Dr. med. Christiane Groß, M. A.
Foto: Jochen Rolfes

Editorial

Liebe Kolleginnen,

in der vorliegenden Ausgabe der ärztin beschäftigen wir uns in der Titelstrecke (ab S. 5) mit einem der aktuell wichtigsten Themen für junge Ärztinnen. Schwangerschaft verlängert für sie – zum Teil schon während des Studiums – durch die Beschäftigungsverbote die zeitlichen Abstände gegenüber Ärzten bis zur Facharztanerkennung. Ein Kind zu erwarten ist damit einer der Hauptgründe für den Karriereknick bei Ärztinnen.

Das Thema Mutterschutz betrifft auch die Kolleg:innen, die bei einem Beschäftigungsverbot die anfallenden Aufgaben und ausfallenden Dienste übernehmen und abfedern müssen. Das wird oft als Argument her­angezogen, um eine schwangere Kollegin möglichst rasch und konsequent aus der Planung zu nehmen. Kein Wunder also, dass sich immer noch viele Ärztinnen entscheiden, ihre Schwangerschaft erst mal gar nicht oder sehr spät zu melden. Das konterkariert natürlich den Sinn der Mutterschutz-Gesetzgebung.

Erstaunlich ist für mich, dass sich die Arbeitgeber:innen trotz des Ärzt:innenmangels nicht stärker dafür einsetzen, die Schwangere zu unterstützen und sie sich als Arbeitskraft zu erhalten. Wie der Begriff Ärzt:innenmangel ja verdeutlicht, müsste außerdem die Gesellschaft daran interessiert sein, dass schwangeren Ärztinnen, die weiterarbeiten wollen, ein Weg bereitet wird, dies zu tun. Und zwar ohne dass sie damit sich und das Kind gefährden. Nichts anderes sollte die Novellierung der Mutterschutz-Gesetzgebung erreichen. Gut gedacht ist hier aber nicht gut gemacht und für Frauen im Gesundheitswesen hat sich die Novellierung eher zu einem Bumerang entwickelt.

Wir fordern eine Besserung. Natürlich darf diese aber nicht dazu führen, dass nun psychischer Druck auf diejenigen Schwangeren ausgeübt würde, die nicht weiterarbeiten möchten, weil sie Bedenken wegen des Kindes haben. Das darf nicht passieren! In unse­rem Heft stellen wir uns dem Spannungsfeld zwischen der Freude von Schwangeren, bald Mutter zu werden, und den Problemen, die mit dem Arbeitsplatz zusammenhängen, so dass – wie auf unserem Titelbild – mancher ärztliche Arbeitsplatz leer bleibt.

Im Heft finden Sie außerdem andere wichtige Themen, die den DÄB seit Jahren beschäftigen. Der Blick auf Gendermedizin, Digitalisierung, die Problematik sexueller Übergriffe im beruflichen Umfeld und der Blick in die Geschichte des DÄB werden Sie hoffentlich ebenso faszinieren wie mich.

Die Mitgliederversammlung hat die Mitgliedschaft bei KLUG beschlossen (S. 18–19), damit der Deutsche
Ärztinnenbund auch ein sichtbares Zeichen für Klima und Gesundheit setzt. Ein neuer Ausschuss ist für das Thema zuständig und Ihre Mitarbeit ist erwünscht! Wir arbeiten auch an weiteren Ausschüssen, so dass sich Mitglieder insgesamt einfacher beteiligen können. Auch bei diesem Prozess ist Ihre Mitwirkung erwünscht! Schauen Sie einfach demnächst mal auf die Homepage und erkunden Sie die neuen Mitmach-
Optionen.

Und last, but not least sind wir von der Situation des Krieges in der Ukraine auch sehr betroffen und haben überlegt, wie wir Hilfe bieten können. Möglichkeiten für Hilfen und Spenden gibt es viele mit finanziellem und/oder persönlichem Einsatz. Ärztinnen und Ärzte in
der Ukraine benötigen Medikamente und andere Materialien für die Gesundheitsversorgung. Hier möchte ich unter anderem auf „Aktion Medeor“ und „I.S.A.R. Germany“ (International Search and Rescue) aufmerksam machen, falls Sie noch eine diesbezügliche Spendenoption suchen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie weiter gut durch die Pandemie kommen und wünsche uns allen, dass die Weltgemeinschaft einen Weg findet zum Frieden, um das Leid zu verringern.

Mit kollegialen Grüßen

Dr. med. Christiane Groß, M.A.
Präsidentin des DÄB

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