DÄB fordert mehr Gleichstellungsmaßnahmen in Kliniken: Laut aktuellem IAB-Bericht wirken sie nachweislich – und die Arbeitskraft von Ärztinnen wird dringend gebraucht

Pressemitteilung
20.09.2023
Der Mangel an Ärztinnen und Ärzten in Deutschland ist akut. Das liegt unter anderem daran, dass es vielen Frauen in der Medizin von Arbeitgeberseite noch schwer gemacht wird, ihr Potenzial zu entfalten. Der aktuelle Kurzbericht aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit1 belegt, dass betrieblichen Maßnahmen zur Förderung von Gleichstellung die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern verkleinern. „Wenn sich das Gehaltsniveau angleicht, liegt das zu einem großen Teil daran, dass die Frauen mehr Arbeitsstunden leisten und höhere Positionen erreichen“, erklärt Dr. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. (DÄB). „Das sind Effekte, die wir im Gesundheitswesen dringend benötigen – um die Gleichstellung voranzubringen und damit auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu sichern“, sagt Groß. Und weiter: „Gerade in den Kliniken bestehen oft noch eklatante Lücken. Verbesserungspotenziale sind ungenutzt. Das muss sich rasch ändern.“

Der IAB-Bericht listet exemplarisch einige Maßnahmen auf, welche die Gleichstellung fördern, etwa Mentoringprogramme, eine stärkere Einbindung von Beschäftigten in Elternzeit sowie betriebliche Angebote zur Kinderbetreuung. „Aus unserer Sicht untermauert dieser Bericht, dass die Forderungen, die der DÄB schon lange erhebt, genau die richtigen sind, um unser Gesundheitssystem zu stabilisieren“, sagt Groß. „Indem man für die Frauen in medizinischen Berufen Bedingungen schafft, die Chancengleichheit überhaupt erst ermöglichen. Insbesondere für Ärztinnen sind dafür Kinderbetreuungsangebote wichtig, die den ärztlichen Arbeitszeiten entsprechen und zudem schnell erreichbar sind. Optimal sind Betreuungsangebote, die direkt an die Kliniken angeschlossen sind.“

Im Krankenhaussektor besteht darüber hinaus ein weiteres Problem, das die berufliche Entwicklung und Einbindung von Ärztinnen bremst: der Mutterschutz für Schwangere. „Trotz aller begrüßenswerter Initiativen der letzten Monate werden immer noch viel zu viele schwangere Ärztinnen von patientennahen Tätigkeiten, insbesondere von OPs und Interventionen, ausgeschlossen oder sie erhalten komplette Beschäftigungsverbote“, berichtet DÄB-Vizepräsidentin PD Dr. med. Barbara Puhahn-Schmeiser. Ihr berufliches Fortkommen verzögert sich dadurch im Vergleich zu dem der männlichen Kollegen. Zugleich werden verbleibende ärztliche Teams stark belastet, wenn Frauen, die arbeiten möchten, das nicht dürfen.

„Es existieren mittlerweile bewährte Erfahrungsberichte, wie es auf der Basis von Gefährdungsbeurteilungen verantwortbar gelingen kann, schwangeren Ärztinnen die patientennahe Weiterbildung und Weiterarbeit zu ermöglichen“, sagt Puhahn-Schmeiser. „Allerdings müssten noch viel mehr Kliniken diese Lösungen umsetzen.“ Laut dem IAB-Bericht trägt jede zusätzliche Gleichstellungsmaßnahme merkbar zu einer Verbesserung bei. „Bei Schwangerschaft und Mutterschutz bietet sich damit eine Gelegenheit, schnell und einfach etwas zu tun“, meint Puhahn-Schmeiser. „Wir appellieren erneut an alle Verantwortlichen, umgehend zu handeln.“

1IAB-Kurzbericht: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-17.pdf
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