In Padua: Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk (li.) und PD Dr. med. Ute Seeland
Foto: privat

Gendermedizin international: Lehren aus der Pandemie?

Der 10. internationale Kongress der „International Society of Gender Medicine“ hat Mitte September 2022 in Padua in Italien stattgefunden. Auch der Deutsche Ärztinnenbund war – zusammen mit der Berliner Charité – vertreten: „Ausbildung in Gendermedizin ist überfällig“, war ein solcher Beitrag überschrieben. „COVID-19 related sex and gender knowledge among virologists: frequently addressed but not prioritized in research and education“ war ein weiteres Thema.

Die Trägerin des DÄB-Wissenschaftspreises 2019, PD Dr. med. Ute Seeland, brachte darüber hinaus weitere Themen ein und leitete mehrere Sitzungen. Das Programm war umfangreich und wurde von Wissenschaftler:innen aus vielen Ländern der Welt gestaltet. Insgesamt gab es 105 Poster, 47 oral communications und 53 eingeladene Vorträge – unter anderem von Marianne Legato aus den USA, der wohl bekanntesten Wegbereiterin für die Gendermedizin. Präsentiert und diskutiert wurde also ein weites Spektrum dessen, was heute in den verschiedensten medizinische Disziplinen zur Gendermedizin geforscht und gelehrt wird. Der Abstraktband des Kongresses ist unter www.gendermedjournal.it verfügbar.

Der Vortrag über die Ausbildung zur Gendermedizin an den medizinischen Fakultäten in Deutschland verdeutlichte die aktuell katastro­phale Situation. Beteiligt war der DÄB auch an einem Vortrag über gendersensible Lehre zur Corona-Pandemie, die von den Virolog:innen vertreten wird – beziehungsweise zu wenig berücksichtigt wird. Meines Erachtens mangelte es auf dem Kongress allgemein an Beiträgen zum Thema „Pandemie und Geschlecht“! Das Robert Koch-Institut plant gerade einen kleinen Ergänzungsband über Frauen in der Pandemie zum Ende 2020 erschienenen Frauengesundheitsbericht. Er wird das Forschungsdefizit nicht beheben können. Eine umfassende Aufarbeitung der geschlechtsspezifischen medizi­nischen Unterschiede in der Pandemie ist überfällig, finde ich.

Positiv zu vermerken ist, dass es zahlreiche Poster und Vorträge zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Kardiologie gab, auch ein Thema von Ute Seeland.

Mitgeteilt von Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Senior Consultant des DÄB.
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