorme Wachstumsbranchen, die es zu fördern gilt: Energiequellen wie Sonne, Wind und Meereskraft sind vorhanden und ebenso die KI (Künstliche Intelligenz), um sinnvoll zu handeln. Umsetzung tut not. Aber die ist zu zögerlich, wie der Autor an vielen Beispielen politischer Entscheidungen – auch der letzten Regierung – aufzeigt. Wenn Angela Merkel gesagt hat, Politik sei das, was möglich ist, stellt Schätzing entgegen: Politik muss das machen, was nötig ist, und zwar schnell. Der Autor analysiert: In den weltweiten Klima­konferenzen, die es seit 1972 gibt, rangierte Deutschland immer weit hinten.

Motive der Klimaleugner

Auch Klimaleugner sind Thema im Buch, etwa das selbst ernannte Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE), das der AfD nahesteht und gezielt den menschengemachten Klimawandel leugnet. Interessant ist zudem die Beschreibung von US-amerikanischen Gegenoffensiven zu Klimaschutzbestrebungen, meist aus dem Umfeld der Republikaner, die mit Milliardensummen andere Interessen verfolgen. Man erfährt: Auch in Europa setzen sich hunderte Lobbyisten in Brüssel für die Großkonzerne und die traditionelle Energieversorgung ein.

Zum Umgang mit Anhängern von Verschwörungsmythen äußert sich der Autor ebenfalls. Er beschreibt zum Beispiel einen Taxifahrer, der Angela Merkel als eine verkappte Riesenechse sieht. Diskussionen seien hier Zeitverschwendung, denn diese Menschen fürchten den Verlust der eigenen Bedeutung, wenn sie sich anerkannter Wissenschaft aussetzen.

Fazit:

Das Buch enthält eine Fülle von Stoff auf 336 Seiten. Es ist unbedingt lesenswert, weil es Auswege aus der Krise aufzeigt, die man zusammenfassend als Verantwortungsgefühl, Maßhalten und Akzeptanz von Einschränkungen beschreiben kann. Zum Nachschlagen wäre allerdings ein Stichwortverzeichnis hilfreich gewesen.

Frank Schätzing: Was, wenn wir einfach die Welt retten?; Verlag Kiepenheuer & Witsch; ISBN 978-3-462-00201-0

Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk ist Senior Consultant des DÄB.

E-Mail: Gabriele.Kaczmarczyk@aerztinnenbund.de
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