Katharina Kewitz
Foto: privat

Laut sein für eine klimagerechte und gesunde Zukunft

Tödliche Extremwetter, katastrophale Dürren, Waldbrände in nie dagewesenem Ausmaß – die Krise eskaliert und trifft diejenigen am härtesten, die am wenigsten beigetragen haben und ohnehin schon marginalisiert und benachteiligt werden. Gleichzeitig erleben wir die verheerenden Auswirkungen fossiler Abhängigkeiten auf geopolitische Stabilität, Energieversorgung und Menschenrechte. Und all das schon bei „nur“ 1,2 Grad Erderwärmung.

Wir stehen vor dieser existentiellen Bedrohung und dennoch fällt es manchmal schwer, zu begreifen, was es wirklich heißt, wenn die Pariser Klimaziele verfehlt werden. Und ja, es ist unbequem, sich klarzumachen, dass die Klimakrise unsere Gesundheit, unser Überleben und die Gesundheit kommender Generatio­nen grundlegend in Frage stellt. Es ist beängstigend, zu verstehen, dass Menschen nur in einer klimagerechten Welt gesund und friedlich leben können. Vor allem aber bedeutet es, dass sich etwas ändern muss. Mediziner:innen und Institutionen dürfen nicht still bleiben, während uns die Grundlage menschlicher Gesundheit um die Ohren zu fliegen droht, die Wissenschaft eindeutig ist und Po­litik trotzdem nicht entsprechend handelt. Eine Politik, die sich noch immer gegen die Einhaltung des beschlossenen 1,5-Grad-Ziels entscheidet, die eine Verkehrswende blockiert und fossile Energieträger nach wie vor subventioniert, gefährdet die Gesundheit aller Menschen. Es ist auch unsere Aufgabe, das nicht hinzunehmen, sondern lauter und entschiedener für Gesundheit und Klimagerechtigkeit einzutreten.

Aktiv bei Health for Future: Medizinstudentin Katharina Kewitz
Foto: privat
Um Teil der notwendigen Veränderung zu sein, müssen wir uns als politisch erkennen. Von politischen Entscheidungen ist abhängig, wie stark Menschen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten unter Extremwetter, Hitze, Dürren und Infektionskrankheiten leiden und ob das ohnehin schon überlastete Gesundheitssystem der Belastung standhält. Von politischen Entscheidungen ist abhängig, ob gesündere Lebensbedingungen für alle geschaffen werden.

Die Dimension geht dabei weit über traditionell gesundheitspolitische Themen hinaus, denn klimapolitische Entscheidungen über Energie-, Verkehrs- oder Agrarwende sind auch Gesundheitspolitik. Krisen müssen über Sektorengrenzen hinweg begriffen und gelöst werden. Lange wurde durch eine unzu­reichende Positionierung das fatale Signal an Politik und Gesellschaft gesendet, ein fossiles „Weiter so“ sei aus gesundheitlicher Sicht akzeptabel.

Das müssen wir ändern, indem wir politisch sind und Stellung beziehen, denn die privilegierte Rolle von Ärzt:innen bringt auch die Verantwortung, sich einzumischen und für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen. Inmitten all dieser Krisen und Bedrohungen gibt es auch Hoffnung, denn es muss nicht so bleiben und wir haben es noch in der Hand. Wir sind an einem kritischen Punkt und es bleibt nicht mehr viel Zeit, aber wir haben jetzt noch die Chance, Veränderung zu gestalten, bevor die Krisen sie für uns gestalten.

Lasst uns den Mut haben, laut zu sein! Lasst uns Verantwortung übernehmen und gemeinsam eine gesunde Gegenwart und Zukunft erschaffen. Lasst uns der Gesundheit eine lautere Stimme geben. Eine Stimme für Klimagerechtigkeit, die für die Gesundheit aller Menschen kämpft – für die Gesundheit derer, die unter extremer Hitze leiden, für die Gesundheit der Menschen im globalen Süden, für die Klimafolgen schon heute eine Frage des Überlebens sind und für die Gesundheit junger Menschen und kommender Generationen.

Katharina Kewitz studiert im 11. Semester Medizin an der Universität zu Lübeck. Sie ist Klimagerechtigkeitsaktivistin bei Fridays for Future und setzt sich bei Health for Future für Klimaschutz aus einer gesundheitlichen Perspektive ein.

E-Mail: luebeck@healthforfuture.de
Mehr zum Thema